Zeitumstellung: Eine Stunde Arbeitszeit geschenkt

28.3.2009, 00:00 Uhr
Zeitumstellung: Eine Stunde Arbeitszeit geschenkt

© Daut

Polizeiobermeisterin Theofilia Vitta und ihr Kollege Christian Petzold haben eine anstrengende Nacht vor sich: Streifendienst am Wochenende - und dann auch noch nachts - bedeutet: Alkoholisierte Disko-Besucher, Streitereien, Ärger, Aggression, Körperverletzung. Am Samstag um 20 Uhr beginnt ihre Schicht, Sonntag um sechs Uhr früh gehen sie nach Hause. «Der Einsatz am Wochenende ist aufreibender und manchmal auch gefährlicher», sagt Vitta, «aber das gehört zu unserem Beruf dazu.»

Gerade im Burgviertel und im Kohlenhof habe man mit alkoholbenebelten Gestalten zu kämpfen. «Die erkennen uns gelegentlich gar nicht mehr als Polizisten. Das muss man ihnen ganz deutlich sagen, damit sie es verstehen», meint die Ordnungshüterin. Dass sie diesmal eine Stunde einspart, dürfte kaum auffallen, meint sie. Erfahrungsgemäß habe man immer gut zu tun, da vergeht die Zeit schneller. Laut Polizei-Statistik gibt es an Wochenenden in Nürnberg bis zu 500 Einsätze, 150 Beamte patrouillieren auf den Straßen, kontrollieren die Ausnüchterungszellen, schreiben Protokolle oder nehmen Notrufe entgegen.

«Wir sind keine Erbsenzähler»

Über Langeweile kann sich Adrian Holzfuß ebenfalls nicht klagen: Der Nachtportier - oder in der Fachsprache «Night Manager» - im Le Meridien Grand Hotel fährt nachts Autos der Gäste in die Garage, gibt Tipps zum Ausgehen, besorgt Zahnbürsten für die Kundschaft oder arbeitet am Computer. «Das zieht sich überhaupt nicht, es gibt immer etwas zu tun», meint der 27-Jährige aus Lauf.

Die geschenkte Stunde falle gar nicht ins Gewicht, erklärt der Hotelkaufmann. Angelika Hemm, Personalleiterin im Grand Hotel, pflichtet bei: «Wir sind keine Erbsenzähler, die auf eine halbe Stunde schauen. In unserer Branche herrscht eine andere Mentalität.» Holzfuß macht die Nachtarbeit Spaß: Fünfmal pro Woche ist er im Einsatz. Schwierig wird es nur nach dem Urlaub, wenn sein Körper auf den Tag/Nacht-Rhythmus umgestellt hat. Nach drei Tagen ist er wieder umgepolt auf Dienstbeginn 23 Uhr.

Nachts alleine auf der Station

Margit Konrad ist nachts allein auf ihrer chirurgischen Station mit 23 Patienten: Die Krankenschwester und stellvertretende Stationsleiterin im Nordklinikum muss in benachbarten Abteilungen anrufen, falls sie Hilfe benötigt. Doch meistens schafft sie es aus eigener Kraft. «Schwierig ist es, wenn Kranke nach der Operation noch unter Narkose stehen. Dann wollen sie nach Hause und sind kaum zu bremsen», erzählt die 41-Jährige. Mitunter klagen Patienten über Herzbeschwerden und Schmerzen oder sie brauchen Begleitung zur Toilette.

Von den 5500 Mitarbeitern im Süd- und Nordklinikum sind nachts 225 Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger auf den Fluren und an den Krankenbetten. Die geschenkte Stunde wird zwar nicht vom Grundlohn abgezogen, aber der Nachtzuschlag wird diesmal um eine Stunde gekürzt. Soviel Bürokratie muss sein.

Manchmal sind Konrads Nachtschichten auch absolut ruhig, dann kann sie stricken oder lesen. Allerdings merkt sie nach über zwei Jahrzehnten Schicht, dass es schwer fällt, in den normalen Rhythmus zurückzufinden. «Ich fühle mich am nächsten Tag zerschlagen. Zwei Tage brauche ich schon, bis ich wieder in der normalen Spur bin», meint die 41-Jährige. Daher empfindet sie es als Glück, dass sie am Sonntagmorgen um 6.30 Uhr eine Stunde früher aufhören kann.

«Kann überall schlafen»

VAG-Busfahrer Knut Geier ist dagegen kaum aus der Ruhe zu bringen: «Mein Vorteil ist, dass ich immer und überall schlafen kann.» Außer am Lenkrad natürlich. In den ersten Stunden des Sonntags fährt er den «Nightliner» vom Nürnberger Hauptbahnhof nach Erlangen. Statt der acht-Stunden-Schicht tagsüber ist man beim «Nightliner» nur von 0.30 Uhr bis fünf Uhr im Einsatz. «Der Preis ist trotzdem hoch», meint Geier, der die geschenkte Stunde gerne akzeptiert.

Er befördert eine beschwingte Gästeschar: «Manchmal ist es jedoch an der Grenze, gerade noch fröhlich», berichtet der 32-Jährige. Es gab bisher aber keine unangenehmen Situationen, nur gelegentlich muss er Fahrgäste an der Endstation aufwecken. Richtig öde war es für ihn nur auf einer «Nightliner»-Tour: Bei der Jahrtausendwende 1999/2000 stand er mit einem Pappbecher Kaffee da und durfte um 0.20 Uhr losfahren.

Diesmal müssen Nachtschwärmer aufpassen: Wegen der Zeitumstellung gibt es statt der üblichen zwei Fahrten (um zwei Uhr und um drei Uhr) nur eine Fahrt. Am besten die Uhr am heutigen Abend umstellen - das gilt nicht nur für Nightliner-Nutzer . . .