Als Bayern die Posthoheit an die Republik verlor

3.6.2020, 15:50 Uhr
Als Bayern die Posthoheit an die Republik verlor

© Foto: Josef Sturm

 

Als Bayern die Posthoheit an die Republik verlor

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Bayern war zwar seit dem Jahr 1871 Teil des Deutschen Reiches, hatte aber durch den Versailler Vertrag nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 einige Sonderrechte bekommen, die den Bayern beispielsweise die eigene Post- und Militärhoheit garantiert hatten. Das sollte sich am 1. April 1920 ändern: Mit der Gründung der Weimarer Republik gingen alle bayerischen Sonderrechte verloren.

 

Staatsvertrag mit Deutschem Reich

 

Es kam zu Verhandlungen, und so trat am 19. März 1920 durch ein bayerisches Landesgesetz ein Staatsvertrag mit dem Deutschen Reich in Kraft. Bayern verlor seine Posthoheit an das Deutsche Reich. Als Entschädigung sollte das Land 620 Millionen Reichsmark erhalten. Die Summe wurde allerdings nie ausbezahlt, sondern per Reichsgesetz für Reparationszahlungen herangezogen. Erst mit Gründung der Bundesrepublik verzichtete Bayern auf das Geld. Soweit das Geschichtliche.

Was hatte das für die Philatelisten zur Folge? Bayern wollte seine eigenen Briefmarken nicht sang- und klanglos aufgeben, deshalb legte die bayerische Postverwaltung zwischen 14. Februar und 30. März 1920 eine "Abschiedsausgabe" auf. Einige Wertstufen erschienen am letzten Tag der bayerischen Posthoheit. Später wurde die Ausgabe noch mit dem Aufdruck "Deutsches Reich" versehen. Diese überdruckten Marken waren sogar noch bis zum 31. Oktober 1922 in ganz Deutschland gültig.

Die bayerischen Briefmarken durften noch vom 1. April bis zum 30. Juni 1920 aufgebraucht werden. Zeitgleich galten in Bayern damals auch schon die Marken der Deutschen Reichspost.

An den Schaltern wurde die "Abschiedsausgabe" mit Aufdruck verkauft. Gelegentlich findet man auch Marken der "Germania"-Ausgabe der Reichspost, aber diese Marken waren in Bayern verpönt. Schließlich stellte ja die Germania das Sinnbild Preußens dar. Es gibt sie zwar, ein paar ordentlich mit Germania-Marken frankierte Belege, die aber waren bei den bayerischen Postbeamten in der Regel nicht gerne gesehen. Man verlangte aus diesem Grund inoffiziell Nachporto oder frankierte mit bayerischen Marken nach.

In der Übergangszeit war es gestattet, sowohl Marken aus Bayern als auch Marken der Reichspost auf einem Poststück zu verwenden. Solche Briefe werden von Sammlern gesucht, spiegeln sie doch ein Stück Zeitgeschichte wider.

InfoWeitere Informationen erteilt der Briefmarkensammelverein Roth über seinen stellvertretenden Vorsitzenden Bernd Schmidtkonz, Telefon (01 70) 89 16 361, berd_schmidtkonz@web.de

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