"Rache": Angeklagter erklärt Bluttat von Rot am See

29.6.2020, 12:09 Uhr
Der Angeklagte wird während des Prozessauftakts um die Gewalttat in Rot am See mit sechs Toten am 24. Januar 2020 vor dem Landgericht Ellwangen in den Gerichtssaal geführt. Der Angeklagte soll seine Eltern, Halbgeschwister sowie seinen Onkel und seine Tante getötet haben.

© Sebastian Gollnow, dpa Der Angeklagte wird während des Prozessauftakts um die Gewalttat in Rot am See mit sechs Toten am 24. Januar 2020 vor dem Landgericht Ellwangen in den Gerichtssaal geführt. Der Angeklagte soll seine Eltern, Halbgeschwister sowie seinen Onkel und seine Tante getötet haben.

Angeklagt ist der Deutsche wegen Mordes und versuchten Mordes am Landgericht Ellwangen. Laut Staatsanwaltschaft soll er 30 Schüsse auf seine Familie abgegeben haben, die wegen einer Beerdigung im Landkreis Schwäbisch Hall zusammengekommen war. Der mutmaßliche Täter hatte selbst die Polizei gerufen und war daraufhin festgenommen worden. Angebliche Misshandlungen seiner Mutter und Halbschwester sollen ihn zu der Tat getrieben habe. Die Tat hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.

Zum Auftakt des Prozesses hat der Angeklagte angegeben, vor der Tat in einem Zustand von Angst und Abschottung gelebt zu haben. So habe er die meiste Zeit in seinem Zimmer im Elternhaus verbracht und vor dem PC gesessen, sagte der 27-Jährige. Er habe dort Überwachungskameras installiert, stets seine Tür abgeriegelt und die Telefonate seiner Eltern abgehört – er wollte nach eigenen Angaben verhindern, dass seine Mutter ihn vergiftet. Zudem habe er nachts die Zimmertür mit einem schweren Balken und einer Infrarot-Alarmschranke gesichert, damit sie ihn nicht im Schlaf töte. „Ich habe allen Menschen um mich herum misstraut“, sagte er.

Zum Verhältnis zu seiner Mutter sagte er: "Sie hat mich auch damals schon misshandelt, auch wenn ich das als Kind nicht verstanden habe.» Er sei bis zum Ende der Grundschule Bettnässer gewesen und habe bis zum Alter von etwa 9 oder 10 Jahren Windeln getragen, gab der 27-Jährige an. Die Mutter habe ihn wegen seines Geschlechts verspottet. Die Mutter habe sich zudem gewünscht, dass er ein Mädchen sei und habe ihm weibliche Hormone verabreicht.

Der 27-Jährige gab am ersten Verhandlungstag zudem an, dass seine Mutter ihm immer wieder Substanzen ins Essen gemischt und ihn mit weiblichen Hormonen vergiftet habe. Deshalb habe er sie getötet. „Das Rache-Motiv war vorherrschend“, sagte er.