Allersberg: Gebetshaus wurde „Selimiye Camii“ getauft

2.10.2014, 20:42 Uhr
Allersberg: Gebetshaus wurde „Selimiye Camii“ getauft

© Josef Sturm

Die Zeiten des ständigen Umzugs sind endgültig vorbei, freuen sich die Mitglieder. Das neue Domizil ist die achte Station seit der Gründung des Vereins im Jahre 1972.

Auch in den bisherigen Unterkünften hatte der Verein Gebetsräume eingerichtet. Im neuen Haus wurden diese erheblich ausgebaut und aufgewertet. „Wir haben nun eine Moschee“, freuen sich die Mitglieder. „Selimiye Camii“ hat die türkisch-islamische Gemeinde ihr Gebetshaus getauft, nach der Selimiye Moschee in Edirne, das im europäischen Bereich der Türkei liegt.

Unzählige Arbeitsstunden wurden seit dem Startschuss 2013, als das Areal erworben wurde, geleistet. Es gab sehr viel zu tun, berichten Sevket Bostan der Vorsitzende des Vereins und sein Bruder Ercan, der Kassier ist. Zunächst hieß es, alles ausräumen und entrümpeln. Alle packten mit an, eine große Helferschar war im Einsatz. „Wir haben keine Stunden aufgeschrieben, wer Zeit hatte, war da und packte an bei allem Drum und Dran und bei den Umbaumaßnahmen.

Imam ruft zum Gebet

So wurde unter anderem die Kegelbahn entfernt, denn hier entstand der neue Gebetsraum nach Vorbild einer Moschee. Inzwischen hat sogar die türkischen Regierung mit Ibrahim Kilic einen Imam entsandt und in Allersberg etabliert. Er bewohnt mit seiner Frau die oberen Räume und ruft fünf Mal am Tag zum Gebet.

Nicht nur die große Moschee für Männer wurde im ehemaligen „Deutschen Reich“ eingerichtet, auch für die Frauen entstand ein Gebetsraum. Außerdem dürfen die Waschplätze nicht fehlen. Das Ausziehen der Schuhe und das Waschen vor dem Betreten der Gebetsräume gehört zum festen Ritus. Gut besucht sind die täglichen Gebetsstunden. Am wichtigsten ist das Freitagsgebet, das um 13.30 Uhr beginnt. Dazu kommen 40 Personen und mehr.

Neben den beiden Gebetsräumen gibt es im neuen Domizil, das am Hauseingang die deutsche und türkische Flagge ziert, auch eine Küche für alle, ein Büro für den Vorstand und Imam sowie zwei Aufenthaltsräume, getrennt für Frauen und Kinder sowie für Männer. Hier finden die ungezwungenen Treffs bei Tee und Plaudereien statt.

Eröffnung am 19. Oktober

Dies alles möchten die Gemeindemitglieder, die seit nahezu fünf Jahrzehnten in Allersberg zuhause sind und sich inzwischen mit ihren Familien Existenzen aufgebaut haben, der Öffentlichkeit zeigen. Neben vielen Offiziellen wie Bürgermeister, Marktrat und die katholische und evangelische Kirche ist die gesamte Bevölkerung deshalb zu einem „Tag der offenen Tür“ mit offizieller Eröffnung und Ansprachen am Sonntag, 19. Oktober, ab 11 Uhr eingeladen. „Wir wollen friedlich in Gemeinschaft und Miteinander zu allen Bürgern unseren Glauben leben, denn wir fühlen uns in Allersberg wohl und leben gut miteinander,“ sagen die beiden Repräsentanten der Gemeinde.

Viele Mitglieder sind bereits in Allersberg geboren. Durchwachsen ist die Altersstruktur des Vereins von der Jugend bis zu den Rentnern, die als Gastarbeiter in der Marktgemeinde angefangen und sich noch gut an diese Zeit erinnern können. „Es war nicht leicht, die Heimat in der Türkei zu verlassen“, sagen sie rückblickend, „umso mehr freuen sie sich über die gute Aufnahme hier.“

Nach der langen Bauphase und vielen Arbeitsstunden ziehen die Mitglieder jetzt ein positives Fazit. Sie entschuldigen sich, vor allem bei den Nachbarn, wenn es manchmal durch die Arbeiten Behinderungen und auch Parkplatzengpässe gegeben habe. Künftig will man mit dem Parksystem im Außenbereich zurechtkommen.

Feste für alle

Eine Bewährungsprobe hat der Verein bereits bestanden. Beim Faschingszug bewirtete er die Besucher mit Essen und Trinken, dieses Angebot wurde gut angenommen. So will man künftig von Zeit zu Zeit Feste für die gesamte Bevölkerung anbieten. Der rührige Verein strebt den guten Dialog mit allen Menschen an und distanziert sich vom Extremismus.

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