Wie nachhaltig ist Nürnberg? Ein Blick auf den Bereich Mobilität

19.3.2019, 05:30 Uhr
Täglich passieren rund 630.000 Kraftfahrzeuge die Stadtgrenze. "Die Zahl ist seit gut 20 Jahren relativ stabil", so Baureferent Daniel Ulrich, zu dessen Bereich das Verkehrsplanungsamt gehört. "Dass wir hier trotz der vielen neuen Arbeitsplätze keine ernsthafte Zunahme haben, zeigt, dass das Konzept des ÖPNV gut aufgeht." Der innerstädtische Verkehr hat sich laut Bericht seit Jahrzehnten nicht verändert, er liegt bei 220.000 Kraftfahrzeugen am Tag. "Dafür werden die Radfahrer kontinuierlich mehr", so Ulrich.
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Täglich passieren rund 630.000 Kraftfahrzeuge die Stadtgrenze. "Die Zahl ist seit gut 20 Jahren relativ stabil", so Baureferent Daniel Ulrich, zu dessen Bereich das Verkehrsplanungsamt gehört. "Dass wir hier trotz der vielen neuen Arbeitsplätze keine ernsthafte Zunahme haben, zeigt, dass das Konzept des ÖPNV gut aufgeht." Der innerstädtische Verkehr hat sich laut Bericht seit Jahrzehnten nicht verändert, er liegt bei 220.000 Kraftfahrzeugen am Tag. "Dafür werden die Radfahrer kontinuierlich mehr", so Ulrich. © Michael Matejka

2017 haben die Nürnberger 23 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurückgelegt, 13 Prozent mit dem Rad, 23 Prozent mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und 41 Prozent mit dem Auto. Diese Unterscheidung nennen Experten "Modal Split". Laut Baureferent Ulrich ist die Nürnberger Verteilung für eine deutsche Großstadt normal.
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2017 haben die Nürnberger 23 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurückgelegt, 13 Prozent mit dem Rad, 23 Prozent mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und 41 Prozent mit dem Auto. Diese Unterscheidung nennen Experten "Modal Split". Laut Baureferent Ulrich ist die Nürnberger Verteilung für eine deutsche Großstadt normal. © Michael Matejka

Was die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge angeht, nimmt Nürnberg im Großstadtvergleich einen vorderen Platz ein. Im Juli 2017 waren 291.225 Fahrzeuge zugelassen. Damit kommt ein Wagen auf 1,8 Bürger. Der Anteil der Haushalte ohne eigenes Auto hat aber innerhalb von zehn Jahren von 29 Prozent (2003) auf 23 Prozent (2013) abgenommen. Nur 60 Prozent der Kraftfahrzeuge werden pro Tag bewegt – und dann im Schnitt aber nur für 33 Minuten und 18 Kilometer. Die Autobesitzer wohnen vor allem außerhalb des Rings. "Wir haben hier eine erstaunlich präzise Grenze", sagt Ulrich. "In der Kernstadt haben wir ein anderes Kfz-Besitzverhalten." Ein großer Schritt zur Verringerung der Verkehrsbelastung sei, in der Altstadt keine kostenlosen Parkplätze mehr zur Verfügung zu stellen. Der Verkehrsausschuss des Stadtrats hat diese Maßnahme im Dezember 2018 beschlossen. Für Anwohner gilt sie nicht.
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Was die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge angeht, nimmt Nürnberg im Großstadtvergleich einen vorderen Platz ein. Im Juli 2017 waren 291.225 Fahrzeuge zugelassen. Damit kommt ein Wagen auf 1,8 Bürger. Der Anteil der Haushalte ohne eigenes Auto hat aber innerhalb von zehn Jahren von 29 Prozent (2003) auf 23 Prozent (2013) abgenommen. Nur 60 Prozent der Kraftfahrzeuge werden pro Tag bewegt – und dann im Schnitt aber nur für 33 Minuten und 18 Kilometer. Die Autobesitzer wohnen vor allem außerhalb des Rings. "Wir haben hier eine erstaunlich präzise Grenze", sagt Ulrich. "In der Kernstadt haben wir ein anderes Kfz-Besitzverhalten." Ein großer Schritt zur Verringerung der Verkehrsbelastung sei, in der Altstadt keine kostenlosen Parkplätze mehr zur Verfügung zu stellen. Der Verkehrsausschuss des Stadtrats hat diese Maßnahme im Dezember 2018 beschlossen. Für Anwohner gilt sie nicht. © Eduard Weigert

