Wo die Drei im Weckla am besten schmecken

19.12.2013, 10:00 Uhr
Wo die Drei im Weckla am besten schmecken

© dpa

Zusammen mit mir verkostete meine beste Freundin, die sich seit Jahren durch ihren unbestechlichen, ehrlichen Geschmack auszeichnet. Zudem ist sie ein olfaktorisches Talent, und ich bin froh, dass sie nicht auch professionell Spirituosen verkostet, denn dann wäre sie eine ernste Konkurrentin. Insgesamt haben wir an einem sonnigen Montagmorgen sechs unterschiedliche Drei im Weckla probiert. Übrigens ganz bewusst nicht an den Ständen auf dem Christkindlesmarkt, denn die sind ja nur kurze Zeit in Nürnberg. Wir haben auch nie einen Wunsch geäußert, ob wir dunkle oder helle Nürnberger wollen, sondern der Person hinter dem Grill die Auswahl überlassen.

Begonnen haben wir in der Karolinenstraße – gleich bei der Lorenzkirche ist eine Bratwurstbude. Derzeit wird sie betrieben von der Firma Krug-Maisel, die Würste stammen von den Metzgereien Pfettner oder Billner. Das Weckla zu drei Euro war recht kross, allerdings hat der Geschmack der Würste etwas an eine Münchner Weißwurst erinnert, auch die typische Majoran-Note haben wir etwas vermisst, außerdem waren die Würste zu salzig.

Der zweite Stand war der der „Nürnberger Spezialitäten-Metzgerei“ gut 200 Meter weiter die Karolinenstraße hinunter, in Richtung Weißer Turm. Dort kosten die „Drei“ 2,50 Euro, und auch hier waren die Brötchen gut. Die Würste lagen aber wohl schon länger auf dem Grill: Sie waren trocken und sehr braun, daher im Abgang etwas bitter und ebenfalls zu salzig. Auch hier kommt die Wurst von der Metzgerei Pfettner.

Kampfpreis von 1,50 Euro in der Brunnengasse

Unser Weg führte uns dann in die Brunnengasse; hier ist an der Ecke zur Krebsgasse eine Bude, die „Schlütter’s Echte“ zum Kampfpreis von 1,50 Euro anbietet. Dieses Brötchen war etwas labberiger, die eigentlich kleinen Nürnberger kamen uns ein bisschen größer vor. Aber hier gab es zum ersten Mal den Geschmack nach Majoran, die Würste waren nicht so salzig, sondern schön saftig und lecker.

Angeboten wurde, ebenfalls eine Premiere bei unserem Test, Markensenf: der von Develey oder aber Bautzener Senf.

In der Brunnengasse befindet sich das Bratwurstherzle, im Lokal bekommt man anstandslos Drei im Weckla zum Mitnehmen. Die Würste werden von einer Nürnberger Metzgerei nach Herzle-Rezept hergestellt. Sie beeindruckten mit einem guten Holzgrillrost-Geschmack, außen waren sie recht dunkel, aber innen immer noch saftig. Der Majoran war, wenn auch subtil, zu schmecken. Das Brötchen war schön kross und sehr schmackhaft, das beste im Test. Für zwei Euro war die gute Speise auch noch recht günstig.

Würste aus eigener Metzgerei

Dann führte uns der Weg Richtung Sebalder Altstadt, um die beiden Platzhirschen zu testen. Beim Bratwursthäusle kann man innen an der Theke für Drei im Weckla 2,50 Euro zahlen und sich mit der Quittung an den Grillrost begeben. Zur Christkindlesmarktzeit gibt es auch eine Bude davor, aber ich bin ja kein Tourist. Die Würste aus der eigenen Metzgerei waren etwas dünner, aber dafür länger als bei den anderen Bratwurstküchen. Hier gab es endlich mal eine schöne Majoran-Note, sie waren auch weniger salzig. Die Semmel war kross und lecker, wenn wir auch den Eindruck hatten, dass diese aufgebacken war.

Unsere Drei waren durch und durch saftig, hatten außerdem deutlich die Aromen des Buchenholzgrills. Die Ableger des Bratwursthäusle (das Bratwurstglöcklein und das Goldene Posthorn) haben wir nicht in den Test aufgenommen, kommen die Würste doch aus derselben Quelle.

Den Abschluss bildete das Bratwurst Röslein. Nostalgisch erinnere ich mich an den alten Straßenverkauf an der Obstgasse, der mir in so mancher Nacht über den Hunger hinweghalf. Straßenverkauf gibt es immer noch, aber nun innen links vom Tresen. Hier kosten die Drei in einer knusprigen Kaisersemmel 2,50 Euro. Der Grillgeschmack war vorhanden, wenn auch weniger stark als bei der Konkurrenz.

Die Würste waren bissfester, leider etwas salzig, es hätte auch mehr Majoran sein dürfen. Aber gut waren die auf jeden Fall! Sehr schön war auch die „Senftheke“, an der der Kunde die Wahl hat: mittelscharfer oder süßer Senf oder Senf mit Chili.

Das Fazit: Wer sich in der Lorenzer Altstadt aufhält, ist mit den günstigen Würsten von Schlütter am besten bedient, oder er geht ins Bratwurstherzle. In der Sebalder Altstadt ist mein Favorit das Bratwursthäusle. Die Exemplare im Bratwurst Röslein sind etwas anders, aber nicht schlechter. Die Preise bei den echten Bratwurstküchen sind günstiger als bei den Buden. Ganz besonders während des Christkindlesmarkts, wenn der Tourist über den Hauptmarkt herrscht.

Von Bernhard Schäfer - Der Autor hat den Restaurantführer "Bissig Almanach" geschrieben, der die zahlreiche Lokalitäten in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach vergleicht.

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