Raststätte in Franken abgeriegelt: Plante Iraner Anschlag?

2.7.2018, 19:30 Uhr
Raststätte in Franken abgeriegelt: Plante Iraner Anschlag?

© News5/Patzak

Die Stimmung an der Raststätte Spessart-Süd, die an der frequentierten A3 in Unterfranken liegt, sie war gespenstisch. Keine Autos, die betankt werden, keine Pendler die Pause an der sonst so beliebten Anlage machen - stattdessen Polizeibusse, die sich aneinander reihen. Am Sonntagnachmittag schlug hier die unterfränkische Polizei zu, bei einer Kontrolle stießen sie auf einen Mann, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. Auch seine drei Begleiter wurden festgenommen, ihr roter Mietwagen weiträumig abgesperrt. 

Es habe konkrete Hinweise gegeben, dass sich in dem Ford Sprengstoff befinden könnte, sagt die Polizei. Experten des Bayerischen Landeskriminalamtes rückten an, auch die Bereitschaftspolizei war vor Ort. Gefunden haben sie nach einer mehrstündigen Aktion: nichts. Und dennoch bleiben die Verdächtigen vorerst in Gewahrsam. 

Bild: Verdächtiger ist iranischer Diplomat 

Sie haben sich in Belgien womöglich strafbar gemacht, teilt die Bamberger Generalstaatsanwaltschaft lediglich mit. Die Behörden dort haben bereits die Auslieferung beantragt, das Oberlandgericht in Oberfranken werde in den kommenden Wochen darüber entscheiden. Was genau er in Belgien getan haben soll, bleibt zunächst unklar. 

Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass es sich bei dem Hauptverdächtigen um einen iranischen Staatsbürger handeln soll. Die Bild-Zeitung will jedoch bereits mehr wissen. Demnach ist der Festgenommene der Diplomat Assadollah A., ein Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes MOIS (Ministerium für Information und Sicherheit). Er soll in die Planung eines Anschlages auf iranische Oppositionelle in Paris verwickelt sein. 

500 Gramm Sprengstoff in Auto 

Die belgische Zeitung De Standaard berichtet, dass der in Franken verhaftete Mann in Zusammenhang mit einem iranischen Ehepaar steht, das erst kürzlich in Antwerpen verhaftet wurde. Sie sollen einen Anschlag auf Mitglieder der iranischen Organisation Volksmudschahedin, auch MEK genannt, geplant haben. Die militante Bewegung ist im Iran selbst verboten. Die Ermittler stoppten das Ehepaar mit 500 Gramm Sprengstoff an Bord in einem Auto - offenbar auf dem Weg nach Paris. In einem Kulturbeutel sei zudem der Zündmechanismus versteckt gewesen. Die Bombe wurde kontrolliert von Experten gesprengt. 

In Villepinte bei Paris trafen sich am vergangenen Samstag rund 25.000 Exil-Iraner, um gegen die Machthaber in Teheran zu demonstrieren. 

In welchem Verhältnis der bei an der A3 bei Aschaffenburg gefasste Iraner und das bei Antwerpen festgenommene Ehepaar stehen, ist derzeit noch unklar. Dazu wollten sich weder die Generalstaatsanwaltschaft noch die Polizei konkret äußern. Auch dazu, was dem Mann konkret vorgeworfen wird, schweigen die Behörden bislang. 

Die Vorwürfe beschäftigen mittlerweile auch die höchste diplomatische Ebene. Auf Twitter äußerte der iranische Außenminister Mohamed Dschawad Sarif Zweifel an dem geplanten Anschlag. "Wie praktisch: gerade als wir zu einem Präsidentenbesuch (Schweiz, Österreich) nach Europa aufbrechen, wird eine angebliche iranische Operation aufgedeckt und werden zwei (Iraner) verhaftet", schrieb er. Dennoch werde Teheran mit allen Behörden an der Aufklärung des Falles zusammenarbeiten. 


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