Wohnungsmangel in Nürnberg: Ist Airbnb schuld?

9.11.2017, 06:00 Uhr
Wohnungen, die dauerhaft über Airbnb angeboten werden, fehlen auf dem Wohnungsmarkt.

© dpa Wohnungen, die dauerhaft über Airbnb angeboten werden, fehlen auf dem Wohnungsmarkt.

1400 Nürnberger Unterkünfte hat das Internetportal Airbnb laut Eigenwerbung in der Stadt im Angebot. Doch als 2016 ein Mitarbeiter der Kommune die Ferienwohnungen aller Anbieter akribisch zählte, kam er auf 440 - und gab Entwarnung. Was stimmt? "Wir haben leider keine verlässlichen Informationen darüber, wie viel Wohnraum dem Markt entzogen wird", beklagt Gerald Raschke, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, bei einem Pressegespräch. Man wisse nicht einmal, ob das ein Problem ist oder nicht.

Dabei ist Wohnungsmarkt in Nürnberg extrem angespannt. Angeblich stehen hier zwischen zwei bis drei Prozent aller 250.000 Wohnungen und Häuser leer, schlimmstenfalls also 7500 Wohnungen. Die Rathaus-SPD fordert nun in einem Antrag eine referatsübergreifende Arbeitsgruppe, die Licht ins Dunkel bringen soll. Ein Internetportal, über das leerstehende Wohnungen gemeldet werden können, gehört mit zum Plan der SPD.

Andere Städte praktizieren das längst. Es gehe nicht um Denunziation, betont Stadtrat Raschke. Man wolle vielmehr intensiv das Gespräch mit betroffenen Vermietern führen, sie beraten und sie darüber aufklären, welche steuer- und baurechtlichen Fragen anstehen, wenn Wohnungen "professionell und dauerhaft dem Markt entzogen werden". Nach Raschkes Überzeugung gibt es hier nämlich gewaltige Wissenslücken. Wer nur hin und wieder ein Zimmer seiner Wohnung vermiete, sei nicht gemeint.

Bußgelder als letztes Mittel

Seit der Jahrtausendwende ist die Stadt um 40.000 Einwohner gewachsen. Bezahlbare Wohnungen sind Mangelware. Vor dem Instrument des Zweckentfremdungsverbots, das besonders unter Druck stehende Städte wie Berlin und München längst eingeführt haben und das es in Nürnberg bis 2002 zumindest auf dem Papier gab, schrecken die Sozialdemokraten noch zurück. Mit Bußgeldern gegen Eigentümer leerstehenden Wohnraums vorzugehen, müsse das letzte Mittel bleiben.

Hier meldete sich die CSU zu Wort. "Eine Satzung gegen Zweckentfremdung von Wohnraum brauchen wir nicht", teilte Fraktionschef Marcus König mit Blick auf den SPD-Vorstoß mit. Er sei "gegen diese Symbolpolitik", viel wichtiger sei es, Bauanträge weit zügiger zu bearbeiten, als dies derzeit der Fall ist. Zumindest beim sozialen Wohnungsbau geht es laut SPD wieder leicht nach oben. Heuer werde zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder mehr geförderter Wohnraum gebaut, wenn auch auf niedrigem Niveau, so Gerald Raschke.

18.000 Wohnungen, die einkommensabhängig belegt werden müssen, gibt es aktuell in Nürnberg. Vor vielen Jahren gab es davon 60.000. Es sei ein Fehler gewesen, nicht rechtzeitig Grund auf Vorrat zu kaufen, sagte er. Jetzt müsse das gezielt angegangen werden. Denn bis 2030 sollen weitere 34.000 Wohnungen nötig sein.

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