Prozessauftakt: Mollath fordert 1,8 Millionen Euro vom Freistaat

20.3.2019, 08:07 Uhr
Über sieben Jahre lang saß Gustl Mollath zu Unrecht in der Psychiatrie. Dafür fordert er nun 1,8 Millionen Schadensersatz vom Freistaat.

© Lino Mirgeler Über sieben Jahre lang saß Gustl Mollath zu Unrecht in der Psychiatrie. Dafür fordert er nun 1,8 Millionen Schadensersatz vom Freistaat.

Das wohl bekannteste Justizopfer Deutschlands fordert 1,8 Millionen Euro Schadenersatz vom Freistaat Bayern für mehr als sieben Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie. Das Justizministerium hatte Mollath außergerichtlich 170.000 Euro geboten, doch das reichte dem heute 62-Jährigen nicht. Mollath war 2006 nach einem Prozess wegen angeblicher Gewalt gegen seine Ehefrau in die Psychiatrie eingewiesen worden.

Ein Grund dafür: Er selbst hatte Strafanzeige gestellt gegen seine Frau und weitere Mitarbeiter sowie Kunden der HypoVereinsbank wegen Steuerhinterziehung, Schwarzgeld- und Insidergeschäften. Sechs Jahre nach dem Verfahren, im Jahr 2012, wurde dann ein interner Revisionsbericht der HypoVereinsbank öffentlich, der einen Teil von Mollaths Vorwürfen bestätigte. Das Oberlandesgericht Nürnberg ordnete daraufhin die Wiederaufnahme des Strafverfahrens sowie die sofortige Freilassung Mollaths an. Im August 2014 wurde er vom Landgericht Regensburg freigesprochen.


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2747 Tage hatte er zu Unrecht in der Psychiatrie verbracht. Ein Untersuchungsausschuss im Landtag wurde eingerichtet, die Opposition aus SPD, Grünen und Freien Wählern sah gravierende Fehler unter anderem bei den Ermittlern. "Es ist natürlich eine ganz schwierige Situation für mich – ich habe keinen Spaß daran, Gerichtsverfahren bestreiten zu müssen", sagte Mollath, als er seine Klage gegen den Freistaat im März 2018 ankündigte. Aber er habe alles verloren, sei ruiniert. "Da kann man nicht erwarten, dass man sich mit einem Butterbrot abspeisen lässt."