Zufriedene Gesichter beim Brückenfestival

12.8.2019, 16:03 Uhr
Zufriedene Gesichter beim Brückenfestival

© Foto: Roland Fengler

Zufriedene Gesichter beim Brückenfestival

© Foto: Roland Fengler

Das Wochenende unter der Theodor-Heuss-Brücke muss keinen Publikumsgeschmack bedienen, will aber natürlich trotzdem gefallen. Der Spagat, den die Veranstalter dabei jedes Jahr hinlegen, ist immer wieder spannend. Auch die 19. Ausgabe am Wochenende erwies sich als äußerst geschmackssicher, wieder gab es viel zu entdecken.

Wobei: Eine reine Musikveranstaltung ist das Brückenfestival ja schon lange nicht mehr. Dafür ist auf dem weitläufigen, mitten im Naturschutzgebiet gelegenen Gelände abseits der zwei Bühnen zu viel geboten. Boutique-Festivals nennt man im angelsächsischen Raum Sommer-Open-Airs, bei denen es um mehr als nur um Musik geht und bei denen neben einem ausgesuchten, handverlesenen Bühnen- stets auch ein launiges Begleitprogramm lockt: Workshops und Werkstätten etwa, Kunst und alternative Marktstände, vor allem aber immer auch eine bis ins Detail liebevolle Dekoration. All das findet sich auch beim Brückenfestival, das vor allem eines ist: tiefenentspannt. Selbst wenn sich das Gelände gegen Abend füllt, ist immer noch überall gutes Durchkommen.

Überraschung aus der Schweiz

Musikalisch zeigte sich dieses Jahr eine Tendenz zu leisen Tönen, die dann gerne auch mal im Solo-Format dargeboten werden – wie von dem US-Amerikaner Emperor X auf seiner technisch aufgebohrten Wandergitarre. Oder von dem Berliner Chris Imler, der allein am Schlagzeug die Zeltbühne rockte – mit minimal gehaltenem 80er-Pop, der an unvergessene Hit-Lieferanten wie Yello erinnert. Problem eines jeden Alleinunterhalters ist natürlich, dass er gegen den Geräuschpegel all jener anspielen muss, die nicht zwingend der Musik wegen gekommen sind (ein Grund, warum Rockbands die Verstärker laut drehen: weil sie keine Lust haben, dass geschwätzt wird, wenn sie auftreten) ...

Eine Entdeckung sind Steiner & Madlaina: Zwei blutjunge Schweizerinnen, denen es nicht an Selbstbewusstsein mangelt und die ihren durchaus eigenwilligen Folk-Pop-Entwurf betont lässig und mit dem Stolz junger Indie-Musikerinnen ins Auditorium werfen. Es würde nicht wundern, wenn dieser Bandname demnächst bei den großen Festivals wie Rock im Park auftaucht. theAngelcy aus Israel setzten einen starken Festival-Schlusspunkt – mit einem Musikmix, der nur windschief klang, es aber gar nicht war und über dessen Ingredienzien wir noch immer rätseln. So oder so: Von jetzt auf gleich mitreißend! Auch hier gilt: Eine derart ungewöhnliche Kapelle als letzte spielen zu lassen, zeugt von Stil und Geschmack. Pech hatten die Schweizer Folk-Pop-Melancholiker Puts Marie, deren Auftritt Freitagnacht aufgrund eines aufziehenden Unwetters kurzfristig abgesagt werden musste.

Ob organisatorisch oder inhaltlich – auch diesen Sommer bleibt uns als Fazit wieder nur das zu vermelden, was wir ohnehin jedes Jahr schreiben: Dass das Brückenfestival ein Kleinod in der regionalen Musiklandschaft ist. Nürnbergs Wohfühl-Pop-Wochenende bleibt auf Erfolgskurs, sogar die Frauenquote im Programm stimmt hier seit Jahren ganz selbstverständlich, ohne dass darüber extra noch groß geredet werden muss.

Was einem in diesem Leben indes nicht mehr einleuchten wird: Zu sehen, wie viele Menschen – gerade auch alternativ gekleidete Jung-Eltern mit teuren Kinderwägen – ungeniert ihre eigenen Getränke aufs Gelände schleppen, obwohl sie wissen, dass das komplett ehrenamtlich gestemmte Umsonst&Draußen-Festival auf die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf angewiesen ist. Aber von den Reichen lernt man ja bekanntlich das Sparen.

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