Rassismus-Vorwurf: ProSum-Chef zurückgetreten

18.11.2018, 16:04 Uhr

Die Mitarbeiter von "ProSum" - so heißt die Firma, die nach eigenen Angaben den Einkauf von rund 6000 sozialen Einrichtungen in Deutschland organisiert - hatten sich bereits zuvor bitter über das Gebaren des Geschäftsführers beklagt. Er hatte den Führungsposten bei der Diakonie vor einem Jahr übernommen.

Die Rede war von einem unerträglichen Druck, den er auf die derzeit 25-köpfige ProSum-Belegschaft ausgeübt habe. Manche sprachen von seelischer "Folter", einem krank machenden Klima der Angst und Einschüchterungen. Aus diesem Grund hatten einzelne Mitarbeiter das Weite gesucht und bei ProSum gekündigt.

Vorstand war die Lage bekannt

Dem dreiköpfigen Vorstand der Stadtmission war die Lage seit Monaten bekannt. Er wusste nach Unterlagen, die unserer Redaktion vorliegen, auch von menschenverachtenden Bemerkungen, die der Spitzenmann in Gegenwart von Kollegen gemacht haben soll. Die hätten sich gegen Ausländer und Homosexuelle gerichtet. Auf all das habe der Vorstand zu wenig entschlossen reagiert, so ein weiterer Vorwurf von Mitarbeitern.

Erst als die schwierige Lage durch den NN-Bericht öffentlich wurde, hatte der Vorstand von einer "maximalen Spannung" und Problemen von "erheblichem Ausmaß" gesprochen. Und eine Weiterbeschäftigung des Mannes sei nicht denkbar, sollten sich die im Raum stehen Äußerungen bestätigen. Wie Insider berichten, liegen seit einigen Tagen schriftliche Erklärungen von Mitarbeitern vor, die genau das tun. Offensichtlich erfolgt die Trennung von dem Geschäftsführer jetzt aus diesem Grund.

Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt

Die Stadtmission nennt in einer knappen Erklärung von gestern "persönliche Gründe", aus denen der Spitzenmann sein Amt "mit sofortiger Wirkung" niedergelegt habe. Vorausgegangen waren diesem Schritt intensive juristische Verhandlungen.

Bei der Suche nach einem "geeigneten Nachfolger" für die Geschäftsführung der ProSum werde der Vorstand das Team und die Interimsführung eng begleiten und unterstützen. Gerüchten, denen zufolge das Unternehmen nun verkauft werden solle, widerspricht die Stadtmission. In ihre Kasse fließt auch ein Teil des Firmengewinns. "Wir setzen alles daran, damit ProSum weiter stabil aufgestellt bleibt." Man schätze die "hohe Kompetenz und das Engagement der Mitarbeitenden".

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