"Bilder der Familie Gsaenger" im Schlösslein in Georgensgmünd

3.8.2014, 18:54 Uhr

© Foto: Irene Heckel

Liegt die künstlerische Begabung bei den Gsaengers in den Genen? Fast könnte man das annehmen, wenn man die Notiz des damals kleinen, heute zehnjährigen Jakob liest. Er stand in der Rechtschreibung zwar noch ganz am Anfang, aber wusste schon genau, was er wollte: „Mein Traumberuf ist Architeckt. Das ist Handwerkliche Berufe und im Büro Arbeiten und das andere ihr Haus grigen." Dieses Bekenntnis ist Programm, wird in der Familie in Ehren gehalten und ziert eine Wand im Wohnhaus.

Viele Facetten dargestellt

Bürgermeister Ben Schwarz beantwortete dann seine eingangs gestellte Frage zu den Genen gleich selbst, denn auch der „angeheiratete Teil“ der Familie bringe die Liebe und Begabung zur Kunst mit. Im Georgensgmünder Schlösslein zeigen sie die Fülle und Vielfalt ihres Könnens — und gleichzeitig ein Stück Familienphilosophie, bei der die Kunst in so vielen Facetten allgegenwärtig ist.

„Der Name Gsaenger, Petersgmünd, bezeichnet eine immer weiter sprudelnde Quelle künstlerischen Geistes, und unbändige Schaffensfreude", formuliert es Wolfgang Gsaengers Schwiegersohn, Dr. Ulrich Kerkhoff, Kunsthistoriker beim Amt für Denkmalpflege in Mainz, als Laudator. Als Teil dieser Familie rief er die Erinnerung wach an Wolfgang Gsaenger, dessen Wurzeln in der väterlichen Zimmerei, dem bäuerlichen Umfeld, seinem tiefen Glauben, die große Bescheidenheit und die Achtung vor der Schöpfung lagen. Zahleiche Kirchen von der Rhön bis nach München tragen seine Handschrift. „Schau doch nur, wie schön das Haus dasteht“ sei einer seiner Sätze gewesen, die er nie vergessen werde.

Künstlerin und Mutter

Seit 1956 stand seine Frau Edith, eine gebürtige Westfälin mit Nürnberger Mutter, an Wolfgang Gsaengers Seite. Die studierte Malerin und Textilkünstlerin teilte von nun an nicht nur sein künstlerisches Leben, sondern meisterte auch ihre vielen Aufgaben als Mutter dreier Kinder oder Gastgeberin mit immer offenem Haus. Daneben malte und zeichnete sie, gestaltete zahlreiche Paramente wie die Leihgabe aus der Nürnberger Gethsemanekirche und arbeitet derzeit an einem neuen für St. Leonhard.

Auch Tochter Barbara absolvierte nach ihrem Architektur- noch ein Malstudium in München. Ihr malerisches Talent (Öl, Aquarell und Zeichnung) verfeinert sie gern in Südfrankreich, wohin sie oftmals „ausbüxt". Vor allem aber unterrichtet sie alle ihre Neffen und Nichten und begleitet sie auf deren Weg voller Freuden und Mühen in die künstlerische Arbeit.

Seit einigen Jahren illustriert Barbara Gsaenger Bücher mit und ohne Text, in denen sie die unterschiedlichsten Impressionen verarbeitet — von Biarritz bis zum Weiher im heimischen Garten. Diese Bücher erscheinen in Kleinstauflagen, denn auch sie sind von Form und Inhalt her echte Kunstwerke. Deren attraktive äußere Erscheinung verdanken sie der Buntpapiergestalterin und Buchbinderin Sabina Kerkhoff. Sie bringt neben einer ornamentalen Veranlagung auch noch die Begabung für Musik, Malerei und angewandte Kunst mit viel Sinn für das Praktische mit.

Im Kinderzimmer

Sabina ist darüber hinaus Schreinergesellin, Kirchenmusikerin und Restauratorin für Musikinstrumente. Ein Schachtelturm auf dem Büchertisch zeigt, wie schön Dinge des täglichen Lebens sein können. Michael, der das Büro des Vaters weiter führt, ist mit zwei Bildern aus Kindertagen mit vielen Fahrzeugen vertreten, die durch Akkuratesse und Farbigkeit auffallen. Seine Frau Kathrin, gelernte Lehrerin und Raumausstatterin, bereichert die Ausstellung durch einen ganz anderen Akzent aus ihrem Haus: Mit feinen Stoffen gepolsterte Stühle. Deren Tochter Luisa studiert Kunstpädagogik und stellt unter anderem eine Serie von Stillleben aus ihrer Bewerbung für die Akademie aus.

Im „Kinderzimmer“ im Erdgeschoss sind Frühwerke zu sehen: Hannes hat seiner Fantasie mit einer Art Weltraumbahnhof freien Lauf gelassen. Jakob malt und zeichnet nicht nur gerne, sondern betätigte sich schon mit acht Jahren als Konstrukteur. Sehenswert sind seine drei Schachteltheater-Szenen mit beweglichen Figuren, Landschaft und Tieren, alles aus Papier. Als technische Raffinesse genügt ein Zug an einem Papierband und passend zur Waldszene ertönt Vogelgezwitscher.

Auch Landrat Herbert Eckstein, Altbürgermeister Klaus Wernard und die beiden früheren Heimatvereins-Vorsitzenden Karl Hirschmann und Günter Heckel wohnten der Ausstellung bei, die von einem Ensemble umrahmt wurde, das mit Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter „Pastime with Good Company“ des englischen Königs Heinrich VIII. aufwartete und begeisterte.

Die Ausstellung öffnet nochmals am kommenden Wochenende, Samstag, 9., und Sonntag, 10. August, jeweils von 15 bis 19 Uhr.

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