In einer wachsenden Stadt muss Mobilität möglich bleiben – Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung lauten die Stichworte. Die Verkehrsvermeidung könne nur Hand in Hand mit der Stadtentwicklung funktionieren, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht. "Hier bieten sich in einer kompakten und dichten Stadt wie Nürnberg sehr gute Rahmenbedingungen", steht in der Studie zu lesen. In einer Stadt der kurzen Wege bestünden Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen in fußläufiger Nähe – das Auto werde nicht gebraucht.
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In einer wachsenden Stadt muss Mobilität möglich bleiben – Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung lauten die Stichworte. Die Verkehrsvermeidung könne nur Hand in Hand mit der Stadtentwicklung funktionieren, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht. "Hier bieten sich in einer kompakten und dichten Stadt wie Nürnberg sehr gute Rahmenbedingungen", steht in der Studie zu lesen. In einer Stadt der kurzen Wege bestünden Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen in fußläufiger Nähe – das Auto werde nicht gebraucht. © Horst Linke

Ziel sei, neue Stadtquartiere nur noch zusammen mit einem Mobilitätskonzept zu entwickeln. In diesen Quartieren sollen die Bewohner möglichst alle notwendigen Einrichtungen in ihrer Nähe vorfinden. In der Kernstadt ist die Bebauung so eng, dass die Straßen zu manchen Tageszeiten schon komplett überlastet sind. Die Luft- und Lärmbelastung für die Bewohner ist zu hoch. Rund 77.000 Nürnberger leben an Straßen, an denen die Werte in einem gesundheitsgefährdenden Bereich liegen. Ziel der Stadt sei deshalb, den "Modal Split" zu verändern: Der Anteil von Fußgängern, Radfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln soll bei 70 Prozent liegen, der motorisierte Individualverkehr bei 30 Prozent. So könne die Lärm- und Abgasbelastung in der Stadt deutlich reduziert werden.
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Ziel sei, neue Stadtquartiere nur noch zusammen mit einem Mobilitätskonzept zu entwickeln. In diesen Quartieren sollen die Bewohner möglichst alle notwendigen Einrichtungen in ihrer Nähe vorfinden. In der Kernstadt ist die Bebauung so eng, dass die Straßen zu manchen Tageszeiten schon komplett überlastet sind. Die Luft- und Lärmbelastung für die Bewohner ist zu hoch. Rund 77.000 Nürnberger leben an Straßen, an denen die Werte in einem gesundheitsgefährdenden Bereich liegen. Ziel der Stadt sei deshalb, den "Modal Split" zu verändern: Der Anteil von Fußgängern, Radfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln soll bei 70 Prozent liegen, der motorisierte Individualverkehr bei 30 Prozent. So könne die Lärm- und Abgasbelastung in der Stadt deutlich reduziert werden. © Roland Fengler

Mit Verlagerung des Verkehrs ist das Umsteigen auf umweltfreundliche Fortbewegungsarten gemeint. Das Potenzial ist da, wie die Zahlen zeigen: Rund 50 Prozent aller Pkw-Fahrten sind kürzer als fünf Kilometer, ein gutes Viertel sogar kürzer als drei. Das ist eine Entfernung, die man auch mit dem Rad zurücklegen kann – oftmals sogar schneller. Die Zahlen stammen aus den jährlichen Befragungen der Nürnberger Bürger. Dabei zeigt sich auch, dass es für 59 Prozent aller Pkw-Fahrten "keinen objektiven Sachzwang" gibt – es müssen also keine schweren oder sperrigen Sachen transportiert werden. Es bestehe sogar auch noch eine attraktive ÖPNV-Verbindung als Alternative. "Wenn nur die Hälfte dieser grundsätzlich verlagerbaren Fahrten nicht mit Pkw zurückgelegt würde, wäre sofort eine positive Wirkung spürbar."
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Mit Verlagerung des Verkehrs ist das Umsteigen auf umweltfreundliche Fortbewegungsarten gemeint. Das Potenzial ist da, wie die Zahlen zeigen: Rund 50 Prozent aller Pkw-Fahrten sind kürzer als fünf Kilometer, ein gutes Viertel sogar kürzer als drei. Das ist eine Entfernung, die man auch mit dem Rad zurücklegen kann – oftmals sogar schneller. Die Zahlen stammen aus den jährlichen Befragungen der Nürnberger Bürger. Dabei zeigt sich auch, dass es für 59 Prozent aller Pkw-Fahrten "keinen objektiven Sachzwang" gibt – es müssen also keine schweren oder sperrigen Sachen transportiert werden. Es bestehe sogar auch noch eine attraktive ÖPNV-Verbindung als Alternative. "Wenn nur die Hälfte dieser grundsätzlich verlagerbaren Fahrten nicht mit Pkw zurückgelegt würde, wäre sofort eine positive Wirkung spürbar." © Stefan Hippel

