Rigorose Forderung: Frankenschnellweg soll zur Erschließungsstraße rückgebaut werden

15.12.2020, 06:18 Uhr
Stoßstange an Stoßstange schiebt sich an manchen Tagen die Blechlawine über den Frankenschnellweg. Wenn der Durchgangs- und Schwerlastverkehr weg ist, könne man die Straße umwidmen, argumentiert der VCD. 

© Michael Matejka Stoßstange an Stoßstange schiebt sich an manchen Tagen die Blechlawine über den Frankenschnellweg. Wenn der Durchgangs- und Schwerlastverkehr weg ist, könne man die Straße umwidmen, argumentiert der VCD. 

Hans Luntz würde den jetzigen Frankenschnellweg auf dem Abschnitt zwischen Jansenbrücke und An den Rampen rückbauen. Der Vize-Vorsitzende des VCD hält es nämlich für geboten, dass der Durchgangsverkehr sowie die Fahrzeuge, die den Hafen ansteuern oder von dort kommen, frühzeitig auf die Autobahnen rund um Nürnberg gelenkt werden und gar nicht erst diese Teilstrecke befahren.

Sei der Fernverkehr umgeleitet, "ist auch der Druck draußen", argumentiert Luntz. Nun könne man ein ganzes Stadtviertel, dass derzeit entlang des vielbefahrenen Frankenschnellweges brach liege, erschließen und eine vierspurige Straße anlegen, die von Geh- und Radwegen begleitet werde. Der VCD ist ein ökologisch orientierter Umweltverband, der die Verkehrswende herbeiführen will.

Lösung für die Anwohner

Statt eine dreiviertel Milliarde aufzuwenden, um die Schnellstraße auszubauen und sie mit einem Tunnelbau kreuzungsfrei zu gestalten, ließe sie sich billiger und anwohnergerecht gestalten, lautet sein Credo. Reicht das aus? "Wir wissen, dass solche Sachen funktionieren", sagt Luntz. Es gebe genügend andere Beispiele, aus denen hervorgehe, dass sich Autofahrer umorientieren und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, das Rad nehmen oder sogar die Fahrt ganz bleiben lassen. Denn Fakt sei: "Leistungsstarke Straßen ziehen den Verkehr an."

Ende Oktober hat der VCD im Klimacamp am Sebalder Platz seine Klage gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs begründet.

Ende Oktober hat der VCD im Klimacamp am Sebalder Platz seine Klage gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs begründet. © Stefan Hippel, NNZ

Der Verkehrsclub steht damit den Plänen der Stadt unversöhnlich gegenüber. Am Planfeststellungsverfahren, das die Regierung von Mittelfranken inzwischen samt der ergänzenden Pläne und der nachgeholten Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt hat, übt der Verband heftig Kritik. Mögliche Alternativen seien darin gar nicht namentlich aufgelistet, moniert Luntz.

Summe aus der Luft gegriffen?

Ebenso kritisiert er, dass die Verkehrsprognose, die vergangenes Jahr angefertigt wurde, nur zehn Jahre in die Zukunft reiche. Bis über den ausgebauten Frankenschnellweg aber die Fahrzeuge staufrei rollen können, vergehen mindestens noch 13 Jahre.

Auf Widerspruch stößt auch eine andere Zahl: Bürgermeister Christian Vogel, der für das Bauvorhaben zuständig ist, sagte jüngst im Interview mit unserer Zeitung, eine einfache Sanierung der Straße würde mit 100 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die Kosten müsse die Stadt alleine tragen, da Zuschüsse nur fließen, wenn auch eine verkehrliche Verbesserung gewährleistet werde. Hans Luntz hält diese Zahl für "aus der Luft gegriffen". Seinen Recherchen zufolge basiere die Summe rein auf groben Schätzungen des städtischen Service-Betriebs Öffentlicher Raum ohne fundierte Berechnungen.

Der VCD steht mit seiner Kritik nicht alleine. Im Bündnis der Gegner haben sich der Bund Naturschutz, Bürgervereine, Privatmann Harald Wilde, die Bewegung fridays for future und Vertreter von Grünen, Die Linken, Linke Liste und ÖDP zusammengeschlossen.

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