Ausgeblasen und bemalt

27.2.2020, 14:07 Uhr
Ausgeblasen und bemalt

© Yevheniia Frömter

So geschehen im vergangenen Jahr in der Kreisstadt: Voller Freude und mit großem Elan schmückten Beteiligte der Rother Stadtverwaltung und vom Verein Kreis-Metropole Roth ihren Markgrafenbrunnen mit unzähligen bunten Ostereiern – aus Plastik. "Wenigstens echte Eier hätten’s doch nehmen können."

Diese Kritik einer bis dato namenlosen Rotherin schaffte es schließlich sogar in einen entsprechenden Artikel der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung. "Fürchterlich sieht der Brunnen aus", meckerte sie im vergangenen Jahr auf dem Marktplatz.

 

Schlag ins Gesicht

 

Für Dr. Marianne Jakob-Herzig beinahe ein Schlag ins Gesicht. Immerhin habe man in Windeseile einen Osterbrunnen in der Innenstadt verwirklicht – und das nach langer Zeit. Jakob-Herzig konterte: "Dann machen halt Sie etwas."

Die Überraschung war Anfang des Jahres groß, als sich die Rotherin Liselotte Stadlbauer offiziell bei der Stadtverwaltung meldete: "Ich habe 426 bemalte Ostereier für den Markgrafenbrunnen." Für Stadlbauer sollte es nämlich nicht bei der Kritik bleiben.

Bereits vor einem guten Jahr hatte sie damit begonnen, sämtliche Eier zu sammeln, die ihr in den Weg kamen: Familie und Freunde hätten sie mit ausgeblasenen Eiern tatkräftig unterstützt. Kurzerhand griff sie zu Farbe und Pinsel und begann eigenhändig und völlig allein mit der Verzierung des Osterschmucks. "Ich habe jeden Tag gut zehn Eier bemalt", erklärt sie stolz. Selbst mit Aufklebern und echten Blumen habe sie experimentiert.

Doch damit nicht genug: Sämtliche Ostereier fädelte sie auf Schnüre auf und lackierte ihre Werke wetterfest. "Die Arbeit hat schon angestrengt, doch eigentlich ging es ruckzuck." Der Clou: Jedes Ei ist ein absolutes Unikat – verziert mit den unterschiedlichsten Motiven.

 

Wahnsinn

 

Über diese Aktion freut sich nicht nur Stadtmarketingbeauftragter Mark Bartholl: "Ein solches Engagement ist absolut außergewöhnlich." Dr. Marianne Jakob-Herzig zeigte sich ebenfalls mehr als begeistert: "Der helle Wahnsinn."

Die kleinen Kunstwerke sollen nun selbstverständlich ihren Weg zum Markgrafenbrunnen finden. Jakob-Herzig beabsichtige, die Ostereier am oberen Ende des Brunnens anzubringen. "Leider mussten wir feststellen, dass selbst die Plastikeier mutwillig beschädigt wurden." Überhaupt werde der Markgrafenbrunnen für die bevorstehende Osterzeit aufwendiger geschmückt. "Wir wollen den historischen Brunnen aber nicht komplett verhüllen." Auch einige Schulklassen würden bemalte Ostereier abliefern: "Wir erwarten rund 800 weitere Eier."

Allerdings werden die vorhandenen Kunststoffeier wieder Verwendung finden. Die künstlichen Zweige ebenfalls: "Die echten Buxbäume sahen innerhalb kürzester Zeit verheerend aus", erklärte Jakob-Herzig.

Der Osterbrunnen wird übrigens am 28. März, um 11 Uhr am Marktplatz offiziell "enthüllt".

Diesen Termin hat sich auch Liselotte Stadlbauer bereits dick in ihrem Kalender eingetragen und lacht: "Ich kann einfach meinen Mund nicht halten. Ich bin eben eine typische Fränkin."