Konzert von Smokestack Lightnin'

Ein „Yeeha!“ zum Finale im Kick

Ute Scharrer

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26.5.2022, 19:00 Uhr
Smokestack Lightnin´ aus Nürnberg mit Bernie Batke mit Stimme und Kontrabass, Axel Brückner und Flo Kenner an den Gitarren und Frank Schwab am Schlagzeug.

© Ute Scharrer Smokestack Lightnin´ aus Nürnberg mit Bernie Batke mit Stimme und Kontrabass, Axel Brückner und Flo Kenner an den Gitarren und Frank Schwab am Schlagzeug.

Absagen, Ausfälle, Terminverschiebungen, Maske auf, Maske ab – buchstäblich zu jedem Konzert musste Harald Thiel vom Kick sich in neue Verordnungen einarbeiten und die auch vermitteln. Um so schöner, dass zum Saisonende das Publikum die Sorgen der Woche ebenso abstreifen durfte wie den Mund-Nasen-Schutz. Mit angenehmem Understatement, feinem Humor und sichtbarer Freude am Musizieren, die von Präzision und explosiver Kreativität geprägt ist, malte die Nürnberger Formation Smokestack Lightnin' dem Publikum ein seliges Grinsen ins Gesicht – die Zuhörer spiegelten die Energie des Quartetts mit wippenden Füßen.

Frank Schwab legte am Schlagzeug den punktgenauen und facettenreichen Unterbau für die Stücke und erzeugte die Ahnung des Hufschlags über die Weiten der Prärien galoppierender Pferde ebenso präzise wie das schnaufende Schuckern betagter Dampfloks. Die kompakten Songs, die sich in den nur selten durchbrochenen Strukturen traditioneller Arrangements bewegten, brannten ein wahres Feuerwerk an Einfällen ab.

Ob es sich nun um die eher selten geborgene Perle „Run for your Life“ von den Beatles handelt oder den Hit vom „Unknown Stuntman“ – Smokestack Lightnin' gewann jeder Coverversion eine erfrischend neue Spielart ab, und das mit einem Drive, der wohl kaum blutdrucksenkend war. Bernie Batke, Leadgesang und Kontrabass, erklärte, dass die Wurzeln der Country-Musik in den Feel-Good-Versionen des einheimischen Rundfunks nur unvollständig abgebildet seien.

Tod, Betrug und Mord

Ob nun das besorgte Flehen des durch den Vietnamkrieg seiner Beine beraubten Mannes an seine Frau „Ruby, Don´t Take Your Love to Town“ oder die noch drastischere Aufforderung „Hang Me, Oh Hang Me“ – meist gehe es um „Tod, Betrug und Mord“, so Batke – daher auch die beim Quartett so beliebten Moll-Akkorde.

Auch die Pferde durften nicht fehlen („There Never Was a Horse Like the Tennessee Stud“), und die Country-Legende Hank Williams wurde mit „Why don't You Love Me Like You Used To Do?“ geehrt.„Baby Please Don't Go“ kostete Batke fast den letzten Atem. Die Band verneigte sich vor Bob Dylan mit „You Ain't Goin' Nowhere“ – hier brachten Axel Brückner und Flo Kenner, bisher Begleiter an der Gitarre, Soli mit Stimme und Instrument zu Gehör – und einen Hauch Bonanza in die Luft.

Folk, Tanzbares, Rock, fesselnde Geschichten, Balladen aus den Sümpfen des amerikanischen Südens, eine etwas andere Nutzung von Instrumenten und Stimmen und nicht zuletzt der zum Niederknien schöne mehrstimmige Gesang machten den Abschluss der Indoor-Konzerte zu einem funkelnden Höhepunkt, bevor es Anfang Juli im Innenhof des Hirtenmuseums weitergeht.

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