Registrierung unter Hochdruck

Wie läuft es an den PIK-Stationen? Bamf-Chef besucht die Ausländerbehörde in Nürnberg

Anette Röckl

NN-Redaktion Gesellschaft

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12.5.2022, 17:14 Uhr
An den sogenannten PIK-Stationen werden die biometrischen Daten der Geflüchteten erfasst. Neben einem Foto gehört auch der Fingerabdruck dazu.

© Stefan Hippel An den sogenannten PIK-Stationen werden die biometrischen Daten der Geflüchteten erfasst. Neben einem Foto gehört auch der Fingerabdruck dazu.

Die Stuhlreihe vor dem Registrierungszimmer im Nürnberger Amt für Migration und Integration (die frühere Ausländerbehörde) ist voll besetzt. Viele Frauen sind unter den Wartenden, ältere und jüngere, oft mit Kindern. Sie alle sind vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet. An vier Schaltern werden sie an sogenannten PIK-Stationen (PIK steht für Personalisierungs-Infrastruktur-Komponente) erfasst, ihre Daten biometrisch aufgenommen. Ein Gerät prüft ihren Pass auf Echtheit, ein Foto des Gesichtes wird gemacht und Fingerabdrücke genommen. "Manche Menschen sind sehr nervös, vor allem die Älteren. Dann dauert es mit dem Abdruck etwas länger, weil die Hände so zittern", erzählt eine Mitarbeiterin. Zehn bis 25 Minuten braucht eine Erfassung im Schnitt, rund 100 Personen werden pro Tag hier registriert. Mit dem recht aufwändigem Verfahren will die Regierung auch Mehrfachidentitäten oder Sozialleistungsbetrug verhindern.

Große ukrainische Community in Nürnberg

Zur Unterstützung des städtischen Amts für Migration hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), das seinen Sitz in Nürnberg hat, sechs Mitarbeiter und vier PIK-Stationen eingesetzt. Seit 2015 gibt es diese mobilen technische Registrierungsgerätschaften, jetzt werden sie bundesweit überall dringend gebraucht. 180 mobile Stationen hat das Bundesamt deutschlandweit verliehen, 39 davon an Bayern, vier davon sind in Nürnberg.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) unterstützt die Nürnberger Behörde mit vier PIK-Stationen. Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer stattete dem Nürnberger Amt einen Besuch ab.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) unterstützt die Nürnberger Behörde mit vier PIK-Stationen. Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer stattete dem Nürnberger Amt einen Besuch ab. © Stefan Hippel, NNZ

Sehr gerne unterstütze man Nürnberg, betonte Bamf-Leiter Hans-Eckhard Sommer, der dem Migrationsamt am Donnerstag einen Besuch abstattete. Schließlich habe die Noris einen besonders hohen Zuzug aus der Ukraine zu bewältigen. Das liege daran, dass die Community der hier lebenden Ukrainer mit rund 4500 Menschen ohnehin hoch ist und diese natürlich Verwandte und Bekannte in der früheren Heimat haben, die jetzt aus dem Kriegsgebiet hierher zu ihnen kommen.

273 der insgesamt 3500 Mitarbeitenden des Bamf sind momentan bundesweit an den PIK-Stationen im Einsatz, überwiegend Personal, das Russisch oder Ukrainisch spricht. "Diese Mitarbeiter fehlen mir natürlich anderswo", sagte Sommer.

Alle Menschen möglichst rasch biometrisch zu registrieren, sei das Ziel, sagt Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch, in dessen Zuständigkeitsbereich das Amt für Migration fällt.

Alle Menschen möglichst rasch biometrisch zu registrieren, sei das Ziel, sagt Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch, in dessen Zuständigkeitsbereich das Amt für Migration fällt. © Stefan Hippel, NN

Die Menschen möglichst schnell mit ihren biometrischen Daten zu erfassen, ist das Ziel. Eine "enorme Hilfe" sei die Unterstützung durch das Bundesamt, sagt Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch, in dessen Zuständigkeitsbereich das Amt für Migration liegt, weil es bei der Beantragung und der Beschleunigung der Anträge hilft. Zwar gibt es zur Registrierung auch das Anker-Zentrum in Zirndorf. "Aber das ist natürlich ein Umweg", so Kuch. Mit den mobilen Stationen in der Nürnberger Behörde könne man es den Menschen ermöglichen, an einem Ort und damit schneller einen Aufenthaltsantrag zu stellen. "Sie sind darauf angewiesen, um Sozialleistungen zu beziehen oder um ein Job-Angebot zu ergreifen, das ihnen sonst durch die Lappen geht."

Allerdings drängt die Zeit: 7600 Ukrainer und Ukrainerinne wurden in Nürnberg bisher gemeldet (Stand 12. Mai 2022), aber nur etwa die Hälfte davon, 3500, hat ihren Aufenthaltstitel bereits. Mit dem können, so hat es die Regierung beschlossen, Menschen aus der Ukraine ab dem 1. Juni staatliche Grundsicherung - wie etwa Hartz-IV-Empfänger - beziehen. Um den Antrag darauf stellen zu können, muss man nun aber biometrisch erfasst sein und nicht nur im Ausländerzentralregister (AZR) gemeldet. Wer bislang nur im AZR gemeldet ist, muss die biometrische Erfassung jetzt nachholen. "Wir versuchen alles, es zu schaffen", verspricht Kuch.

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