Aufführung in Opernakademie

Dramatisch ging's beim "Fliegenden Holländer" zu

Johann Dechant

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16.6.2022, 13:00 Uhr
Dramatisch ging's beim

© Johann Dechant

Opernakademie-Leiterin Denette Whitter verlagerte das Konzert in den Schlossinnenhof, da es sehr laut wurde – typisch Wagner eben. Sie erklärte den zahlreichen Gästen, dass bei diesem Rollenstudium verschiedene Partien doppelt besetzt wurden, zumal der Part des „Holländers“ als sehr anspruchsvoll gilt. So hatte Whitter vorsorglich den Profi Thomas Gazheli engagiert, der diese Rolle schon oft auf großen Bühnen sang.

Der Schlosshof wurde zum schwankenden Schiff, als Ken Rosslau (Bass) in der Rolle des Dalands auftrat. Zur Seite stand ihm sein Steuermann Hibiki Tsuji, der „Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer“ sang. Aufgrund eines Ausfalls hatte er die Rolle sagenhafterweise in zwei Tagen zur Bühnenreife gebracht. Whitter zeigte wie gewohnt virtuoses Spiel auf dem Klavier.

Die Suche nach der wahren Liebe

Der „Fliegende Holländer“ beruht auf einer alten Sage, in der der Holländer Gott verflucht, nachdem er mehrfach versucht hatte, das Kap der guten Hoffnung zu umschiffen. Als Strafe muss er als Unsterblicher so lange mit seinem Schiff die Ozeane befahren, bis er eine Frau findet, die ihm uneingeschränkt treu bleibt. Nur alle sieben Jahre ist ihm ein Landgang möglich.

Dramatisch ging's beim

© Johann Dechant

Nach genau dieser Frist trifft er auf Daland, der wegen schwerer See ebenfalls vor Anker gehen musste und dessen Tochter der Holländer begehrt. Bassbariton Martin Lucaß sang dazu fulminant „Die Frist ist um, abermals verstrichen sieben Jahr“. Gewaltig war der Auftritt bei „Weit komm ich her“, bei dem der Holländer um die Hand von Dalands Tochter Senta wirbt. Angesichts seiner Schätze stimmt Daland zu. Nicht ahnend, was dies zur Folge haben wird, segeln beide Schiffe in Dalands Heimat.

Kraftvoller Jäger

Neben dem „Holländer“ waren auch die Rolle der Senta und des Erik doppelt besetzt. Olga Mukhaina und Marlies Stahl faszinierten mit ihrem dramatischen Sopran. Die Tenöre Robert Beckert und Stephan Kelm stellten kraftvoll den Jäger Erik dar.

Stimmgewaltig trug Marlies Stahl die Ballade vom „Fliegenden Holländer“ vor, dafür gab es Szenenbeifall vom Publikum. Robert Beckert als Erik wirbt verzweifelt bei „Bleib, Senta!“ um diese. Mit viel Gestik und Mimik untermauerte er sein Flehen. Senta jedoch ist entschlossen, den armen Holländer zu erlösen.

Ab hier sang der Heldenbariton Thomas Gazheli den Holländer. Es zeigte sich der Profi, der diese Rolle logischerweise ohne Notenblatt sang und zudem auch seine Schauspielkunst einbrachte. Leidenschaftlich umwarb er Senta, die nun von Olga Mukhaina dargestellt wurde. Wissend, was ihr bevorsteht, entsteht zwischen ihr und dem Holländer ein inniges Verhältnis. Als die beiden das Duett „Wie aus der Ferne längst vergang‘ner Zeiten“ sangen, war die Spannung spürbar. Eine gewaltige Darbietung durchflutete den Schlosshof.

Treue bis in den Tod

Erik, jetzt von Tenor Stephan Kelm in Szene gesetzt, versucht nochmals vergeblich, Senta zu gewinnen, zumal sie ihm ewige Treue gelobt hat. Zum Ende bahnt sich die Tragödie an, der Holländer hat den Glauben aufgegeben, dass er erlöst wird, doch Senta schwört ihm Treue bis in den Tod und stürzt sich in die Fluten. Daraufhin versinkt augenblicklich das Schiff des Holländers, der damit erlöst ist.
Für die fantastische Darbietung ernteten die Akteure tosenden Beifall. Von der Leiterin der Opernakademie gab es zur Erholung Kräuterbonbons für den Hals und Rosen.

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