Wo Dürer blau und der Hase bedroht ist

21.5.2012, 12:26 Uhr
Wo Dürer blau und der Hase bedroht ist

© Privat

Zwanzig Mal Dürer – und zwanzig Überraschungen. Was würde wohl der Meister dazu sagen, wenn er sein Rhinozeros plötzlich als silberne Anstecknadel, oder eine seiner fränkischen Landschaften vor afrikanischer Kulisse wiederfinden würde? Die Besucher, die im Thalia in der Innenstadt die ungewöhnlichen Werke bestaunen, sind jedenfalls angenehm überrascht. Parallel zur großen Dürerausstellung im Germanischen Nationalmuseum, die im Jahr der Kunst dem bekannten Maler huldigt, hat Thalia eine eigene kleine Ausstellung rund um den Meister auf die Beine gestellt. Am Samstagabend wurde sie eröffnet.

Unter dem Titel “Nürnberger Künstler sehen Albrecht Dürer”  zeigen hier 20 Aussteller ihre eigenen Interpretationen von Dürers Werken. Von Gemälden über Holzschnitte und Fotokompositionen ist alles dabei. Bekannte Motive - wie der "Rasen", der "Hase" oder das Selbstbildnis - erhielten neue Gewänder und lassen dadurch den ein oder anderen Betrachter erstmal stutzen: So wird aus dem Hasen ein "Bedrohter Hase” (Stephan Klenner-Otto) oder ein “Hase ohne Rasen” (Antje Jakob). “Die Besucher sollen sich mit Dürer und seinen Werken auseinandersetzen. Das gleiche haben wir auch von den Künstlern verlangt: Ihre eigene Sicht und Umsetzung”, erkärt Hans Schmidt, Geschäftsführer von Thalia in Nürnberg.

“Wir wussten nicht, was uns nach dem Abgabetermin am Mittwoch letztendlich erwarten würde”, räumt er ein. Mit dem Ergebnis ist er aber zufrieden. “Es war nicht einfach, zwanzig verschiedene Künstler unter einen Hut zu bringen. Die Vorbereitungen haben gut drei Monate gedauert”, sagt Thomas Schultz, Mitarbeiter bei Thalia. Neben einer Ausschreibung und Mundpropaganda fanden sich schließlich zwanzig Kandidaten, die zusagten, bei der Ausstellung mitzumachen; für Viele eine willkommene Gelegenheit, ihre Werke zu präsentieren.

Bekannte Motive mal anders

Der ein oder andere glückliche Zufall war auch dabei und brachte einen Künstler des Wegs: Eigentlich hatte Hartmut Kirchner bei einem Besuch in Nürnberg nur nach einem Behälter zum Verschicken von Grafiken gefragt. So kamen er und Schultz ins Gespräch, und letzterer lud ihn ein, an der Ausstellung teilzunehmen.

So ist Kirchner, der eigentlich aus Thüringen stammt, der Exot unter den Kreativen, die  sonst alle aus der Region kommen. Für seine “Hommage an Albrecht Dürer” hat er sich extra dem Holzschnitt zugewandt und mit einer Mischtechnik aus Zeichnung und Druck auf Safranpapier eine ungewöhnliche Komposition geschaffen. “Dürers Kopf habe ich in blau gedruckt, wegen der Blauen Nacht."

Kirchners Werk gehört zu denen, die noch deutlich an den alten Meister erinnern. Der “Kalchreuther Hafen” von Michaela Fuchs-Jalloh ist dagegen auf den ersten Blick nur schwer mit Dürer in Verbindung zu bringen. Ihr Acrylgemälde überrascht. Im Vordergrund liegen bunte Holzboote im unruhigen Wasser eines kleinen Hafens. Dahinter erstrecken sich braune Hügel. “Ich war selbst erstaunt, wie gut Dürers Kalchreuther Landschaft von der Form in den Hintergrund meines Fotos vom Hafen in Conakry hineingepasst hat, das ich als Vorlage benutzte”, erklärt sie.

Seit zehn Jahren malt Fuchs-Jalloh leidenschaftlich afrikanische Holzboote und Landschften. “Als Künstler verbiegt man sich nicht gern." Sie wollte ihr Lieblingsmotiv beibehalten – und stellte fest, dass Kalchreuth und Conakry in Guinea wunderbar harmonieren. Aus zwei Welten wurde eine. “Dadurch fühlte ich mich Albrecht Dürer irgendwie verbunden. Und zwar als Künstlerkollegin."

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Juni im Thalia-Buchhaus Campe zu sehen.

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