Ausbildung ist das A und O

24.6.2008, 00:00 Uhr

Jeden Dienstag ab 13 Uhr zeigen sie den Jugendlichen in der Caritas-Begegnungsstätte in der Heidecker Straße, wie erfolgversprechende Bewerbungen und aussagekräftige Lebensläufe aussehen, üben mit ihnen Vorstellungsgespräche und bereiten die Schulabgänger auf Eignungstests vor.

Bereits vor der Gründung der Bewerbungsberatung hatte Edith Renelt in der Nürnberger Initiative «Ein Ausbildungsplatz ist jeder Mühe wert« mitgearbeitet. Daher die Idee, in der Burgstadt ebenfalls ein solches Projekt zu initiieren. Bei der Suche nach geeigneten und bezahlbaren Räumen verwies der damalige Bürgermeister Helmut Neuweg die Hilpoltsteinerin an die Caritas, deren Begegnungsstätte in der Heidecker Straße gerade fertiggestellt worden war. Ihr Leiter Joachim Denner sagte spontan zu.

Während der ersten Monate arbeitete die Initiative dennoch zunächst in einer Privatwohnung und mit alten Computern, denn die Finanzierung von drei neuen Geräten über den europäischen Sozialfonds ließ auf sich warten. Einen weiteren Rechner spendete später der Rotary Club. Und auch die Hilpoltsteiner Stadträte ließen sich nicht lumpen und verzichteten auf ihre Sitzungsgelder, um der Bewerbungsberatung 1000 Euro für weitere Anschaffungen zukommen zu lassen.

Für ihr Team gewann Edith Renelt in der Folgezeit neben dem ehemaligen Hilpoltsteiner Unternehmer Helmut Reiter auch den früheren Hauptschullehrer Manfred Seitz, den Informatiker und ehemaligen Firmenchef Achim Rodarius sowie Hede Kramer, einst Chefsekretärin in der Berufsfachschule für Heilerziehungspflege. Renelt selbst ist Diplom-Verwaltungswirtin und war knapp 30 Jahre lang in der Arbeitsvermittlung tätig.

Ziel des Trainer-Teams ist es, ergänzend zur Berufsberatung des Arbeitsamtes zu wirken. Zwei Mal im Schuljahr stellen sich die Senioren den achten, neunten und zehnten Klassen der Haupt- und Realschulen vor. Dabei weisen sie vor den Sommerferien darauf hin, dass die Absolventen spätestens im September mit der Stellensuche für das Folgejahr beginnen sollten, da die großen Firmen ihre Lehrlinge meist bis Dezember rekrutieren. Ein weiterer Besuch folgt nach den Zwischenzeugnissen, denn kleinere Betriebe und der Einzelhandel lassen oft auch spätere Bewerbungen zu.

Die Hilpolsteiner Initiative hilft den Jugendlichen kostenlos und so oft sie möchten - auch während der Ferien. Und nicht nur aus der Burgstadt kommen mittlerweile die Schüler, sondern auch aus Greding, Thalmässing, Allersberg und Heideck. Mehr als 700 Beratungen haben die Senioren um Edith Renelt bis dato durchgeführt, Und inzwischen müssen Interessenten sogar durchaus mit Wartezeiten rechnen. Weitere Teams nach dem gleichen Muster gibt es bereits in Roth, Wendelstein und Lauf.

Ein zusammen mit der Nürnberger Initiative erarbeitetes Qualitätshandbuch bildet die Grundlage der Beratungsarbeit. Zudem nutzen die Senioren Verbindungen aus ihrem Berufsleben und pflegen regelmäßig Kontakte zu Firmen, um in Sachen Bewerbungsunterlagen und Anforderungen stets auf dem neusten Stand zu sein.

Aus der Bewerbungspraxis berichtet Renelt, dass «die Hilfe wohlmeinender Eltern oft contraproduktiv ist, weil sich deren ,Erwachsenensprache‘ sofort bemerkbar macht und von den Ausbildungsbetrieben nicht gewürdigt wird«.

Die Senioren bleiben deshalb bei ihrer Beratung auf der Sprachebene der Jugendlichen, geben keine Formulierungen vor, sondern helfen lediglich und kontrollieren die Rechtschreibung.

Mit jedem Schulabgänger besprechen die Teammitglieder darüber hinaus individuell Motivation, Berufsbild und Anforderungen. Zur Recherche weiterer Informationen wird auch das Internet genutzt. Das Erstellen der Bewerbungen übernehmen die Jugendlichen dann aber selbst.

Im nunmehr vierten Jahr der Initiative sind laut Renelt «alle Teammitglieder nach wie vor mit Begeisterung bei der Sache«. Die beste Belohnung ihrer Mühen sei schließlich, wenn Jugendliche nach einem Bewerbungsgespräch freudestrahlend zurückkommen und erzählen: «Ich habe einen Ausbildungsvertrag.«