Reimer trifft - auch wenn die Ice Tigers nicht spielen

13.11.2020, 21:57 Uhr
Fast wie in Kaufbeuren: Patrick Reimer im Trikot der Ice Tigers. 

© Sportfoto Zink / ThHa, NN Fast wie in Kaufbeuren: Patrick Reimer im Trikot der Ice Tigers. 

Erst 250 Tage später saß er in der Schwaben Erdgas Arena und machte das, was immerhin zehn Teams der Deutschen Eishockey Liga derzeit auch machen: Er bereitete sich auf den Saisonstart vor – und das natürlich, wie für Herzens-Nürnberger in diesen Tagen üblich, in der DEL2. Ein Disclaimer für Fans des ESV Kaufbeuren oder des EV Landshut, sollten sich tatsächlich welche hierher verirrt haben. In diesem Text geht es hauptsächlich um Patrick Reimer.

Hier wird kein Lebenszeichen ausgesendet. Das ist kein Test - wie in der Deutschen Eishockey Liga. Während sich in der DEL die Zeichen dafür mehren, dass es am 18. Dezember tatsächlich losgehen könnte, geht es in der DEL2 bereits den dritten Spieltag um Punkte. Und spätestens, als Robin Weihager gegen Ende des ersten Drittels glaubt, die Mittelstange des Tors getroffen zu haben, merkt man, dass es vielleicht sogar noch um jenes Bisschen mehr geht, das sich Fans von einer solchen Ansetzung versprechen. Aber als die Schiedsrichter Weihagers Einbildung widerlegen, geht es weiter, einfach so, ohne Pfiffe aus dem Gästeblock, ohne irgendeine Emotion.

Eishockey, heißt es, sei der perfekte Sport für Geisterspiele. Das kann aber nur für Fernsehübertragungen gelten, wo Fans nur für Schnittbilder sorgen. In der Arena ist es kühl – und das bezieht sich nicht allein auf die Temperatur. Dabei fehlt es dem Spiel nicht an Herzblut, zu Beginn allenfalls an Kaltblütigkeit. Im zweiten Drittel aber nutzt der ESV Kaufbeuren plötzlich seine Chancen. Der EBEL-Routinier John Lammers sowie die Verteidiger Jan Bednar und Julian Eichinger treffen – Feierabend für Dmitri Pätzold. Max Hofbauer sorgt beim bis dahin ungeschlagenen EV Landshut für Hoffnung, doch im Gegenangriff trifft Tobi Wörle, bekannt aus 677 Spielen in der DEL. Im Schlussdrittel aber ist beim EV Landshut jeder Schuss ein Treffer. Felix Schütz, Olympia-Zweiter 2018, zweimal Zach O'Brien, Marco Baßler drehen das Spiel. Und dieser Reimer, Nummer 37, 37 Jahre jung, ebenfalls Silbermedaillengewinner in Pyeongchang?

Ein Treffer und vier Vorlagen in drei Spielen

Der Kapitän der Nürnberg Ice Tigers ist in seine Heimat zurückgekehrt, zumindest vorübergehend. Am 30. November soll sein Ausflug in die Vergangenheit wieder enden - wenn denn in der DEL gespielt wird, aber danach sieht es ja mittlerweile tatsächlich aus. In Kaufbeuren werden sie dann traurig sein und wohl nicht allein die Fans, die ihren ESVK ohnehin nur vom Sofa anfeuern können. Vor allem die jungen Spieler profitieren von der Präsenz des DEL-Rekordtorschützen. Vor zwei Jahren hatten hochveranlagte Spieler wie der clevere Mittelstürmer Markus Schweiger und der elegante Philipp Krauß, gerade einmal 18 und 19 Jahre alt, ihren Trainer noch gefragt, ob er ihnen ein Autogramm von dem Mann besorgen könne, der den Erfolg in Südkorea mit seinem Siegtreffer im Viertelfinale gegen Schweden erst möglich gemacht hatte. Nun sitzt er neben ihnen in der Kabine.

Am ersten Wochenende hatte er in zwei Spielen bereits ein Tor geschossen und drei weitere vorbereitet. Gegen Landshut hält er sich lange zurück - und ist da, wenn er gebraucht wird. Reimers Vorlage macht Alexander Thiels Ausgleich zum 5:5 möglich. In der Verlängerung spielt er ein Power-Play durch, sein Rückhandschlenzer später ist so gefährlich, dass der Landshuter Torhüter Jaroslav Hübl glaubt, dass der Puck hinter ihm eingeschlagen hat.

Zum Penalty-Schießen tritt er als Erster an - und trifft souverän. Auf der anderen Seite aber machen es ihm O'Brien und Schütz nach. Endstand: ESV Kaufbeuren 5, EV Landshut 6 (0:0, 4:2, 1:3, 0:0, 0:1). Fazit: Die Fans fehlen. Eishockey aber ist immer noch großartig. Und um die Form von Patrick Reimer braucht man sich in Nürnberg keine Sorgen zu machen.

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