"Es muss dringend nachgebessert werden!"

Retter in der Katastrophen-Zange: Wie die Bürokratie Ehrenamtliche ausbremst

Tobi Lang

Redakteur

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1.4.2023, 17:40 Uhr
Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, müssen Ersthelfer vor allem im Katastrophenschutz regelmäßig üben. Doch hier beginnen die Probleme. 

© BRK Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, müssen Ersthelfer vor allem im Katastrophenschutz regelmäßig üben. Doch hier beginnen die Probleme. 

Der Bayerische Katastrophenschutzkongresses hat Symbolwirkung. 1000 Experten aus ganz Deutschland treffen sich derzeit in Weiden, um neue Strategien für die großen Krisen der Welt zu finden. Klingt hochtrabend, ist aber notwendig, denn: Die Retter unter anderem des Bayerischen Rote Kreuzes (BRK) sind belastet wie vielleicht noch nie. "Wir leben in Zeiten multipler Krisen und Katastrophen. Jüngst haben uns die Corona-Pandemie, die Klimakrise, die Flutkatastrophe und der bewaffnete Konflikt in der Ukraine sowie das tragische Erdbeben in der Türkei und Syrien gezeigt, in welcher Komplexität und Reaktionsgeschwindigkeit wir als DRK einsatzbereit sein müssen, um Hilfe nach dem Maß der Not zu leisten", sagt beispielsweise die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz Gerda Hasselfeldt.

Das Problem: Der Großteil der Helfer im Katastrophenschutz arbeitet ehrenamtlich - bis zu 90 Prozent sind es in Deutschland. "Das ist weltweit einzigartig", sagt Hasselfeldt. "Deshalb muss es in unserem ureigensten Interesse liegen, dieses System für die Zukunft zu sichern."

Retter "nicht selten allein gelassen"

Genau darum geht es am Wochenende in Weiden. Das Rote Kreuz fordert eine Gleichstellung von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern. Das klingt bürokratisch, hat aber ganz konkrete Folgen, denn: Bislang müssen Einsatzkräfte etwa beim Technischen Hilfswerk mit ihrem Arbeitgeber verhandeln, wenn sie für den Katastrophenschutz freigestellt werden wollen. Viele gehen in Vorleistung, verzichten erst einmal auf Geld. Sie werden "nicht selten allein gelassen", sagt Hasselfeldt.

Bayern ist dabei verhältnismäßig weit, Ehrenamtliche werden im Einsatzfall automatisch freigestellt. Aber: "Bei Lehrgängen und Übungen besteht Handlungsbedarf", sagt Brigitte Meyer, Vizepräsidentin des BRK. "In diesen Fällen ist die Freistellung ausschließlich auf freiwilliger Basis des jeweiligen Arbeitgebers möglich." Nur ohne regelmäßiges Training droht der Katastrophenschutz auch in Bayern zu kollabieren. "Es muss hier dringend nachgebessert und eine gesetzliche Verankerung erreicht werden!"