Brauerei Gundel: Auch im Kleinen kann man groß sein

12.9.2018, 14:30 Uhr
Brauerei Gundel: Auch im Kleinen kann man groß sein

© Foto: Gerner

In Barthelmesaurach gibt es seit 1602 eine Brauerei, seit 1887 ist sie im Besitz der Familie Gundel. Daniela und Jörg Gundel betreiben das Geschäft jetzt in der fünften Generation, die sechste steht mit dem 15-jährigen Filius schon fast in den Startlöchern.

Im Vergleich zu den regionalen Platzhirschen ist die Brauerei Gundel ein Leichtgewicht. 2500 Hektoliter Bier produziert sie pro Jahr – nur etwa ein Dreißigstel von dem, was die Spalter Stadtbrauerei oder die Pyraser Landbrauerei jedes Jahr losschlagen. Sechs Sorten umfasst das Grundsortiment, dazu kommen vier Saisonbiere wie das Weihnachtsbier, das zum Teil schon nach wenigen Tagen ausverkauft ist.

Drittgrößte Brauerei

Trotz der überschaubaren Größe ist Gundel im Landkreis die "Nummer drei". Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass zahlreiche Brauhäuser in Stadt und Land in den vergangenen Jahrzehnten verschwunden sind.

Dass der Konzentrationsprozess die Brauerei Gundel nicht erfasst hat, liegt auch daran, dass Jörg Gundel manches anders macht als seine Vorfahren. Er ist zwar Mälzer und Braumeister mit Leidenschaft. Doch den ganzen Tag im stillen Kämmerchen seiner Arbeit nachzugehen, ist seine Sache nicht. Regelmäßig lädt er zu Brauereiführungen ein. Die Brauseminare, die er alle zwei Wochen anbietet, sind auf Monate hinaus ausgebucht. Auf dem Schwabacher Regionalmarkt und dem Kammersteiner Waldmarkt ist er Stammgast, seit einiger Zeit auch auf dem Landkreis-Stand bei der Consumenta.

Direkte Kontakte

So stellt er den direkten Kontakt zur Kundschaft her, und die dankt es ihm durch Treue. "95 Prozent meiner Kunden kenne ich persönlich", schätzt der Braumeister. Gundel-Biere findet man tatsächlich nur etwa in einem Dutzend Gasthäuser in der Region, auf wenigen Kirchweihen, in wenigen Rewe-Märkten, in einem einzigen Fränky-Getränkemarkt (Roth) – und natürlich im eigenen Markt in der Brauerei, wo die Gundels nicht nur eigene Produkte, sondern auch Weizen anderer Hersteller und nichtalkoholische Getränke vertreiben.

Seine Qualitätsmaßstäbe, die der 40-Jährige an sein Produkt anlegt, sind hoch. Mindestens vier Wochen dauert es, bis ein Bier fertig gebraut ist. Binnen zwei Wochen soll es dann beim Endverbraucher sein.

"Nicht mit meiner Berufsehre vereinbar"

Der hat dann noch zehn Wochen Zeit, das Produkt zu konsumieren. Stabilisatoren, die das Bier länger haltbar machen würden, kommen für Jörg Gundel nicht in Betracht. "Auch wenn sie erlaubt sind, das kann ich nicht mit meiner Berufsehre vereinbaren", sagt er.

Noch etwas unterscheidet Gundel von anderen Brauereien vergleichbarer Größe. Jörg Gundel leistet sich eine eigene Abfüllanlage. Die läuft nur für vier Stunden pro Woche. "Mein Steuerberater schlägt die Hände über dem Kopf zusammen", sagt Gundel. Das stört ihn aber nicht. "Ich möchte halt die Dinge selbst in der Hand behalten."

Kommen, staunen, konsumieren. Das will die "KuliNaTour" fördern. Das etwas sperrige Kunstwort umfasst die Begriffe Kunst, Kultur, Kulinarik, Natur und Tour.

Auf bislang zwei, demnächst drei solcher Genuss-Straßen durch den Landkreis Roth sollen Einheimische und Gäste eingeladen werden, Sehenswürdigkeiten entlang des Weges zu entdecken, Kunst und Kultur zu genießen und es sich dabei kulinarisch gut gehen zu lassen. Sei es in Gasthöfen oder beim Einkauf in Hofläden beziehungsweise bei Direktvermarktern.

Zur KuliNaTour:

Bislang gibt es eine 37 Kilometer lange KuliNaTour von Rohr durch die anderen KABS-Gemeinden (Kammerstein, Abenberg, Büchenbach, Spalt) bis an den Brombachsee sowie eine zweite Route durch den südlichen Landkreis Roth mit den Gemeinden Greding, Thalmässing, Heideck, Röttenbach, Georgens-gmünd und Spalt). Ende 2018/Anfang 2019 soll eine dritte Tour von Wendelstein über Schwanstetten, Rednitzhembach, Roth und Hilpoltstein bis nach Allersberg vorgestellt werden.

Wanderer, Radfahrer oder auch Autofahrer können sich von kleinen, handlichen Broschüren, die es im Landratsamt und in vielen Rathäusern kostenlos gibt, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, von Hofladen zu Hofladen, von Baudenkmal zu Baudenkmal, von Museum zu Museum, von Wirtschaft zu Wirtschaft lotsen lassen – oder sich alle Infos auf das Smartphone laden.

Und: Interessierte können die Tour an einem Stück absolvieren – oder es so halten wie Landrat Herbert Eckstein. Um Werbung für die KuliNaTour, die Genuss-Straßen, zu machen, besucht er jedes Jahr andere Betriebe, die gewissermaßen am Wegesrand liegen. Den Auftakt bei der Vorstellung der Zweitauflage der KuliNaTour im westlichen Landkreis machte er 2017 beim Biolandhof Burger in Rohr. Heuer hatte er sich für die Brauerei Gundel im Kammersteiner Ortsteil Barthelmesaurach entschieden. 2019 folgen Büchenbach, 2020 Abenberg, 2021 Spalt.

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