Das Kapitel "Förderung des Fußgängerverkehrs" fällt relativ dünn aus. Es wird auf die hohe Attraktivität der Fußgängerzone hingewiesen, auf den Durchstich des Tunnels vom Kontumazgarten zur Altstadt und die Umgestaltung des Nägeleinsplatzes. Der Baureferent räumt in der Stadtratssitzung denn auch ein, "dass Fußgänger den wichtigsten Teil der Mobilität ausmachen, aber seit Jahrzehnten vernachlässigt werden". Die Stadt arbeite jetzt aber an einem Fußwegekonzept.
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Das Kapitel "Förderung des Fußgängerverkehrs" fällt relativ dünn aus. Es wird auf die hohe Attraktivität der Fußgängerzone hingewiesen, auf den Durchstich des Tunnels vom Kontumazgarten zur Altstadt und die Umgestaltung des Nägeleinsplatzes. Der Baureferent räumt in der Stadtratssitzung denn auch ein, "dass Fußgänger den wichtigsten Teil der Mobilität ausmachen, aber seit Jahrzehnten vernachlässigt werden". Die Stadt arbeite jetzt aber an einem Fußwegekonzept. © Günter Distler

Was den Anteil des Radverkehrs angeht, sagt Ulrich: "Er steigt kontinuierlich. Es könnte schneller gehen, aber es geht voran." Zur Förderung des Radverkehrs zählt der Bericht Maßnahmen wie Radschnellverbindungen, Fahrradstraßen, das Radverleihsystem sowie neue Fahrradständer und das Parkhaus am Nelson-Mandela-Platz auf.
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Was den Anteil des Radverkehrs angeht, sagt Ulrich: "Er steigt kontinuierlich. Es könnte schneller gehen, aber es geht voran." Zur Förderung des Radverkehrs zählt der Bericht Maßnahmen wie Radschnellverbindungen, Fahrradstraßen, das Radverleihsystem sowie neue Fahrradständer und das Parkhaus am Nelson-Mandela-Platz auf. © Michael Matejka

Der ÖPNV soll ebenfalls weiter gestärkt werden, um der Stadt ein wachsendes Verkehrschaos zu ersparten. Manches ist schon erledigt: die Straßenbahnverlängerung bis zur Station Am Wegfeld, der U-Bahnausbau nach Nord- und Südwesten, die Beschleunigung des ÖPNV durch Ampeln, das neue Ringbuskonzept. Für Umsteiger werden weitere Mobilpunkte in der Stadt eingerichtet, an denen Carsharing-Fahrzeuge auf U-Bahnanschluss und Leihfahrrad treffen.
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Der ÖPNV soll ebenfalls weiter gestärkt werden, um der Stadt ein wachsendes Verkehrschaos zu ersparten. Manches ist schon erledigt: die Straßenbahnverlängerung bis zur Station Am Wegfeld, der U-Bahnausbau nach Nord- und Südwesten, die Beschleunigung des ÖPNV durch Ampeln, das neue Ringbuskonzept. Für Umsteiger werden weitere Mobilpunkte in der Stadt eingerichtet, an denen Carsharing-Fahrzeuge auf U-Bahnanschluss und Leihfahrrad treffen. © Michael Matejka

Und schließlich soll auch die Elektromobilität vorangebracht werden, indem die Ladeinfrastruktur verbessert wird. "2019 gibt es einen Sprung in der Versorgung mit Ladestationen", kündigt Ulrich an.
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Und schließlich soll auch die Elektromobilität vorangebracht werden, indem die Ladeinfrastruktur verbessert wird. "2019 gibt es einen Sprung in der Versorgung mit Ladestationen", kündigt Ulrich an. © Ralf Rödel

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