Gewerbegebiet

Allersberg: "West II" muss kleiner werden

23.9.2021, 06:04 Uhr
Schon im Herbst vergangenen Jahres erläuterten Planer Guido Bauernschmitt (links) und Bürgermeister Daniel Horndasch die Planung der Gewerbeflächen in "West II" nördlich, nordwestlich und westlich des Allersberger Regionalbahnhofs, die im Süden verkleinert wurden.

© Reinhold Mücke, NN Schon im Herbst vergangenen Jahres erläuterten Planer Guido Bauernschmitt (links) und Bürgermeister Daniel Horndasch die Planung der Gewerbeflächen in "West II" nördlich, nordwestlich und westlich des Allersberger Regionalbahnhofs, die im Süden verkleinert wurden.

Am Ende der Prüfung der Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange und Privatleuten standen ein Billigungsbeschluss und die erneute öffentliche Auslegung. Dabei übernahm der Marktgemeinderat beileibe nicht nur die Meinung aus den auf rund 40 Seiten zusammengefassten Stellungnahmen. Im Wesentlichen folgte er den Vorschlägen des Planers Guido Bauernschmitt vom Büro "Team 4" aus Nürnberg.

Haupteffekt: Einer Forderung der Regierung von Mittelfranken folgend, wird das Gebiet gegenüber der ursprünglichen Planung von etwa 13 auf rund zehn Hektar verkleinert. Im Süden wird eine Fläche von etwa drei Hektar gestrichen, die bisher überplant war. Nach der Forderung der Regierung darf die auszuweisende Fläche nämlich nicht größer sein als die Siedlungsfläche des Ortsteils Altenfelden. Und da hat man sich mittlerweile auf zehn Hektar geeinigt.

Schon 280 Interessenten

Trotzdem ist die Position der Regierung für den Planer nicht recht nachvollziehbar. Denn Bauernschmitt sieht auch den Parkplatz am Bahnhof als Teil der Siedlungsfläche an - zumal auf die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für die Gewerbeansiedlungen großer Wert gelegt werde. „Wären es drei Bauernhöfe, würde es als Siedlungsfläche zählen“, so der Planer, der auch eine Diskrepanz zum Regionalplan und dessen Forderung nach Anbindung neuer Bauflächen an den ÖPNV bemängelt.

Nicht zufrieden gab sich die Regierung auch mit dem Hinweis, dass der Marktgemeinde bereits 280 Anfragen von ansiedlungswilligen Unternehmen vorliegen. Der Bedarf müsse konkretisiert werden, so der Tenor. Das erfolge derzeit bereits, erklärte Bürgermeister Daniel Horndasch -allerdings in anonymisierter Form.

Keine Logistik in "West II"

In der Bebauungsplanung sollen auch noch Einschränkungen für Betriebe festgelegt werden, erfuhr Eduard Riehl (SPD) auf seine Anfrage. Beispielsweise sollen sehr große Unternehmen und Firmen für Logistik mit über zwei Hektar Fläche ausgeschlossen werden. Dass das Gebiet kleinteiliger werden solle, werde der Bebauungsplan konkreter aufzeigen, stellte Bauernschmitt klar.

Generell soll der Plan die Größe der künftigen Firmen in West II auf einen halben bis drei Hektar beschränken. Zudem soll es einen breiten Branchen-Mix geben. Bauernschmitt sprach vor allem von der Notwendigkeit von handwerklichen Betrieben. Und er stellte klar, dass sich West I und West II ergänzen sollen. Denn, so Rathauschef Horndasch: „Wir brauchen beides.“

Für eine Beteiligung an interkommunalen Gewerbegebieten, wie sie die Regierung empfiehlt, sieht der Marktgemeinderat keine Notwendigkeit. Dies sei weder angesichts der Lage der Flächen inmitten des eigenen Gemeindegebiets realistisch, noch sei die Kommune bei der Vermarktung auf andere Gemeinden angewiesen

Städtebaulich hilfreich

Aus städtebaulicher Sicht begrüßt das Landratsamt Roth die Neuausweisung der Gewerbeflächen grundsätzlich. Sie berge die Möglichkeit, die vorhandenen Gewerbegebiete durch ergänzende Betriebe zu einem besseren Branchen-Mix weiterzuentwickeln. Schwächen der "Gemengelage" im Osten Allersbergs könnten so mittelfristig bereinigt werden.

Der Gewerbe-, Dienstleistungs- und Handelsstandort Allersberg biete mit seiner Zentralität, der verkehrsgünstigen Lage und der naturräumlichen Qualitäten des Rothsee-Dreiecks sehr gute Voraussetzungen, heißt es in der Stellungnahme der Kreisbehörde. Kritisch sieht das Landratsamt indes den Anstieg der Verkehrsbelastung. Dem Verkehrsgutachten zufolge seien Knotenpunkte teils verbesserungsbedürftig, weist der Markt im Beschlussvorschlag hin. Diese Maßnahmen sollen stufenweise umgesetzt werden.

Keine Gefahr fürs Trinkwasser?

Das Gutachten bescheinige aber auch bei den Spitzenwerten noch "ausreichende Verhältnisse", betonte der Bürgermeister. Und er wies darauf hin, dass das Wasserwirtschaftsamt keine Probleme hinsichtlich der Wasserentnahme weiter westlich durch die infra Fürth sehe. Diese Bedenken hatten die Landtags-Grünen jüngst ins Gespräch gebracht.

Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz lehnen die Planung weiterhin rundweg ab. Planer und Marktgemeinde verweisen ihrerseits auf die Verträglichkeitsabschätzung für das Natura-2000-Schutzgebiet und darauf, dass es einen erheblichen Bedarf an Gewerbeflächen in der Region gebe.

Auch einige Bürger haben sich zur Änderung des Flächennutzungs- und des Landschaftsplans geäußert und Bedenken im Hinblick auf die Schutzgüter Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaft, Fläche und Erhaltungsziele sowie FFH- und Vogelschutzgebiete angeführt. Diese wies das Gremium jedoch per Beschluss durchweg zurück.

Zur Sache

"West II" ist mit nun nur noch rund zehn Hektar das kleinere der beiden derzeit geplanten Gewerbegebiete in der 8000-Einwohner-Gemeinde Allersberg. Im etwa 19 Hektar großen Areal von "West I" ist unter anderem die hoch umstrittene Ansiedlung eines Sortierzentrums des Online-Versandriesen Amazon geplant.