Benefizturnier

SC Happurg kickt für Erdbebenopfer in der Türkei

Andrea Pitsch

Redakteurin

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18.5.2023, 11:00 Uhr
Hier vertreibt Basketball die Sorgen, doch Mukades Kalindamar hat auch viele kickende Kinder im Erdbebengebiet der Osttürkei gesehen.

© privat Hier vertreibt Basketball die Sorgen, doch Mukades Kalindamar hat auch viele kickende Kinder im Erdbebengebiet der Osttürkei gesehen.

„Der SC Happurg hatte den Gedanken einer Spendenaktion von unserem ersten Aufruf an“, verrät Kalindamar. Denn: Unter anderem war auch die Stadt Pazacik von der Naturkatastrophe betroffen. Es ist die Heimatstadt einiger langjährigen Mitglieder des SC Happurg. „Viele aus unserer Community spielen oder trainieren beim Verein“, stellt sie die Verbindung zwischen Sportclub und Gemeinde her. Sofort beschlossen die Kicker, 500 Euro zu spenden. Aber ihnen war klar, dass weitere Unterstützung notwendig sein wird.

„Seit über 30 Jahren sind einige Freunde bei uns im Verein. Freunde, die unseren Verein lange aktiv unterstützt haben und auch jetzt wieder in der AH-Mannschaft dabei sind“, sagt Vorsitzender Stefan Zimmermann. Da lag ein AH-Kleinfeldturnier nahe, das nun am heutigen Freitag, 19. Mai, ab 18 Uhr mit fünf teilnehmenden Mannschaften stattfindet. Die Verpflegung mit türkischen Gerichten übernimmt die alevitische Gemeinde Hersbruck.

Interesse wach halten

Kalindamar und ihre Mitstreiter waren von dem Angebot der Happurger sofort begeistert. Aus zwei Gründen: „Musik und Sport verbinden Kulturen und Glaubensrichtungen.“ Außerdem hat die Hersbrucker Gemeinde einen Plan: Sie will nicht nur kurzfristig helfen, sondern die Unterstützung auf stabile Füße stellen. Dazu sei es nötig, so die Vorsitzende, auch die anzusprechen, die bislang noch nichts gespendet haben. „Wir wollen das Interesse nicht einschlafen lassen.“

Wobei das auch nicht der Fall zu sein scheint, denn die Spenden liefen die ganze Zeit über weiter, so Kalindamar: „Der Vorteil ist, dass die Leute verfolgen konnten, was wir an Hilfe geleistet haben.“ Transparenz werde wertgeschätzt. Daher sagt sie auch ganz offen, dass die Gemeinde nach dem ersten Aufschlag mit Zelten sowie Wohncontainern für Frauen und Kinder und der Reise von Kalindamar in die Osttürkei noch drei Mal größere Summen an die Kooperationspartner vor Ort überwiesen hat.

Wiederaufbau - Fehlanzeige

Das sei alles noch für die erste Nothilfe gewesen. Nun gehe es den Aleviten um längerfristige Patenschaften. Denn durch ihre Kontakte weiß Kalindamar: „In Sachen Wiederaufbau hat sich fast nichts getan.“ Wer könne, habe sich eine Scheune oder Hütte gebaut, aber Häuserprojekte – Fehlanzeige. Jetzt verzögere sich das durch die Wahl sicher weiter, mutmaßt sie.

Ziel der Hersbrucker ist es, so viele Familien, wie ihnen möglich sind, für mindestens sechs Monate mit jeweils 200 Euro pro Monat zu unterstützen. Die Kooperationspartner würden geeignete Kandidaten ausfindig machen – in erster Linie Alleinerziehende oder Familien ohne Arbeit. „Sie müssen aber Kinder haben.“ Das ist Kalindamar deshalb so wichtig, weil sie oft in Schulen geht und Kinder dort Spenden sammeln – explizit für ihre Altersgenossen in der Türkei.

Sobald die Kooperationspartner Familien gefunden haben, will Kalindamar diese besuchen: „Ich möchte das selbst beurteilen.“ Dann wird sie vielleicht wieder Kinder sehen, wie sie sich einen Ball schnappen und sagen: „Hier sind die Tore und du gehörst zu Fenerbahce und du zu Besiktas.“