Betriebsruhe über Weihnachten: Das sagen die Rother und Schwabacher Firmen

27.11.2020, 08:20 Uhr
Betriebsruhe über Weihnachten: Das sagen die Rother und Schwabacher Firmen

© Foto: Yevheniia Frömter

Dem stehen volle Auftragsbücher und komplizierte Fertigungsabläufe entgegen, die nicht so leicht unterbrochen werden können. Für etliche Arbeitgeber rennt die Politik aber auch offene Türen ein, die Pause ist bei ihnen eine jahrelange Übung.

Verständnis für den Wunsch aus der Politik versichert Daniel Matulla von der Unternehmenskommunikation der Firma Schlenk in Barnsdorf, einer der international führenden Hersteller von Metallpulvern, Metallpigmenten und Metallfolien: "Das ist zu unterstützen, aber für uns ist das nicht ohne Weiteres möglich. Einige Unternehmensbereiche erfordern die Anwesenheit der Mitarbeiter, 70 Prozent arbeiten bei uns an Maschinen. In unseren Reaktoren haben wir es mit Chemikalien zu tun, die zügig verarbeitet werden müssen, und wir betreiben Maschinen, die kann man nicht einfach abschalten. Unser Walzwerk für Metallfolien läuft praktisch ohne Unterbrechung. Es wäre ein großer Aufwand, es stillzulegen und wieder anlaufen zu lassen."

Bei der Minimierung der sozialen Kontakte ist Schlenk von sich aus tätig geworden: "Wir haben als Vorsorge viele Schutzmaßnahmen eingeführt, die über das hinausgehen, was staatliche Stellen vorschreiben." Ein aus der Anfangszeit der Pandemie geerbtes Problem verhindert darüber hinaus eine längere Pause. Matulla: "Viele Mitarbeiter haben jetzt keinen Urlaub mehr, weil sie im Frühjahr wegen der Schließung der Kitas und Schulen zu Hause bleiben mussten."

Kunden wollen Waren

"Ich habe grundsätzlich was dagegen, wenn sich die Politik in Firmen einmischt", schickt Robert Euringer, Standortleiter des Rother Pharmaunternehmens und Lebensmittelhändlers Nutrichem, hinterher. Gleichwohl macht es für ihn Sinn, die Kontakte zu reduzieren: "Bei uns wird eine Betriebsruhe über Weihnachten aber nicht funktionieren. Natürlich gehen viele Mitarbeiter in die Ferien, unsere Produktplanung sieht deshalb einen verminderten Umfang vor. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen können wir aber nicht ganz schließen, die Kunden wollen schließlich ihre Waren bekommen."

Wenn man so will, verlegt Nutrichem Weihnachten in den Sommer: "Wir haben unseren Betriebsurlaub im August. Das ist schwierig genug. Wir arbeiten dreischichtig, einige Anlagen laufen auch über das Wochenende." Corona-Hürden für die Belegschaft hat Nutrichem mit flexiblen Arbeitszeiten und "Homeoffice, wo immer es geht" genommen.

Ein "Jein" aus Hilpoltstein: Bernhard Harrer, Werksleiter der Papierwerke Klingele: "Rein technisch ist eine Betriebsruhe machbar, jedoch erlauben es unsere Lieferverpflichtungen nicht. Das Abwickeln der Lieferverpflichtungen erledigt ein Notdienst im administrativen Bereich der Logistik und im Vertrieb. Die Besetzung erfolgt im Präsenz- oder Homeoffice, um dem Kunden als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen." Im gewerblichen Bereich fährt Klingele zwei Tage Produktion zwischen den Feiertagen, damit die Kunden der Nahrungsmittelbranche sowie des Onlinehandels mit Verpackungen versorgt werden können, zudem findet die Inventur statt.

Das Betätigungsfeld der Schwabacher RIBE, einer der weltweit führenden Hersteller von mechanischen Verbindungselementen, Technischen Federn und Elektroarmaturen, erlaubt ein Herunterfahren. Der geschäftsführende Gesellschafter Frank A. Bergner freut sich: "Wir sind seit September ganz gut ausgelastet. Unsere Mitarbeiter haben flexible Zeitkonten – und die sind besser gefüllt als erwartet. Die Urlaubs- und Zeitkonten werden wir reduzieren, dazu nutzen wir die Zeit bis Weihnachten." Über die Feiertage und in der ersten Januarwoche hat RIBE Betriebsurlaub. Einzelne Sonderbereiche, wie beispielsweise die Wartung, arbeiten aber durch.

Notbesetzung für Aufträge

Bei den Rother Kabelwerken Bayka ist die Weihnachtsruhe Tradition. Marketingleiter Thomas Sorge: "Bei uns gibt es seit vielen Jahren eine Betriebsruhe über die Weihnachtsferien. Heuer ist das vom 22./23. Dezember bis 6. Januar. Für den Bedarfsfall halten wir eine Reserve bereit. Die Notbesetzung erledigt Aufträge, die dringend abgeschickt werden müssen. Das kommt aber selten vor."

Bei Speck Pumpen im Industriegebiet An der Lände dauert die Betriebsruhe heuer vom 23. Dezember bis 4. Januar. Petra Frisch, Assistentin der Geschäftsleitung, kennt das gar nicht anders: "Zwischen den Feiertagen haben wir immer zu. Wir hatten uns überlegt, bis 7./8. zu verlängern, aber das gibt die Auftragslage nicht her. Mit einem Notdienst fangen wir die Fälle auf, wenn zum Beispiel in einer Bäckerei eine Pumpe defekt wird."

Schon immer mit der Familie

"Unsere Firma ist in der Vergangenheit dafür bekannt gewesen, dass die Mitarbeiter einen Weihnachtsurlaub mit der Familie verbringen können", verweist auch Martin Dümler, Öffentlichkeitsarbeiter von Memmert, auf eine Firmentradition, "das ist auch heuer so. Es wird nichts produziert und es ist nur das nötigste Personal vor Ort, um grundlegende Funktionen abzudecken. Dazu gehören Kernarbeiten wie etwa die Inventur."

Sein Marketing-Kollege Norbert Meyer von der Niehoff GmbH Schwabach stimmt in den Chor ein: "Wir haben Betriebsruhe vom 23. Dezember bis 7. Januar. Das ist schon immer so. Von den fast 500 Mitarbeitern in Schwabach schieben über die Feiertage nur einige wenige Notdienst."

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