1700 Besucher beim Oldtimertreffen in Unterrödel

4.9.2017, 16:03 Uhr
1700 Besucher beim Oldtimertreffen in Unterrödel

© Fotos: Leykamm

Wobei die Schönheit auch hier im Auge des Betrachters liegt. Mal sind die Schnauferl bestens restauriert und blitzblank lackiert, mal ganz bewusst möglichst im Urzustand belassen. Ein Traktor ist – bis auf das Auspuffrohr – sogar aus Stroh. Das ist aber nur der, auf dem sich die Kinder austoben können. So wie der achtjährige Johannes und sein drei Jahre junger Bruder Jakob. Vater Florian Schroll stammt aus einer Landwirtsfamilie und hat mit seinem Faible für alte Agrarfahrzeuge Ehefrau Michaela und Kinder angesteckt. Für sie ist die Anreise nur ein Katzensprung.

Das schaut für Manfred Kürzinger aus Manching schon ganz anders aus. Er ist mit seinen erwachsenen Söhnen aus Manching hergefahren und brauchte dafür drei Stunden. Ein Fendt aus dem Jahr 1965 diente als Transportmittel. Den Wagen vollgeladen haben die Kürzingers mit einem Dieselross der gleichen Marke, das nächstes Jahr 80 Jahre alt wird. Auch ein 1956er Lanz ist im Schlepptau - ein "Alldog". Vielfach einsetzbar, oder eben einfach ein Fahrzeug für den Alltag, wie der Begriff auf fränkische Lesart assoziiert.

Noch nicht viele Chancen dabei zu sein hatte der zweieinhalbjährige Kilian aus Oberbreitenlohe, laut Großeltern "der größte Bulldogfan aller Zeiten" — ein Modelltraktor ist sein Schmusetier in der Nacht. Durch die Maschen eines Ladewagens bestaunt der Junge einen blinkenden Fahr D 10, der genau sieben Jahrzehnte auf den Reifen hat und Hermann Bachhofer aus Lohen gehört.

Blockbildung

Einige Meter weiter lebt die alte politische Blockbildung wieder auf: Ein Trabi aus Lauf, 1981 in der DDR gebaut, steht neben einem 56er Symbol für den amerikanischen Traum: ein Chevrolet, heute bei Allersberg zuhause. Seltenheitswert hat ein Hatz-Traktor aus dem Jahre 1955, Besitzer Karlheinz Pichl aus Dixenhausen hat dennoch aber gleich zehn Exemplare zuhause — und damit wohl das Gros derer, die überhaupt im Landkreis zu finden sind. Sohn Heinz fährt mit seinen zehn Jahren schon stolz mit. Ihr Geburtstagsgeschenk zum 50. präsentiert Marion Pfauth aus Büchenbach. "Das war erst eine krottenschlechte Limousine" — bis ihr Mann Ulrich zwei Jahre lang Hand angelegt hat. Jetzt ist aus dem 1963er Ford P3, der legendären "Badewanne" (so die Beschenkte) ein echtes Traumauto geworden. Gern lässt die Büchenbacherin wie einst Grace Kelly das Kopftuch aus dem Cabrio flattern. Allzu lang ist das Textil freilich nicht — das wäre eine tödliche Gefahr. Darauf angesprochen, erwidert der Ehemann prompt: "Einen Leichenwagen aus einem P 3 zu machen, ist das nächste Projekt". Heutzutage von vielen totgesagt ist bereits der Dieselkraftstoff. Aber nicht für den Hilpoltsteiner Ralf Gnatzy, der seinen Mercedes 170 D, Baujahr 1952, vorfährt — einer der ersten Diesel-Personenkraftwagen nach dem Zweiten Weltkrieg. Neu in der Sammlung ist eine rare Radkappe mit Dieselaufdruck. Derweil kommt ein vertrautes Tuckern immer näher. "Das ist der Einzylinder, einfach ein toller Klang!" schwärmt Michael Drechsler aus Heideck, der mit seinem 64er F16-Normag übers Gelände zockelt.

"Man merkt, dass ihr mit Leib und Seele dabei seid", heißt es seitens der Ehrengäste bei der Ausfahrt, in deren Rahmen die Fahrzeuge präsentiert werden. Bezirksrat Ernst Schuster, Landrat Herbert Eckstein, der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl und der Thalmässinger CSU-Marktrat Michael Kreichauf sind begeistert.

Einige Kinder auf Nachbauten von zwei Hanomag-Traktoren und einem Fendt Geräteträger bilden die Vorhut. Dann kann der Chef der Bulldogfreunde seinen Vize Günther Betz ankündigen: "ein Stuntman, den keine Versicherung mehr aufnimmt!" Sein Fahrrad wird nämlich mit einem Paraglide-Benzinmotor angetrieben — ein gewagtes "B-Bike" also.

Mehr Lenze als der Lanz

Dann geben sich die Raritäten die Klinke in die Hand: Franz Schmidt aus Zell glänzt mit einem 1964er Hürlimann. Die weiteste Reise hat ein Lanz aus dem Landkreis Main-Spessart hinter sich. Die gleiche Marke steuert Wendelin Meyer bei — der 84-Jährige aus Jahrsdorf ist der älteste Teilnehmer und hat mehr Lenze als sein Lanz auf dem Buckel. Um Sprüche zu den einzelnen Marken ist Moderator Hermann Schöll nicht verlegen. Auf Fendt reimt sich "Wer des Glump net kennt". Und dass jeder "Bauernlaggl" einen "Hanomaggl" fährt, reibt er den Besitzern jener Gefährte unter die Nase. Wird der Bauer reicher, fährt er natürlich "Eicher". Damals wie heute gab es Giganten des Feldes wie ein vorfahrender "Schlüter" demonstriert. Und es ging schon recht komfortabel zu — teils mit verglaster Rundumsicht im Cockpit. Eine Eigenschaft, die etwa dem "Intrak 2003" den Beinamen "Papamobil" einbrachte.

Am Ende heißt es nochmal tief die kraftstoffschwangere Abgasluft zu inhalieren und sich zu freuen — auf den halbrunden Geburtstag des Oldtimertreffens im nächsten Jahr.

 

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