Zu viel Nitrat: Private Brunnen im Knoblauchsland betroffen

18.10.2017, 05:57 Uhr
Zu viel Nitrat: Private Brunnen im Knoblauchsland betroffen

© Foto: istockphoto.com/schulzie

Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz hat die Erfahrung gemacht: "Wer einen Brunnen hat, denkt erst einmal, dass alles in Ordnung ist, solange die Pumpe funktioniert." Wie es um die Wasserqualität bestellt ist, wissen die Brunnenbesitzer oft nicht. Auch dem Umweltamt liegen keine Daten über die Wasserqualität der Gartenbrunnen vor. Dabei wird munter gedüngt - mit entsprechenden Folgen. Die Nitratwerte steigen.

85 Brunnenbesitzer aus dem Raum Fürth, Nürnberg und Lauf an der
Pegnitz nutzten die Gelegenheit und brachten Wasserproben in 0,5-Liter-Flaschen zum Labormobil des VSR-Gewässerschutzes in die Nürnberger Karolinenstraße.
Da private Brunnen zumeist für die Gartenbewässerung verwendet werden, geht laut Gülzow nur selten eine gesundheitliche Gefahr von ihnen aus. Heikler war dagegen eine Probe aus Schnepfenreuth, die Trinkwasser betraf.

Mit 281 Milligramm Nitrat pro Liter wurde hier der Höchstwert der Testreihe gemessen. Zum Vergleich: Die deutsche Trinkwasserverordnung sieht einen Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter vor. Ab diesem sollten Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Auf Trinkwasser angewiesen

Da die Schnepfenreutherin auf das Trinkwasser aus dem Brunnen angewiesen ist, braucht sie eine Aufbereitungsanlage, die dem Wasser Nitrat mit speziellen Filtern entzieht. Die Anlage, erklärt Gülzow, besteht aus drei bis vier Röhren, die unter dem Waschbecken installiert werden. Sie kostet laut Gülzow etwa 100 bis 150 Euro und muss jedes Jahr gewartet werden.

Trinken kann die Schnepfenreutherin das Wasser also künftig. Zum Waschen und Duschen wird sie aber weiterhin nitratbelastetes Wasser verwenden müssen, da es sonst schnell richtig teuer werden kann.

Eine zu hohe Nitratkonzentration in den einzelnen Proben aus Privatbrunnen stellten die Gewässerschützer auch in Poppenreuth fest, wo der Wert bei 276 Milligramm pro Liter (mg/l) lag. In Neunhof wurden 216 mg/l gemessen, in Lohe 204 mg/l und Kleinreuth 192 mg/l.

Doch auch im weiteren landwirtschaftlich genutzten Umland trafen die Gewässerschützer auf belastete Privatbrunnen. Hier lagen die Höchstwerte allerdings weit unter den Nitratwerten des Knoblauchslands. In Heuchling betrugen sie 88 mg/l, in Günthersbühl 138 mg/l, in Steinbach 98 mg/l und in Cadolzburg 141 mg/l.

In Nürnberg gibt es nach Angaben des Umweltamtes derzeit 1657 privat genutzte Brunnen. Viele werden von Generation zu Generation weitergegeben. Etwa 20 bis 25 Bohrungen kommen jedes Jahr hinzu. Gartenbrunnen müssen in der Regel nicht genehmigt werden, außer sie liegen in einem Bereich, der mit Altlasten verunreinigt ist. In Wasserschutzgebieten sind Brunnen grundsätzlich unzulässig.

Die Auflistung der Messwerte der einzelnen Proben aus den Privatbrunnen haben wir um 12.50 Uhr ergänzt.

 

 

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