Unter Corona-Bedingungen

Rother Bluestage 2021: Ein geisterhaftes Lebenszeichen

29.3.2021, 13:34 Uhr
Rother Bluestage 2021: Ein geisterhaftes Lebenszeichen

© Foto: Hans von Draminski

Vor den Bildschirmen daheim sitzen umso mehr Menschen, die sich den Livestream aus der Kufa anschauen und die Kommentarspalte mit Lob und Begeisterungs-Äußerungen füllen. Schon zum zweiten Mal mussten die Rother Bluestage aufgrund der grassierenden Pandemie verschoben werden. Am vergangenen Sonntag hätte das Abschlusskonzert der diesjährigen Ausgabe stattfinden sollen.

Die Bluestage-Chefinnen Monika Ammerer-Düll und Silke Rieger beschlossen, ein Lebenszeichen des Festivals zu senden und eine Infektionsschutz-kompatible Live-Übertragung auf YouTube zum Bluestage-Publikum in den heimischen Wohnzimmern auf den Weg zu bringen.

Ehe die Band loslegte, verkündeten die beiden Konzertmanagerinnen, dass es gelungen ist, für die Bluestage 2022 das Line-up von 2020 beinahe Eins zu Eins zu buchen, einschließlich Marla Glen und der Kultgruppe Savoy Brown. Die Bluesrockerin Samantha Fish, die in diesem Jahr für den Festival-Abschluss vorgesehen war, soll das Eröffnungskonzert 2022 spielen.

"Wie ihr seht, stehen wir hier alleine im Saal", sagte Silke Rieger mit sichtlich betrübtem Gesichtsausdruck vor laufender Fernsehkamera. "Ihr fehlt, wir vermissen euch, die Live-Atmosphäre, die Künstler", fügte Rieger an das Internet-Publikum gewandt hinzu. Fast flehentlich klang der Appell: "Bleibt uns treu und vergesst uns nicht." Ammerer sorgte für den nötigen Optimismus-Schub, als sie "San2 & His Soul Patrol" gewohnt fetzig ansagte.

Bei allem Zweckoptimismus: Ein Konzert unter Studiobedingungen kann einen richtigen Auftritt vor Publikum nur sehr bedingt ersetzen. Es fehlt die Interaktion mit den Gästen im Saal, es fehlt der Applaus, der sprichwörtlich das (Seelen-)Brot des Künstlers ist, es fehlen die vielen kleinen Details, die das echte Leben von der bloßen Konserve unterscheiden.

Im menschenleeren Kufa-Saal beginnt man zu ahnen, wie sich Bundesliga-Fußballer bei Geisterspielen vor leeren Zuschauer-Rängen fühlen müssen. Und warum es ihnen schwerfällt, die gewohnte Leistung abzurufen. So muss man dieses wichtige und für das Seelenkostüm wertvolle Konzert als das einordnen, was es ist: als Platzhalter im musikalischen Gedächtnis, bis der echte, wahre, einzige Live-Stoff wieder gestattet wird. Und das ist hoffentlich bald.

Der Link zum Nachhören und -sehen: www.youtube.com/watch?v=EtRo1uA1V2I

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