Nürnberg: "Grüne Oase" weicht Seniorenanlage

21.11.2020, 06:00 Uhr
Blick von der Pegnitz, hinten der „Johannisturm“: Mit diesem Entwurf überzeugte das Nürnberger Büro Köppen Rumetsch Architekten.

© stm Architekten, NN Blick von der Pegnitz, hinten der „Johannisturm“: Mit diesem Entwurf überzeugte das Nürnberger Büro Köppen Rumetsch Architekten.

Das Modell des Siegerentwurfs ist bis Freitag, 27. November, im Schaufenster des Offenen Büros des Stadtplanungsamts, Lorenzer Straße 30, zu sehen.
Zum Hintergrund: Die Seniorenwohnanlage St. Johannis bekommt einen neuen Standort im Viertel. Das alte Gebäude an der Johannisstraße erfüllt nicht mehr die gesetzlichen Anforderungen; die Genehmigung läuft im Jahr 2028 aus. Und so starten voraussichtlich 2023 die Arbeiten für einen Neubau auf dem städtischen Gartengelände an der Brücken-/Großweidenmühlstraße, zwei Jahre später soll die Einrichtung ihren Betrieb aufnehmen.

Unterschriftenaktion im Viertel

Vergeblich hatten sich der grüne Ortsverein und Stadtteilbewohner mit einer Unterschriftenliste für den Erhalt des beliebten Gartens mit Gemüsebeeten, Streuobstbäumen und Bienenstöcken starkgemacht. Zu den ökologischen Bedenken kamen soziale Fragen: Bleiben die aktuell 64 günstigen Seniorenapartments erhalten? Was ist mit den Bewohnern des angrenzenden „Hauses für Männer“, die dort gärtnern?

Im Rahmen einer Bürgerinformation präsentierten Ende 2019 die wbg, die das Grundstück entwickelt, und NürnbergStift als Träger der Einrichtung mit dem Bürgerverein ihre Pläne. Auf dem 5900 Quadratmeter großen Gelände soll ein Gebäudekomplex mit Pflegeeinrichtung, öffentlich geförderten Seniorenwohnungen und weiteren Nutzungen entstehen. Es folgte ein Wettbewerb, den das Büro Köppen Rumetsch Architekten gewann.

Wie viele Bäume müssen weichen?

Der Siegerentwurf „überzeugte in allen wesentlichen Themen der künftigen Nutzung, des Städtebaus und der Architektur sowie der Stadtökologie“, so wbg-Geschäftsführer Ralf Schekira. Ihm war besonders die „Situierung auf dem Grundstück wichtig, dass so viel wie möglich von der Grünfläche erhalten bleibt, wohl wissend, dass das gesamte Nutzungskonzept eine größere bauliche Masse verkörpert“.

Die Jury hob in ihrer Bewertung hervor, dass „sich die Gebäude wie drei Pavillons im Park längs der Brückenstraße orientieren. Sie staffeln sich angenehm von der Pegnitz hinauf zur Großweidenmühlstraße. Dabei bleibt der Gehölz- und Baumbestand der südlichen Böschung weitestgehend unangetastet und erhält so den wertvollen bioklimatischen Bestand“.

Viele Obstbäume zieren das Areal - im Hintergrund der "Johannisturm". 

Viele Obstbäume zieren das Areal - im Hintergrund der "Johannisturm".  © Michael Matejka, NN

Die genaue Anzahl der Bäume, die weichen müssen, ist auf Nachfrage nicht in Erfahrung zu bringen. Der wbg-Geschäftsführer weist darauf hin, „dass das Grün an der Pegnitz, die zu erhaltenden Bäume entlang der Brückenstraße sowie an der Großweidenmühlstraße beim Siegerentwurf berücksichtigt wurden“. Er ergänzt: „Auch auf dem Baufeld versuchen wir, nach Möglichkeit das Grün zu erhalten oder durch spätere Ersatzpflanzungen sicherzustellen.“

"Demenzgarten" in luftiger Höhe

Der Eingangsbereich mit Tiefgaragenzufahrt befindet sich in der Großweidenmühlstraße. Wie das Modell zeigt, soll der nördliche und mittlere Baukörper mit dem Schwerpunkt Pflegeeinrichtung (mit 123 Zimmern und 16 Plätzen für die Tagesbetreuung) verbunden sein. Im südlichen Gebäude entstehen 61 Wohnungen mit der einkommensorientierten Förderung des Freistaats (EOF), auf dem Dach wird eine kleine Grünanlage – ein „Demenzgarten“ – angelegt. Der Bauantrag soll Anfang 2022 eingereicht werden.

Sven Heublein vom Bürgerverein St. Johannis kommentiert: „Das ist ein guter Entwurf, der auch Forderungen aus der Bürgerschaft und aus dem Bürgerverein aufgreift.“ Besonders freut er sich darüber, „dass mit den geförderten Wohnungen auch unsere zentrale Forderung nach günstigem Wohnraum berücksichtigt wurde“.
Alle Wettbewerbsarbeiten kann man sich im Internet ansehen.

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