Zuschüsse für Frauen-Taxis: Auch für Nürnberg ein Thema?

27.11.2019, 14:03 Uhr
Ein Zuschuss für nächtliche Taxifahrten könnte Frauen mehr Sicherheit geben. Zumindest in München sieht man das so und schießt fünf Euro pro Fahrt zu. In Nürnberg gibt es diesbezüglich Skepsis.

© Roland Fengler Ein Zuschuss für nächtliche Taxifahrten könnte Frauen mehr Sicherheit geben. Zumindest in München sieht man das so und schießt fünf Euro pro Fahrt zu. In Nürnberg gibt es diesbezüglich Skepsis.

"Ein Frauen-Taxi wäre eine schöne Sache", sagt Reinhold Gast von der Taxizentrale Nürnberg. "Natürlich können Frauen nachts den Nightliner nehmen, sie müssen aber immer auch ein Stück zu Fuß gehen. Ein Taxi bringt sie bis zur Haustür." Das Sicherheitsgefühl sei eben bei jedem verschieden, das müsse man respektieren. "Die Taxizentrale hat schon vor rund zehn Jahren über ein Frauentaxi nachgedacht. Ich kenne das Modell in Innsbruck, dort werden die weiblichen Fahrgäste auch von Frauen gefahren", sagt Gast. In Nürnberg sei das nicht umsetzbar – hier sind nur fünf Prozent der Taxichauffeure Frauen. Aber städtisch subventionierte Nachtfahrten findet Gast sinnvoll.


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Münchnerinnen bekommen gegen einen Gutschein, den sie im Rathaus abholen können, fünf Euro Rabatt pro nächtlicher Taxifahrt. Dieser Zuschuss sei gut angelegt, betont die SPD-Fraktion in München. Die Stadt müsse etwas tun, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Frauen zu verbessern. Man geht von einem jährlichen Zuschuss von einer Million Euro aus. Das Münchner Modell geht auf einen Antrag der Grünen zurück. Auch die Nürnberger Grünen wollten einst ein Frauen-Taxi, allerdings war das 1985. Die Angst vor Belästigungen schränke Frauen nachts sehr ein, sagte damals Grünen-Sprecherin Daniela Dahm. Weil die Gesellschaft "für solche frauenfeindlichen Zustände verantwortlich" sei, müsse sie ein Frauentaxi subventionieren.

"Breite Debatte" im Stadtrat nötig

Der Stadtrat entschied sich dagegen. Aktuell ist Grünen-Stadträtin Elke Leo skeptisch. Sie sei nicht sicher, ob es sinnvoll ist. "Ein Frauentaxi suggeriert, dass es auf unseren Straßen unsicher ist. Aber ich persönlich glaube das nicht", sagt Leo. Es brauche eine "breite Debatte" im Stadtrat. Auch darüber, was ein städtischer Taxizuschuss für Frauen mit Sicherheit zu tun hat. In Mannheim fahren seit kurzem Frauen-Taxis. die Nachfrage ist so groß, dass die jährlichen 250.000 Euro bereits ausgeschöpft sind. 66 Frauen nutzten dort bislang im Schnitt pro Nacht das Angebot, sieben Euro günstiger Taxi fahren zu können. Auch Hannover bietet eine Vergünstigung von fünf Euro an. Gabriele Penzkofer-Röhrl (SPD) findet die Idee "nicht uncharmant". Doch der zweite Gedanke sei der ans Geld.


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Sie werde das Thema aber im Frauenausschuss des Deutschen Städtetags mit Kolleginnen aus Hannover und München besprechen, sagt die Stadträtin. "Wir sollten schon schauen, wie wir das Sicherheitsgefühl der Frauen erhöhen können." Es gebe Sinnvolleres, sagt Marcus König, Fraktionschef und OB-Kandidat der Nürnberger CSU. "Wir fordern schon länger mehr Polizei für die Stadt, dazu eine sichtbare Präsenz des Ordnungsdienstes." Letzterer sei bereits bis Mitternacht unterwegs, müsse aber verstärkt werden. "So ein Gutschein ist zu teuer", hält der CSU-Mann dagegen. In München, einer Stadt mit Haushaltsüberschüssen, sei das vielleicht machbar. Auch wenn sich die subjektive Wahrnehmung der Frauen nicht mit der objektiven Sicherheitslage decke, müsse das Sicherheitsgefühl gestärkt werden. Nur eben nicht mit Taxi-Gutscheinen, so König. Frauen müssten "sich die Nacht zurückerobern", findet Hedwig Schouten, Frauenbeauftragte der Stadt. Immerhin könne das geförderte Taxi Frauen mit einem mulmigen Gefühl mehr Sicherheit geben. Es könne aber nur ein Baustein sein.

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