Angeln: Respekt vor der Natur am Haken

23.8.2020, 15:13 Uhr
Angeln: Respekt vor der Natur am Haken

Wortkarg, reglos, tiefenentspannt. So sind sie, die Angler! - Wirklich? Hat das Klischee von Männern, die aufs Wasser starren, seine Berechtigung? Überhaupt: Ist es eigentlich noch immer das starke Geschlecht, das mehrheitlich zum Fischen geht?

Und wie halten die‘s dann mit dem Tier- und Naturschutz? Bevor am 28. August ein "Angel-Schnupperkurs für Kinder" im Ferienprogramm der Stadt Roth startet, hält Oliver Fiedler, Jugendwart bei den "Angelfreunden Eckersmühlen 05", die Angelrute für Seinesgleichen ausdrücklich in die Höh‘. Tenor: "Wir sind tausendmal besser als unser Ruf!" Gründe kennt er einige.

Herr Fiedler, ist das eine Glaubensfrage: Angeln oder Fischen?

Im Grunde ist Angeln ein Hobby. Der Fischfang - oder eben das Fischen - dient eher der groß angelegten Nahrungsbeschaffung. Aber wir akzeptieren beide Begriffe.

Sie sind ja selbst noch relativ jung. Wie hat Sie‘s denn an den See und letztlich zu den Eckersmühlener Angelfreunden verschlagen? Oder anders gefragt: Was fasziniert Sie am Angeln?

Ich bin über einen Bekannten dazu gekommen. Durch die gute Jugendarbeit in Eckersmühlen hat‘s mich dann im Alter von 14 Jahren zu den Angelfreunden gezogen. Das war ziemlich nachhaltig, denn mein Hauptfreundeskreis setzt sich nach wie vor aus dieser Anglerjugend von damals zusammen.

Angeln: Respekt vor der Natur am Haken

Für uns zählt nicht nur der Fang, sondern vor allem die Verbundenheit zur Natur und die Gemeinschaft.

Es gibt da diesen Witz: Sitzen zwei Fischer am Wasser. Nach fünf starr verbrachten Stunden schlägt der eine die Beine übereinander. Sagt der andere: "Hey, sind wir zum Angeln oder zum Tanzen hier?" - Hat das Klischee von den stoischen, eigenbrötlerischen Anglern seine Berechtigung?

Das kann ich nicht bestätigen. Ich hab‘ echt schon viele Bekannte mit zum Angeln genommen und ihnen dann vor Ort erklärt, wie‘s funktioniert. Auch anderen Interessierten gegenüber, die zufällig vorbeikommen, bin ich prinzipiell sehr aufgeschlossen, falls sie Fragen haben. Wir sind außerdem relativ viel an den fränkischen Seen unterwegs. Da wird dann mit den Anglern vor Ort rege über Köder, Tiefen oder Fänge gefachsimpelt. Das würde ich jetzt nicht gerade verschlossen oder eigenwillig nennen!

Soziale Medien zeigen oft Negatives

Aber Sie müssen zugeben: Während der vergangenen Jahre war der Zulauf in deutschen Fischereivereinen zunächst rückläufig, jetzt stagniert er zumindest. Warum wird die Rute nicht mehr so oft und gerne ausgeworfen?

Vielleicht, weil das von Ihnen zitierte Klischee tatsächlich noch immer so ausgeprägt ist! Zusätzlich kursieren in den Sozialen Medien leider einige unschöne Videos, die uns Angler in kein allzu gutes Licht rücken. Es ist sehr schwer, solche Negativ-Bilder in den Köpfen zu tilgen. Aber immerhin kann ich dem entgegenhalten, dass in Deutschland 1,6 von drei Millionen Anglern regelmäßig ihrem Hobby nachgehen!

Und was halten Sie Tierschützern entgegen, die sagen, Fischen sei Tierquälerei?

Es gibt immer zwei Seiten zu jedem Thema. Und auch wenn böse Zungen das Gegenteil behaupten: Wir sind uns durchaus bewusst, dass es sich bei den Fischen, die wir fangen, um Lebewesen handelt! Drum bringen wir den Tieren auch größten Respekt entgegen und verletzen sie so wenig wie möglich.

Der Angler von heute führt so einiges an Equipment mit sich, um das maximale Fischwohl beim Angeln zu garantieren. Das wissen aber nur wenige.

Mir liegt es sehr am Herzen, meinen Jugendlichen von Anfang an die Achtung vor der Natur zu vermitteln. Sie sollen sich im Klaren darüber sein, dass Angeln dem Nahrungserwerb dient und kein Tier umsonst waidgerecht getötet wird! Außerdem ist mir der Bio-Karpfen aus unseren Weihern, den die Gewässerwarte mit regionalem Getreide füttern, bedeutend lieber als ein Massen-Pangasius.

Auch Mädchen sollen mitmachen

Nun sind Sie, wie erwähnt, Jugendwart Ihres Vereins. Wie holen Sie das Hobby aus der Krise – oder falls Sie eine solche nicht sehen – zumindest aus der Nische?

Muss ich momentan gar nicht. Denn ich darf mit Stolz behaupten, dass wir mittlerweile sehr engagierte Jugendliche in unserer Jugendgruppe haben. Dazu zählt übrigens auch ein 14-jähriges Mädel, das total begeistert vom Angeln ist! Sie ist leider – noch – die Ausnahme, aber wir arbeiten dran. Zum Beispiel mit Maßnahmen wie dem Schnupperangebot im Ferienprogramm und vielen anderen Aktivitäten. Dazu möchte ich ausdrücklich auch Mädchen ermutigen!

Wir haben leider das Problem, dass sich unter unseren erwachsenen Vereinsanglern kaum junge Familienmütter und -väter finden, sodass sich die Nachwuchsfrage nicht von selber erledigt. Doch wie gesagt: Nach einer schleppenden Findungsphase geht‘s jetzt wieder bergauf mit der Jugend. Ende des Jahres dürfen wir aller Voraussicht nach zusätzlich drei Zehnjährige begrüßen!

Zum Schluss der Werbeblock: Erklären Sie uns doch bitte mal in kurzen Worten, was Fischen für junge Menschen attraktiv macht!?

Einfach mal raus von zu Haus, sich frei entfalten, mit Freunden draußen zelten, am Lagerfeuer sitzen, Stockbrot essen... - Dabei natürlich nicht zu vergessen: die Interaktion mit einer faszinierenden Tierwelt – unter und über Wasser!

Interview: Petra Bittner

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