Neue Ausstellung „Bande“ im Hersbrucker K5

Gemalte Generationen: Schau von Burzi und Scharrer

Ute Scharrer

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13.4.2022, 11:00 Uhr
Alena Scharrer (links) und Federica Burzi zeigen in ihrer Doppelausstellung im K5 Werke zum Thema „Bande“.

© Ute Scharrer Alena Scharrer (links) und Federica Burzi zeigen in ihrer Doppelausstellung im K5 Werke zum Thema „Bande“.

Alena Scharrer notiert schon lange tagebuchartig die kleinen Geschehnisse ihres Alltags. Mit luftigen Pinselstrichen in Öl auf Papier hält sie fest, was den Tag ausmacht. Da wird auch eine verschmutzte Windel bildwürdig, der Sohn, der in kindlichem Spiel Tassen ineinander stapelt oder sich hinter einem Vorhang versteckt.

Wo Alena Scharrer als Beobachterin ihre Modelle in ihrer eigenen kleinen Welt festhält, trifft einen aus den Bildern Federica Burzis häufig ein sehr direkter Blick, mag er auch im Verborgenen eines Blätterwalds versteckt sein oder in der verschwommenen Reflexion eines Spiegels.

Von Griechen und Heiligen

„Geliebte Mysterien“, nennt Laudatorin Amelie Scharrer es, wenn Burzi in den Bildern ihrer heranwachsenden Tochter auf die griechische Sagenwelt anspielt oder dem magischen Realismus von Leonor Fini huldigt – oder wenn Alena Scharrer in einem großformatigen Gemälde der eigenen Kleinfamilie in leiser Ironie einen Heiligenschein über dem Kopf des Säuglings schweben lässt. Das gemeinsame Thema „Mutterschaft als Künstlerin“ hat Federica Burzi und Alena Scharrer den Anstoß zu dieser Doppel-Ausstellung gegeben.

In Anlehnung an Darstellungen der heiligen Familie in der Kunstgeschichte hat Alena Scharrer dem Säugling im Bild einen zarten Heiligenschein verpasst.

In Anlehnung an Darstellungen der heiligen Familie in der Kunstgeschichte hat Alena Scharrer dem Säugling im Bild einen zarten Heiligenschein verpasst. © Ute Scharrer

Burzi lotet besonders das Thema Generationen übergreifender „Bande“ aus. Sei es das von einer Fotografie einer Vorfahrin aus den 50er Jahren inspirierte Gemälde „Le Antenate“ oder die Malereien, in der die junge Mutter und die heranwachsende Tochter teils in innigster Umarmung, teils gebrochen durch ein Spiegelbild auf einer Leinwand vereint sind. Den größten Zeitraum innerhalb der eigenen Familie umspannt das Querformat „Sangue“, das in kräftigem Rot die „Blutsbande“ durch vier Hände symbolisiert: die der Urgroßmutter, der Großmutter, der Mutter und der Tochter. Während der Eröffnungsfeier posieren die Vorbilder für ein Foto vor dem Gemälde – ein berührender Augenblick.

Eine Pflanze ist wie ein Kind

Alena Scharrer zieht Parallelen vom „Wachsen und Werden“ einer Familie zur Natur. „So wie junge Pflänzchen vor rauen Winden geschützt werden müssen, braucht auch ein kleines Kind zunächst Schutz vor manchen Dingen in der Welt“, fasst Laudatorin Amelie Scharrer dies in Worte. Daher auch das „Gewächshaus“, ein Objekt von Alena Scharrer, das aus Platzgründen nur als Fotografie gezeigt wird. Davor ganz greifbar Kunst-Pflänzchen, die den Vergleich zwischen dem Aufpäppeln eines Kindes und einer Pflanze anschaulich machen.

Die Natur hinterlässt auch in einer weiteren Facette von Federica Burzis Schaffen ihre Spuren: Aus den in Franken und ihrer italienischen Heimat gesammelten Blüten hat sie mithilfe von Cochenille-Läusen und anderen althergebrachten Färbematerialien Eco-Prints auf Seide und Baumwolle hergestellt. Sie bilden empfindsam und standorttreu die beiden Heimatorte der Künstlerin ab.

Diese Textilien finden sich in den Fluren der Galerie, neben anderen Kunstwerken für den „kleinen Geldbeutel“. Zines, Postkarten und Grafiken laden ein, sie mit nach Hause zu nehmen.

Die Ausstellung in der Galerie K5 der Anna M. Scholz Stiftung in der Kirchgasse 5 ist bis einschließlich 5. Juni jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. In der Regel ist eine der Künstlerinnen anwesend.


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