Yoga boomt: «Mir gibt’s unheimlich Energie»

4.2.2008, 00:00 Uhr
Yoga boomt: «Mir gibt’s unheimlich Energie»

© Horst Linke

Die Teilnehmer gehen in den Kopfstand, recken den Hintern beim «Fliegenden Hund» in die Höhe oder machen sich ganz klein bei der «Stellung des Kindes». Mit bloßer, bewegungsarmer Entspannung hat Yoga wenig zu tun. «Körperlich ist das schon anstrengend», sagt Susanne Franke, die seit Jahren in Nürnberg Yoga praktiziert.

Nicht wenige fühlen sich angezogen von der alten indischen Methode. Wer etwas auf sich hält, bekennt sich zu Yoga und wird nicht müde, zu behaupten, die sanften Bewegungsabläufe hätten das eigene Leben verändert. «Yoga boomt», bestätigen Petra Volkert (42) und ihre Schwester Karin Gumler (47), die zusammen das «Yoga Vidya Zentrum» in der Brunnengasse leiten und am Welt-Yoga-Tag kostenlose Übungsstunden anbieten. Sie machen diese Einschätzung am wachsenden Zulauf fest.

Hype um Hunde-Stellung

Doch was ist dran am Hype um Hunde-Stellung und Co.? Yoga - ein sportlich-spiritueller Selbstbedienungsladen für Gestresste mit fernöstlichem Flair? Hier ein bisschen Bewegung und da ein bisschen Philosophie? Susanne Franke meint, es tue ihr einfach gut. «Mir gibt’s unheimlich viel Energie.» Seitdem sie regelmäßig Übungen macht, nimmt die Bilanzbuchhalterin «Alltagssituationen, in denen man sonst gestresst reagiert, viel lockerer».

Yoga folge einem ganzheitlichen Ansatz, sagt Petra Volkert. Ihre Schülerinnen und Schüler lernen Kombinationen aus Körperübungen, Atemübungen und Entspannungstechniken. Dass sich Yoga positiv auswirkt auf Körper und Geist, das ist nicht mehr umstritten. Mittlerweile schießen sogar Krankenkassen in ihren Präventionsprogrammen Geld zu Yoga-Kursen zu.

Gisela Buschheuer zum Beispiel hat schon «ziemlich viel ausprobiert», um ihre Rückenschmerzen in den Griff zu bekommen. «Nichts hat etwas gebracht.» Aber seitdem sie Yoga mache, sei sie schmerzfrei, fährt die 65-Jährige fort. Was sie besonders freut: Sie könne bei den Übungen locker mit den Jüngeren mithalten.

Verschiedene Richtungen

Es gibt verschiedene Yoga-Richtungen: von körperlich herausfordernden Varianten bis zu leichteren, entspannungsbetonteren Formen. Wer Yoga lernen will, sollte sich vorher über die verschiedenen Strömungen informieren, raten Fachleute. Artur Thersemann hatte anfangs die vage Vorstellung, «dass man sich zum Knoten verschränken muss», erzählt er. Und wurde eines Besseren belehrt. Für ihn ist Yoga mittlerweile «ein Ventil», um Druck abzulassen. Es sei sein Ausgleich zur anstrengenden Arbeit als Pfleger auf der Intensivstation. Sport allein - er spielt Volleyball, fährt Rad und schwimmt - reiche ihm nicht, meint der 34-Jährige. Weil diese Sportarten leistungsorientiert seien. Dabei könne er jedoch nicht entspannen.