Apfelmus aus der Vorhölle

12.5.2019, 15:37 Uhr
Apfelmus aus der Vorhölle

© Foto: Jürgen Leykamm

Vermeintlich rund ums Apfelmus drehte sich alles beim Publikumsliebling des dreitägigen Jubiläumsfestivals mit insgesamt über 550 Besuchern. Denn zu diesem besonderen halbrunden Geburtstag gab es für die Zuschauer einen dritten Abend im Vorfeld geschenkt. Bei einem "Best of" ließ das Team etliche Kurzfilmhits vor allem der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte noch einmal über die Leinwand flimmern (diesmal außer Konkurrenz).

Was allerdings nicht so einfach war, galt es doch dabei zugleich das Rad der filmtechnischen Entwicklung zurückzudrehen. Denn während heutzutage digital präsentiert wird, war vor gar nicht allzu langer Zeit noch der 35-Millimeter-Projektor mit im Boot. Eigens zum Jubiläum karrten die Verantwortlichen ein 140 Kilogramm schweres Exemplar in den Saal. Es hat sich gelohnt, denn dieser Sondertag "war ein Geschenk für uns alle und kam super an", betonten am Ende der drei Tage die Moderatoren Peter Hauke und Hans Seidl einmütig.

Apropos: Das Ende aller Tage fand sich unter den Themen des Festivals genauso wieder wie Generationenkonflikte, fühlende Roboter oder die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Die Bandbreite beeindruckte auch zum Jubiläum. Über 400 Filme hatten die Hauptverantwortlichen gemeinsam mit einem 14-köpfigen Helferteam im Vorfeld gesichtet. Zur erstgenannten Gruppe zählen in vorderster Linie Stefanie Singer und Benedikt Seidl. Die beiden seien seit geraumer Zeit "die eigentlichen Chefs", so die moderierenden Herren.

Festival mit gutem Ruf

Für die Siegerehrung holten sie sich Unterstützung seitens der Sponsorenvertreter auf die Bühne. Den ersten Preisträger durfte Bürgermeister Georg Küttinger verkünden — nicht ohne vorher auf die Geschichte der Veranstaltung hinzuweisen. Der gute Ruf des Festivals "reicht weit über die Grenzen der Marktgemeinde hinaus", so sein Lob. Er sei begeistert, was aus dem anfänglich "zarten Pflänzchen geworden ist".

Was aus einem harmlosen Waldspaziergang werden kann, zeigt der mit 1000 Euro dotierte Siegerfilm "Limbus" (Vorhölle) von Sekander Sharifi. Zwischen den Bäumen erblickt der Spaziergänger zwei leblose Körper, daneben einen Mann mit Schaufel vor einer ausgehobenen Grube. Der wiederum verfolgt den Ahnungslosen, der ihn aus Gegenwehr mit dem Gartengerät erschlägt. Nun betritt ein weiterer Wanderer die Waldbühne – und die Szenerie geht unter anderen Vorzeichen von vorne los.

Platz zwei heimste der Animationsfilm "Apfelmus" von Alexander Gratzer ein. Lobende Worte für ihn gab es dazu von Jochen Münch, Chefredakteur des Hilpoltsteiner Kurier. Dass es sich dabei um den Publikumspreis handelte, wurde bei der Vorführung der Gewinnerstreifen zum Höhepunkt des Festivals anhand der Reaktionen der Zuschauer mehr als deutlich. Die tiefsinnige Komik speist sich hier aus philosophierenden Vögeln und Eisbären, die menschliche Spezies kommt dabei weniger gut weg.

Der dritte Preis und damit der des Teams ging an den Film "Formen" von Fariba Buchheim, die sich einfühlsam mit dem Thema Skolios auseinandersetzte. So verriet es Laudator Günter Netter, Leiter der Sparkasse Greding-Thalmässing.

Die drei Regisseure der Siegerstreifen waren am Abend leider allesamt verhindert, bedankten sich aber per Videobotschaft.

Klaus Ploth von der evangelischen Medienzentrale Nürnberg vergab im Namen eines Verbunds acht solcher Einrichtungen den "Horizonte-Filmpreis". Platz eins sicherte sich hier ein Streifen namens "Löwin" von Alexander Conrads. Ein Mädchen steht im Spannungsfeld zwischen dem depressiven Vater und der besten Freundin. Den Preis für den zweiten Siegerfilm sicherte sich "Carlotta's Face" von Valentin Riedl und Frederic Schuld, in dem es um Gesichtsblindheit geht. Ersterer war sichtlich verdutzt: "Ich bin nur wegen den Filmen hier und wusste gar nicht, dass man hier was gewinnen kann – wie heißt der Preis nochmal?" Olga natürlich, schallte es ihm von verschiedenen Seiten entgegen.

Einen besonderen Orden gab es zum Jubiläum von Landrat Herbert Eckstein für Peter Hauke und Hans Seidl: Ihre Gesichter zieren zwei Filmdosen, auf denen Doppelkekse kleben. Solche gibt es sonst immer als Lohn für jeden schlechten Film während der Sichtung.

 

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