"Bluegrass Jamboree!"-Festival in der Kulturfabrik schlägt ein

10.12.2019, 06:16 Uhr

© Foto: Tobias Tschapka

Das "Bluegrass Jamboree!-Festival of Bluegrass and Americana Music" machte Station in der Kulturfabrik, und Festivalmacher Rainer Zellner hatte wieder drei Formationen um sich geschart, die im Tourbus neben den obligatorischen Banjos auch Mandolinen, Geigen, Gitarren und einen Kontrabass mit dabei hatten. Und natürlich kam auch hochkarätiger, mehrstimmiger Gesang nicht zu kurz.

Wer sich in der Pause in den Jamboree-Newsletter eintrug, hatte die Chance, einen von zwei Beutel echtes "Bluegrass" zu gewinnen. Alles streng legal, natürlich, wie Zellner betonte, und der durch das Programm führte, ehe er bei den Zugaben, bei denen sich alle zwölf Musiker der diesjährigen Tour zu einer Art "Supergroup" vereinten, selbst die Mandoline in die Hand nahm und ordentlich mitjammte.

Bis es soweit war, standen die Bands erst alleine auf der Bühne. Den Anfang machte das Duo "Hoot and Holler", bestehend aus Amy Alvey und Mark Kilianski, die authentische Folk-Klänge aus den Appalachen im Südosten der Vereinigten Staaten präsentierten.

Sehr beeindruckend, was für schnelle Soli Mark den harten Stahlsaiten seines selbst gebauten Banjos namens "Steward" entlockte. Seit 2013 sind die beiden gemeinsam auf Tour, einmal sogar ein ganzes Jahr in ihrem Van, und die meisten ihrer Songs entstanden auf ihren tausenden von Meilen und hunderten von Nächten auf diesen Reisen.

Wie eine Reality-TV-Show

Es ist schon selten genug, dass zwei Frauen eine Bluegrass-Band anführen, dass es sich dabei auch noch um Zwillinge handelt, ist eine noch größere Rarität in der eher männlich dominierten Szene. "The Price Sisters" aus Ohio beeindruckten mit ihrem zwar eineiigen, dafür zweistimmigen Gesang, und mit einer meisterhaften Begleitband, bestehend aus Matthew Parsons an der Gitarre, Andrew Brown am Kontrabass, und aus dem irgendwie an einen jungen Buddy Holly erinnernden Banjospieler Lincoln Hensley.

Ihre Zeit im Tourbus erinnerte die Zwillinge an das Konzept einer Reality-TV-Show, bei der sie zwar wenig Schlaf, dafür dank der netten Begleitung der ihnen anfangs nicht bekannten Mitmusiker, jede Menge Inspiration bekamen. Außerdem entschuldigten sie sich für ihre erkältungsbedingt angeschlagenen Stimmen, aber davon war wirklich nichts zu hören.

© Foto: Tobias Tschapka

Richtig progressiv wurde es dann bei Band Nummer drei, die den außergewöhnlichen Namen "Chicken Wire Empire" trug. Mit dem Crossover-Sound und den vielen Eigenkompositionen, die sie immer wieder ein bisschen abändern, hat die Formation aus Wisconsin schon für viel Furore gesorgt. "Jamgrass" nennt man diesen expressiven Stil, der jede Menge lange Soli auf Geige, Gitarre, Banjo oder Kontrabass beinhaltet, aber nach denen die Musiker immer wieder auf den Punkt zusammenkamen.

Von wegen Hühnerhaufen, die fünf Jungs hatten es wirklich drauf, egal ob sie wild drauflos improvisierten oder sich gemeinsam den kompliziertesten Läufen auf ihren Griffbrettern hingaben. Dabei konnte es durchaus auch bluesig, rockig oder sogar ein bisschen jazzig werden.

Ganz am Schluss durfte die gemeinsame Session nicht fehlen, bei der es angesichts der zwölf Musiker (plus dem mandolineschwingenden Moderator Zellner) ganz schön eng wurde. Bei einer der letzten Zugaben, "keep on the sunny side of life" sang fast der gesamte Saal mit und spendete minutenlang stehend Applaus.

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