Blasmusik gab in der Kreisstadt Roth den Ton an

21.5.2017, 12:32 Uhr
Blasmusik gab in der Kreisstadt Roth den Ton an

© Foto: Robert Unterburger

Das Festival begann am Freitag in der Mehrzweckhalle der Anton-Seitz-Mittelschule mit einem fulminanten Eröffnungskonzert des siebenköpfigen Ensembles "Philharmenka" – eine Formation, die sich 2010 aus Musikern der Nürnberger Philharmonie gebildet hat und sich seither der traditionellen böhmischen und der modernen Blasmusik verschrieben hat. Am Ende gab es Standing Ovations für die Leistung dieses Ensembles.

Im Vorfeld des offiziellen Empfangs am Samstag durch die Schirmherren Richard Bartsch (Bezirkstagspräsident) und Bürgermeister Ralph Edelhäußer in den Ratsstuben im Schloss Ratibor wurden in der Mehrzweckhalle der Anton-Seitz-Mittelschule öffentliche Wertungsspiele ausgetragen. Es beteiligten sich Blaskapellen aus Unterpleichfeld, Velden, Ansbach, Neresheim, Freystadt, Beilngries und Spalt.

Der Samstagabend stand im Zeichen eines hervorragend besuchten Doppelkonzerts. Zwei außergewöhnliche Kapellen waren die Akteure des Galakonzerts: die Nordbayerische Brass Band und die Stadtkapelle Bozen.

Die Nordbayerische Brass Band (NBBB) mit ihrem Dirigenten Mathias Wehr aus Katzwang überzeugte und begeisterte das Publikum mit originaler Brass-Band-Literatur. Mitgebracht hatte die Brass Band unter anderem eine Transkription von Gustav Mahler, die eigentlich für Sinfonieorchester und Chor komponiert wurde: das Finale der "Symphony Nr. 2". Mahler war 28 Jahre alt und sehr krank, als er diese "Wiederauferstehungs-Sinfonie" komponierte: schwere, wuchtige Klänge, himmelwärts strebend, eruptiv, feierlich und bombastisch endend.

Souverän spielte die Nordbayerische Brass Band auch Filmmusik, so das "Concierto d` Aranjuez" und die Wahnsinnsnummer "Wall of Sound" von Paul Lovatt-Cooper. Den Abschluss bildete ein Ausflug in die Swing-Ära: "Sing, Sing, Sing". Da schnippte man doch gerne mit den Fingern mit.

Nach der Pause bewies die Stadtkapelle Bozen ihr überragendes Können. Die Südtiroler gastierten nach 2012 und 2014 zum dritten Mal in Roth und hatten wieder niveauvolle Stücke der internationalen Orchesterliteratur mitgebracht. So etwa das energiegeladene Stück "The Winged Stallion" des amerikanischen Filmkomponisten Rossano Galante.

Oder die "Magic Overture" des österreichischen Komponisten, Musikers und Pädagogen Thomas Doss. Eine dreiteilige Komposition, in der eine fröhliche Aufbruchstimmung, ein Spaziergang durch verschneite Straßen und ein magisches Feuerwerk der Unbeschwertheiten mit musikalischen Mitteln dargestellt sind.

Wer kennt nicht "Spiel mir das Lied vom Tod!" Der Avantgarde-Musiker Ennio Morricone, 1928 geboren, erhielt 2007 den Oscar für sein Lebenswerk. Er schrieb die Musik zu mehr als 500 Filmen. Die Stadtkapelle Bozen präsentierte "Morricone´s Melody" aus dem Film "The Mission". Als Solist an der Trompete glänzte Xavier Segura Ardevol.

Dann gab es einen Ausflug in die griechische Mythologie. Der spanische Erfolgskomponist Ferrer Ferran hat die dreiteilige Komposition "Enterpe - Concertino para Flauta y Band" geschrieben, wobei "Enterpe" so viel bedeutet wie "die Bezaubernde". Als Solistin begeisterte Heidi Schwarz an der Querflöte.

Großes Kino war angesagt bei der "Forest Gump Suite" von Alan Silvestri. Tom Hanks spielte in der Literaturverfilmung von 1994 den nicht allzu hellen, aber gutherzigen Forest Gump. Der Film heimste damals sechs Oscars und drei Golden Globes ein.

Irischer Folk, Tanzmusik und irischer Whiskey: All das verkörperte die Komposition "Lord Tullamore" des niederländischen Komponisten Carl Wittrock. Das war betörend schöne Musik, die ins Ohr ging – mitreißend gespielt von der Stadtkapelle Bozen. Ohrwürmer wie "Dancing Queen", "Mamma Mia", "Fernando" und "The Winner Takes it All" standen im Mittelpunkt eines Potpourris der schwedischen Gruppe ABBA, die sich in den 1970-er Jahren zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten mauserte.

Mit einer Kostprobe aus dem vielfach ausgezeichneten Musical "Man of la Mancha" von Mitch Leigh, 1965 in New York uraufgeführt und 1972 mit Sophia Loren verfilmt, endete das aufregende Galakonzert. Als Zugabe gab es den umjubelten Südtiroler Bergsteigermarsch "Wohl ist die Welt so groß und weit und voller Sonnenschein". Seit 1989 steht Alexander Veit am Dirigentenpult. Er bewies beim Rother Blasmusik-Festival erneut sein hohes Können und leitete die Stadtkapelle Bozen, die 2019 ihr hundertjähriges Bestehen feiern kann.

Am Ende des Doppelkonzerts spielten die beiden Blaskapellen gemeinsam den Marsch "Arsenal" von Jan van der Roost und wurden noch einmal vom Publikum gefeiert.

Am Sonntag gab es im Stadtgarten einen Festgottesdienst. Abschließend startete ein Sternmarsch zum Marktplatz, der in einen großen Gemeinschaftschor mündete.

 

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