Altar feiert seinen 100. Geburtstag

3.6.2010, 00:00 Uhr

Der Fronleichnamstag beginnt um 6 Uhr mit Angelusgeläut und Salutschüssen vom Kapplesberg. Der Festgottesdienst, an dem Bürgermeister und der Rat der Stadt, der Marianische Rat sowie die Fahnenabordnungen der Vereine teilnehmen, beginnt um 8.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer.

Im Anschluss daran führt die Prozession - bei trockenem Wetter - durch die Altstadt, begleitet von der Stadt- und Jugendkapelle. Der Prozessionsweg führt über den Marktplatz zur Wohlmutsgasse und der Oberen Weinstraße zum ersten Altar der Familie Alfred Wechsler. Fortgesetzt wird er über die Untere Weinstraße und die Hauptstraße zum zweiten Altar an der früheren Brauerei des »Hahnenwirts« der Familie Georg Huber. Danach geht es über die Hauptstraße weiter zum dritten Altar am ehemaligen Gasthaus Westenhalle von Rosemarie Graß. Über die Alleestraße und die Westenstraße führt der Weg zum vierten Altar der Familie Josef Krätzer und dann über die Westenstraße und den Marktplatz zurück zur Stadtpfarrkirche.

Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat Heideck bitten die Straßen und Plätze von Autos frei zu halten. Auf das Schmücken der Häuser mit Fahnen und Birkengrün kann angesichts der Wetteraussichten aber verzichtet werden.

Der Altar am Anwesen der ehemaligen Brauerei Huber wird genau 100 Jahre alt. Kirchenpfleger und Restaurator Marcus Hohmann, der seit etwa 20 Jahren den Altar für die Familie Huber aufrichtet und schmückt, berichtet aus der Pfarrchronik: Der eigentliche Standort des Fronleichnamsaltares der ersten Prozession war am Nachbarhaus, der heutigen Gastwirtschaft »Zur Post«.

Königliche Postexpedition

Diesen Namen führt das Anwesen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, denn der frühere Eigentümer Lorenz Anton Schleicher erwarb für sein Gasthaus die königliche Postexpedition. Seitdem war der Besitzer der »Gastwirtschaft zum Hahn« auch der »Gastwirt zur Post«. Über viele Jahrhunderte waren die Schleichers Eigentümer dieser Brauerei und Gastwirtschaft. Die Tochter von Lorenz Anton, Theresia, erhielt ein neu gebautes Anwesen an der Alleestraße (Gasthaus Westenhalle), und das bisherige Anwesen wurde an den Nachbarn, den Wirt vom Löwen, Franz Anton Huber, veräußert.

Huber verlor vorher seinen Besitz durch den großen Stadtbrand 1898. So hat Huber an der Stelle seines alten Gebäudes eine moderne Brauerei errichtet. Sein Sohn Georg heiratete Rosina Christoph, Brauereibesitzerstochter aus Walting und eine Großnichte des Lorenz Schleicher. Als deren Sohn Georg Huber 1910 geboren wurde, kaufte Großvater Franz Huber im selben Jahr bei der Mayer´schen Hofkunstanstalt einen neuen Fronleichnamsaltar in barocker Formengebung. Aufwändig geschnitzt, mit versilberten gewundenen Säulen zeigte sich der Altar in weißer Marmorierung und üppiger Blattvergoldung. Das Altargemälde nimmt Bezug auf den Juni und zeigt Christus als Herz Jesu mit der Schriftkartusche »Meine Liebe, Meine Schmerzen, Nimm o Sünder, wohl zu Herzen«. Das erste Mal aufgestellt wurde er an der zweiten Prozession am Oktavtag von Fronleichnam am 2. Juni 1910. Auf der Rückseite klebt noch ein Frachtzettel der Kgl. Bay. Staatsbahn von Nürnberg nach Pleinfeld vom Juni 1910.

Georg Huber senior ist im Ersten Weltkrieg 1916 gefallen. Seine Witwe heiratete Franz Stengl, später langjähriger Kirchenpfleger. Brauerei und Wirtschaft wurden später an Georg Huber junior und seine Frau Maria, geborene Funk, übergeben. Nachdem die Brauerei aufgegeben und zu einem Wohnhaus umgebaut wurde, zog die Familie samt Altar in die Hauptstraße 34, die Gastwirtschaft in der Hauptstraße 32 wurde verpachtet. Als Georg Huber 1986 starb, unterstütze zuerst Bruno Herzog die Witwe beim Aufbau des Altares, bis er den Mesnerdienst in Heideck übernahm.

Seither betreut Marcus Hohmann mit seiner Frau Carmen den Altar für die Familie des Eigentümers, die im Ausland lebt.