Wird Nürnberger Großfamilie bald obdachlos?

24.9.2015, 06:00 Uhr
Wird Nürnberger Großfamilie bald obdachlos?

© Anestis Aslanidis

Das Gebäude, in dem sich neben Wohnungen und einem Lotto-Toto-Laden auch das Stadtteilbüro St. Leonhard befindet, soll abgerissen werden. Eigentlich hätte die Großfamilie schon Ende August ausziehen müssen.

Doch eine andere Fünf-Zimmer-Wohnung sei nicht zu finden, sagt Fawzi Mahmoud. Auch Sabine Kraml weiß nicht, wie es für sie weitergeht. Sie betreibt seit 13 Jahren den Lotto-Toto-Laden im Haus, soll dieses Ende 2015 räumen und hat noch keinen Ersatz gefunden.

Dass das Haus in der Schwabacher Straße 66a samt Rückgebäuden dem Untergang geweiht ist, will Elisabeth Weigand deshalb nicht so einfach hinnehmen. Die Zeitungsausträgerin ist überzeugt: „Das Haus ist das älteste am Leonhardsplatz, es ist bis auf den Kanal nicht marode, hat historische Bedeutung und muss unbedingt erhalten bleiben.“ Dafür will sie kämpfen.

"Wirtschaftliche Zwänge" als Anlass

"Das Haus ist verkauft“, erklärt der mit der Abwicklung beauftragte Hausverwalter Erhard Klebl im Auftrag des Noch-Eigentümers. Anlass seien „wirtschaftliche Zwänge“. Kanal, Heizung und Dach seien marode, es gebe keinen Wärmeschutz. Für die Mieter werde, so verspricht Klebl, eine Lösung gefunden, auch für die Familie Mahmoud.

Wie Gerhard Steinmann von der städtischen Bauordnungsbehörde bestätigt, wurde der Abbruchantrag für das Haus bereits im Mai 2014 genehmigt. Auch die denkmalrechtliche Erlaubnis liegt vor.

Ein Investor aus Fürth wolle vorne am Platz ein Wohn- und Geschäftsgebäude und im Hinterhof ein weiteres Wohnhaus errichten. Hierfür hat die Behörde einen positiven Vorbescheid erteilt.

Klaus Thaler vom Bürgerverein St. Leonhard-Schweinau äußert sein Bedauern über den bevorstehenden Abriss. Das Haus sei allerdings baufällig. Stefan Boos, Quartiersmanager im Stadtteilbüro, findet es „schön, dass hier neuer Wohnraum geschaffen wird, den der Stadtteil dringend braucht“.

Das Haus sei „eine alte Bruchbude und wahrlich keine Augenweide“. Das Stadtteilbüro zieht bereits Anfang Oktober um in neue Räume in der Schwabacher Straße 63.
 

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