Landesverband schritt ein

Aufatmen im Friseursalon: PCR-Testpflicht für Mitarbeiter kassiert

11.11.2021, 14:45 Uhr
Die PCR-Testpflicht sorgte einige Tage für helle Aufregung in den Friseursalons. Beim Tragen von Masken wird in der Branche übrigens eine Regelung nach Hausrecht empfohlen.

© Paul Götz, NN Die PCR-Testpflicht sorgte einige Tage für helle Aufregung in den Friseursalons. Beim Tragen von Masken wird in der Branche übrigens eine Regelung nach Hausrecht empfohlen.

Die Rotherin Karin Wiener-Zwingel, die sich auch persönlich reingehängt und sich um einen Termin beim Unions-Angeordneten Volker Bauer bemüht hatte, ist teilweise erleichtert und kann sich den Weg zum CSU-Bürgerbüro vorerst sparen: „Die Belastung für uns Betroffene war riesengroß, und es wird wohl nicht das letzte Kapitel sein.“

Die Verpflichtung zu PCR-Tests hatte in der Branche für Entsetzen gesorgt, denn durch die im Oktober eingeführte Kostenpflicht sind die meisten Testmöglichkeiten von der Bildfläche verschwunden. Außerdem hätten 80 Euro Kosten pro Test die Betriebe und die Kunden nicht unerheblich belastet. Das ließ schon Termine platzen und wäre eine Steilvorlage zur Schwarzarbeit, ist sich Karin Wiener-Zwingel sicher: „Das läuft dann im Keller ab und ganz ohne Test, das wird ja ohne Scham von den betroffenen Kunden kommuniziert.“

In Roth kennt die Friseurmeisterin nur die „Schlossapotheke“, die einen kostenpflichtigen PCR-Test anbietet. Der ist nicht immer zwei volle Tage gültig, weil er über ein externes Labor ausgewertet wird.

Kosten von 1500 Euro im Monat?

Aus Sicht der Salons des „Friseurs“ am Kugelbühl“ hätten die PCR-Tests Betriebskosten von monatlich über 1500 Euro erzwungen, die per Empfehlung auf die beiden Mitarbeiterinnen umgelegt werden sollten, die ungeimpft sind.

Für Karin Wiener-Zwingel riecht das sehr danach, dass sie als Handlangerin für eine Impfplicht eingespannt werden sollte, die sich die Politik nicht verordnen traut. Sie selbst wartet auf ihre Booster-Impfung, doch ihren Mitarbeiterinnen will sie die Entscheidung, ob sie sich spritzen lassen, schon selbst überlassen: „Das ist eine persönliche Entscheidung und das respektiere ich.“

Kunden fragen Impfstatus ab

Etliche Kunden, die ihre Stammfriseurin haben, haben da andere Toleranzgrenzen: „Die fragen tatsächlich den Impfstatus der Mitarbeiterinnen ab.“ Das sorgt für eine hohe Nervenbelastung im Salon und nicht selten für böses Blut. Wiener-Zwingel: „Mich sorgt die Spaltung in der Gesellschaft, es gibt da jetzt ein riesiges Hasspotenzial.“ Sie geht davon aus – auch aus eigener Erfahrung -, dass das Handwerk wegen des hohen Drucks Mitarbeiterinnen an andere Branchen verliert.

Insgesamt, ist sich Karin Wiener-Zwingel sicher, haben Friseure höchste Arbeitsschutz- und Hygienestandards. Ihre Gegenrechnung: Von ihren Mitarbeiterinnen, die sich mit Covid infiziert hatten, hat sich keine einzige im Salon angesteckt - mit einer Ausnahme alle über die Kinder.

Marc Seubert, der in Schwabach, Rednitzhembach und Schwanstetten, drei Hairlike-Salons betreibt, ist vom Jacobsweg direkt zur roten Ampel abgebogen. In den Gesprächen beim Pilgern wurde viel über den sozialen Aspekt der Impfung gesprochen: „Dass das Impfen zur gesellschaftlichen Verantwortung gehört, ist auch meine Einstellung.“ Aber der einzigen der 23 Mitarbeiterinnen, die sich noch nicht hat spritzen lassen, will er „die Freiheit nicht nehmen“. Sein Ansatz ist vielmehr, alles für ein gutes Betriebsklima zu tun. Im Verlauf der Pandemie hat bisher eine Kollegin aufgehört, die nicht mit Maske arbeiten wollte.

Für relevante Jobs kostenfrei

Frisch über die neuen Regeln informiert, die einen Tag später schon nicht mehr gültig waren, hat auch Marc Seubert „Angst, dass die Schwarzarbeit aufblüht“. Beim finanziellen Aspekt von PCR-Tests geht er mit Kollegin Karin Wiener-Zwingel konform: „Für solch relevanten Jobs müsste das kostenfrei sein.“

Die Rother Friseurmeisterin hat aus den bisherigen Erfahrungen und den zu erwartenden Belastungen die Konsequenz gezogen und baut sich derzeit ein zweites Standbein in Form eines Zweithaarstudios auf. Bislang war sie diesbezüglich nur in der Beratung tätig, die hauptsächlich Patienten nach einer Chemotherapie in Anspruch nehmen. Momentan wartet sie auf die Zertifizierung, mit der sie die volle Leistung bieten kann.