Reform des achtjährigen Gymnasiums: Kein Zurück zum G9

13.7.2012, 19:26 Uhr
Das umstrittene achtjährige Gymnasium (G8) soll mit umfassenden Korrekturen aus der Kritik kommen – ein Zurück zum alten G9 wird es aber nicht geben.

© dpa Das umstrittene achtjährige Gymnasium (G8) soll mit umfassenden Korrekturen aus der Kritik kommen – ein Zurück zum alten G9 wird es aber nicht geben.

Das umstrittene achtjährige Gymnasium (G8) soll mit umfassenden Korrekturen aus der Kritik kommen – ein komplettes Zurück zum alten G9 wird es aber definitiv nicht geben. Darauf verständigten sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und die schwarz-gelbe Koalition am Freitag bei einem Spitzentreffen mit Lehrern, Eltern und Schülern in der Staatskanzlei.

Gymnasiasten sollen aber in der Mittelstufe bei Bedarf ein Jahr zusätzlich einlegen können – ohne dass dies dann als Wiederholen zählt. Das berichtete Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) nach dem Treffen. Zudem sollen – so die Einigung – der Stoff „maßvoll“ reduziert und der Unterrichtsausfall effektiver bekämpft werden. In 11 von 25 Fächern sollen die Lerninhalte eingedampft werden. Zudem sollen Blockseminare zur Förderung der Schüler angeboten werden können. Die Maßnahmen werden aber noch nicht zum kommenden Schuljahr greifen.

„Das bayerische Gymnasium in seiner achtjährigen Form hat sich bewährt. Es steht für Qualität. Es wird beibehalten“, sagte Spaenle am Freitagabend bei einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei. Die Frage, wie die „zusätzliche Lernzeit“ von einem Jahr in der Mittelstufe ausgestaltet wird, soll im weiteren Gespräch zwischen Staatsregierung, Koalition, Eltern, Lehrern und Schülern geklärt werden.

Seit 2004 in der Kritik

Auch eine weitere Spitzenrunde mit Seehofer ist geplant. Bereits am 31. Juli will das Kabinett über die Details beraten. Um den Unterrichtsausfall effektiver zu bekämpfen, sollen sofort 250 Lehrerstellen zusätzlich für die „Mobile Reserve“ bereitgestellt werden. Zudem gibt es einen Einstig in die sogenannte integrierte Lehrerreserve an Schulen – also eine Art Personalpuffer.

Das G8 stand seit seiner Einführung zum Schuljahr 2004/2005 in der Kritik. Lehrer, Eltern und Schüler klagten immer wieder über eine viel zu große Stofffülle. Befeuert wurde die Kritik zudem dadurch, dass die Durchfallquoten in den Abiturprüfungen im G8 merklich über denen im alten G9 liegen – zuletzt bei 3,7 Prozent.

Sowohl Lehrer- als auch Elternvertreter zeigten sich nach der Einigung am Freitag aber grundsätzlich zufrieden. Der Chef des Bayerischen Philologenverbandes, Max Schmidt, sagte: „Man kriegt nie alles, was man will.“ Man werde nun aber sehen, ob die Probleme mit der zusätzlichen „individuellen Lernzeit“ von einem Jahr gelöst werden könnten. Die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung, Susanne Arndt, zeigte sich zuversichtlich, dass man die Schüler, die man bisher „verloren“ habe, damit nun bei der Stange halten könne.

"Reine Showveranstaltung"

SPD-Landeschef Florian Pronold sprach dagegen lediglich von einem Schritt in die richtige Richtung. Denn die SPD und ihr Spitzenkandidat Christian Ude hätten eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 gefordert. „Die Staatsregierung hat das erst abgelehnt, jetzt geht sie einen Schritt drauf zu, aber es ist nichts Halbes und nichts Ganzes – und man hätte einen konsequenten Schritt machen müssen“, sagte Pronold am Freitagabend dem Bayerischen Rundfunk.

Die Landtags-SPD hatte zuletzt auch für ein „Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten“ plädiert. Demnach sollten angehende Abiturienten künftig die Wahl haben, ob sie die Oberstufe in zwei oder drei Jahren absolvieren wollen. Das lehnte Spaenle aber ab, weil dies nicht mit den Regeln der Kultusministerkonferenz vereinbar sei.

Die Grünen nannten den Runden Tisch eine reine Showveranstaltung. Die Unzufriedenheit vieler Eltern, Schüler und Lehrer über das G8 lasse sich nicht „mit einem Gipfeltreffen bei Ministerpräsident Seehofer wegwischen“, erklärte der Schulexperte Thomas Gehring. Die Freien Wähler warben für eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9.

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