Ansturm auf Testzentren

"Wir könnten 24 Stunden durchtesten"

9.12.2021, 11:28 Uhr

© Schuster

"Wir könnten 24 Stunden lang durchtesten", meint Cornelia Pfister und schnauft ein bisschen. Die Schnaittacherin, die im Hauptberuf ein Bestattungsunternehmen leitet, hat in der Marktgemeinde eine Teststelle aufgebaut. Zwischen 600 und 700 Coronatests führen sie und ihre rund zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurzeit durch – pro Tag. Seit Kurzem hat sie die Öffnungszeiten und damit auch das Personal nochmals aufgestockt. An sieben Tagen die Woche werden Speichelproben genommen, los geht es zum Teil in der Früh um 7.30 Uhr.

Ihre "Kundschaft" kennt sie inzwischen größtenteils: Viele kämen schon morgens, um sich für die Arbeit oder die Zugfahrt testen zu lassen, etliche Firmen schicken ihre Mitarbeiter regelmäßig vorbei, erzählt Cornelia Pfister. Aber auch Kinder oder Menschen, die sich aus der Quarantäne "freitesten" lassen möchten, gehören zu ihren Kunden. Mittlerweile sei die Stimmung wieder recht gut, "die meisten haben sich mit dem Testen abgefunden". Nur selten würden Impf- oder Testgegner ihre Meinung lautstark kundtun.

Fehlende Tests

Sorgen macht sie sich eher über den schleppenden Nachschub an Tests. Letzten Donnerstag sollten eigentlich 8000 Stück geliefert werden – aber es kam nichts. "Ich hatte Angst, dass ich Freitagmittag zumachen muss", sagt die Unternehmerin. Sie habe stundenlang telefoniert und von überall her Restbestände "zusammengekratzt". Deshalb werden in der Schnaittacher Teststelle aktuell auch wieder Abstriche aus der Nase durchgeführt, statt wie sonst unter der Zunge. Am Freitag kam dann doch eine größere Lieferung.

Generell läuft der Testbetrieb in Schnaittach über eine Online-Reservierung. "Ich habe hier aber teilweise verzweifelte Leute stehen, die unbedingt einen Test brauchen." Sie und ihr Team sind dann bemüht, den ein oder anderen auch ohne Termin noch einzuschieben.

"Die Situation ist tatsächlich dramatisch", weiß auch Heiko Scholl, der in der Röthenbacher Pegnitz-Apotheke Tests anbietet. In der letzten Woche haben er und eine Mitarbeiterin 238 Menschen getestet, so viele wie zuvor in einem Monat. Inzwischen bringe man die Testwilligen wieder einigermaßen unter, weil Heiko Scholl die Zeiten ausgeweitet hat. "Aber vor 14 Tagen musste ich Leute abweisen." Zu seinen Kunden gehören vor allem Ungeimpfte, die den Nachweis für die Arbeit oder die Bahn brauchen. Er sieht aktuell vor allem ein Problem bei der Beschaffung der Selbsttests. Die habe es 14 Tage lang fast gar nicht mehr zu kaufen gegeben, "jetzt wird die Lage langsam besser, aber wir registrieren heftige Preissteigerungen.

Steigende Preise auf dem Markt

"Das bestätigt sein Kollege Karlheinz Wagner, Chef der Laufer Adler-Apotheke. "Die Preise für Selbsttests steigen wie an der Tankstelle, sie haben sich teilweise verdoppelt." Er ist froh, Teil einer großen Einkaufsgemeinschaft aus 30 bis 40 Apotheken zu sein, "sonst würden wir gar nichts mehr bekommen". Karlheinz Wagner bietet jeweils abends von 18.30 bis 19.30 Uhr auch offizielle Coronatests in seiner Apotheke an, außerdem am Sonntagvormittag für zwei Stunden – reserviert werden muss telefonisch. "Meistens sind wir länger da, vor allem die Termine am Sonntag sind stark nachgefragt", sagt er.30 bis 40 Abstriche nehmen er und eine Kollegin in dieser Zeit vor, die Zahl habe sich zuletzt vervierfacht. Die Stimmung unter den Testpersonen sei größtenteils gut, "die meisten sind dankbar, dass wir am Sonntag da sind". Einige hätten sogar schon Plätzchen mitgebracht. Und steht er doch einmal einem militanten Impfkritiker gegenüber, versucht Karlheinz Wagner auf lockere Art und Weise zu kontern und generell an den "Gemeinsinn" zu appellieren. "Wenn jeder ein bisschen was beiträgt, dann kriegen wir das hin und kommen durch diese Pandemie.

"Auch das BRK registriert in seinen Testzentren in der Laufer Spitalstraße und in der "Neuen Mitte" in Röthenbach einen signifikanten Anstieg der Testwilligen. Durchschnittlich 125 Tests in drei Stunden seien es zuletzt in Lauf gewesen, fast eine Verdopplung im Vergleich zum Sommer, berichtet Silke Weidinger vom BRK Nürnberger Land. In Röthenbach sind es 200 pro Öffnungstag. In Lauf stemmen vier hauptamtliche Mitarbeiter den Betrieb, in Röthenbach sind es acht Ehrenamtliche. "Die Bürger freuen sich, dass das Team in der Neuen Mitte wieder da ist", hat Silke Weidinger rückgemeldet bekommen. Denn hier war das Testzentrum für einige Zeit komplett geschlossen.

Online reservieren für Lauf

In Röthenbach sind Tests weiterhin ohne Anmeldung möglich. In Lauf hat man dagegen seit 1. Dezember auf Online-Reservierung umgestellt. Unter www.meintest.brk.de kann man ab sofort einen Termin buchen und die BRK-Verantwortlichen bitten dringend, dies auch zu tun. Auf dem Portal kann man im Vorfeld außerdem bereits seine Daten eingeben, denn die Registrierung vor Ort sei für das Personal sehr zeitaufwendig.

"Wenn Leute ohne Anmeldung vorbeikommen, versuchen unsere Mitarbeiter trotzdem weiterhin, sie irgendwie unterzubringen, auch wenn es mit großem Mehraufwand und mit Wartezeiten verbunden ist", sagt Silke Weidinger. Das BRK appelliert deshalb an die Angehörigen von älteren Menschen, sie bei der Online-Registrierung zu unterstützen.

Immerhin: Ein großes Test-Nachschub-Problem hat man beim BRK im Nürnberger Land bisher nicht. Man habe frühzeitig reagiert und große Mengen geordert. "Die Ampel ist hellgelb", meint Silke Weidinger.