Wie viel bio steckt wirklich in der Nürnberger "Biometropole"?

25.10.2019, 15:49 Uhr
Husch, husch ins Körbchen: Diese Äpfel stammen aus Öko-Anbau. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln liegt aktuell bei elf Milliarden Euro in Deutschland. Tendenz steigend.

© Foto: Lukas Schulze/dpa Husch, husch ins Körbchen: Diese Äpfel stammen aus Öko-Anbau. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln liegt aktuell bei elf Milliarden Euro in Deutschland. Tendenz steigend.

Nürnberg, die Biometropole - dieser Titel klingt erst einmal vielversprechend. Doch wie viel Bio steckt wirklich in der Stadt? Das selbst gesteckte Ziel, dass bis 2020 in allen städtischen Einrichtungen mindestens ein Viertel der dort angebotenen Lebensmittel aus Bio-Anbau stammt, wird Nürnberg nicht erreichen.

Zwar sind die kommunalen Kitas in Sachen Bio-Essen Spitzenreiter. Beim Klinikum muss man Bio-Kost dagegen mit der Lupe suchen und in der Kantine des Staatstheaters wird man überhaupt nicht fündig. Entsprechend gemischt fiel die Bilanz im Stadtrat aus. Sieben Fakten zum Thema Bio in der Stadt.

1. Wie viel Bio wird in Nürnberg angebaut?

Die Zahl der Bio-Betriebe in der Stadt nimmt kontinuierlich zu. Ihr Anteil liegt mittlerweile bei 20 Prozent. Die Größe der Fläche, die tatsächlich ökologisch bewirtschaftet wird, stagniert allerdings seit Jahren. Gerade einmal auf sieben Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen (insgesamt rund 3100 Hektar) wachsen Bio-Gemüse und -Obst. Das ist aus Sicht vieler Stadträte zu wenig.

Es wäre wichtig, dass die Stadt auf die Landwirte zugeht, fordert Otto Heimbucher, umweltpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion. Er verweist auf das offizielle Ziel von 30 Prozent Öko-Landbau, das laut Staatsregierung in Bayern bis 2030 erreicht werden soll. Auch für Guten-Stadtrat Stephan Grosse-Grollmann sind sieben Prozent Öko-Landbau in Nürnberg "kein gutes Zeugnis. Das ist sehr dünn."

2. Wie viel Bio wird in Kitas serviert?

2014 hat der Stadtrat entschieden, dass bis 2020 bei städtischen Einrichtungen ein Bio-Anteil von mindestens 25 Prozent erreicht werden soll. In manchen Bereichen wurde die Messlatte höher gelegt, zum Beispiel in Kitas und Schulen. Etliche Kinder haben nur hier die Möglichkeit, gesundes Essen kennenzulernen.

 

 

 

 

In den Kitas liegt der Bio-Anteil mittlerweile bei 75 Prozent. Die Essensversorgung für die Kitas wird zentral gesteuert und von Caterern übernommen. "Bei den Kitas sind wir sehr weit", kommentierte Christine Kayser, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, im Stadtrat. "Aber bei den Schulen muss mehr gehen."

3. Wie sieht es in den Schulen aus?

In den allgemeinbildenden Schulen stagniert die Bio-Quote seit vielen Jahren bei 20 Prozent. Die Struktur bei den Schulen sei schwieriger als bei den Kitas, sagte Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne), weshalb das Konzept der Essensversorgung in den Kitas nicht einfach auf die Schulen übertragbar sei. "Wir müssen uns anschauen, warum wir hier seit Jahren nicht über bestimmte Margen hinauskommen."

Britta Walthelm, Vize-Fraktionschefin der Grünen und ab Mai 2020 neue Umweltreferentin, forderte, dass das fertige Konzept "Mehr Bio in Nürnbergs Schulen" aus der Schublade geholt werden müsse. Dieses Konzept fand bei den Etatberatungen 2014 keine Mehrheit im Stadtrat. Bei den Berufsschulen gibt es dagegen positive Beispiele. Die B 7, Akademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement, kocht nur mit Bio-Lebensmitteln.

4. Wer gehört neben den Kitas zu den Bio-Spitzenreitern?

Im Tiergarten liegt die Bio-Quote laut eigenen Angaben bei 75 Prozent, was vor allem der "Waldschänke" zu verdanken ist. In den Kulturläden gibt es 47 Prozent Bio-Lebensmittel. In der Rathaus-Kantine und beim Stadtentwässerungsbetrieb Sun werden immerhin noch 25 Prozent Bio-Produkte kredenzt. Die Stadt erreicht hier also ihr selbst gestecktes Ziel.

5. Und wo wird am wenigsten Bio gegessen?

Bei der NürnbergStift Service GmbH liegt die Quote gerade einmal bei zehn Prozent. N-Ergie (sieben Prozent), NürnbergMesse (fünf) und Klinikum (drei) rangieren auf den hinteren Plätzen. Null Bio-Produkte gibt es in den städtischen Bädern und in der Kantine des Staatstheaters.

6. Wie sieht die Bilanz auf den Märkten aus?

Sehr gemischt. Es wundert nicht, dass bei "Bio-Erleben" auf dem Hauptmarkt alle Produkte biologisch erzeugt wurden. Nach Ansicht der Stadt haben sich Bio-Angebote auch auf dem Christkindlesmarkt etabliert. Offiziell wird der Anteil mit 76 Prozent angeben. Doch die Zahl ist mit Vorsicht zu genießen. Bei manchen Ständen besteht das Bio-Angebot aus einem einzigen Produkt. Auf den Wochenmärkten wird der Bio-Anteil auf ein Drittel beziffert. "Bei den Märkten ist auch noch Luft nach oben", findet SPD-Stadträtin Kayser.

7. Wo will die Stadt künftig hin?

Bis 2026 soll der Bio-Anteil in Kitas auf mindestens 90 Prozent steigen, in Schulen auf 75 Prozent und bei allen städtischen Einrichtungen und Veranstaltungen auf 50 Prozent. Der Öko-Landbau soll dann 25 Prozent ausmachen. Das haben die Stadträte jetzt beschlossen.

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