Hilfe für Frühchen

Milchbank in Regensburg geplant: Säuglinge sollen Muttermilch von Spenderinnen erhalten können

Stefan Besner

Online-Redaktion

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2.8.2022, 12:01 Uhr
In Bayern existieren bislang drei Muttermilchbanken, eine davon in Passau.

© Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild In Bayern existieren bislang drei Muttermilchbanken, eine davon in Passau.

Muttermilch „ist maßgeschneidert, optimal verträglich, schützt vor Fehlregulierung des Immunsystems mit zum Beispiel allergischen Erkrankungen im späteren Leben und ist normalerweise ab Geburt verfügbar.“, erklärt der Regensburger Chefarzt für Neonatologie, Sven Wellmann, gegenüber der Mittelbayerischen. Sie sei die beste Ernährung für Neugeborene. Bei Müttern von Frühgeborenen trete die Milchbildung allerdings häufig erheblich verzögert ein oder gelinge gar nicht. Deshalb soll in Regensburg ab Herbst nun eine sogenannte Mutter- oder Frauenmilchbank eröffnet werden.

Klinik mit den meisten Frühgeburten in Bayern bekommt Milchbank

Rund 3500 Frühchen werden pro Jahr alleine in Regensburg geboren. In der Klink St. Hedwig, dem Schwerpunktkrankenhaus für problematische Schwangerschaften mit den meisten Frühgeburten im Freistaat, gab es dennoch bislang keine eigene Milchbank. Durch die Eröffnung im Herbst erwartet sich Chefarzt Wellmann, der auch für die Einrichtung auf medizinischer Seite zuständig ist, zudem, "dass Muttermilch und Stillen eine größere Akzeptanz erhält."

Hohe Hygiene-Standards

Für eine Milchspende kommen prinzipiell alle gesunden Mütter mit Babys unter sechs Monaten infrage, die noch nicht abgestillt und einen deutlichen Milchüberschuss haben. Die Milchbanken stellen hierzu sterilisierte Flaschen zur Verfügung. Einige bieten auch Milchpumpen an. Die Milch jeder spendenden Mutter wird bei der Bank separat verarbeitet. Sobald sie geprüft und pasteurisiert wurde, kann sie an Babys verfüttert werden. Die hohen, hygienischen Standards schlagen sich merklich in den Kosten nieder. Eine Milchbank sei sehr teuer und aufwändig, erläutert Hans Brockard, Vorsitzender des Vereins Kuno, der u. a. Geldgeber für die Milchbank in Regensburg ist. „Die Gerätschaften kosten etwa 25.000 Euro, für die EDV kommen nochmals 20.000 Euro hinzu.“

Frauenmilchbanken sind keine Neuheit

Auch wenn der Trend zu Frauenmilchbanken gerade erst wieder aufflammt, eine neue Erfindung sind sie nicht. Bereits im Jahr 1909 wurde die erste Frauenmilchstelle in Wien eingerichtet. Kinderärzte wären schon damals der Überzeugung gewesen, dass Muttermilch die beste Nahrung für Säuglinge darstelle, so die Neubrandenburger Still- und Laktationsberaterin Vera Risy gegenüber der Zeit. Mit der zunehmenden Entwicklung und Vermarktung künstlicher Säuglingsnahrung ab den 1970er Jahren sanken die Stillraten. Als Folge schlossen viele Frauenmilchbanken.

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