Buck und sei Gwärch

24.11.2019, 15:45 Uhr
Buck und sei Gwärch

© Foto: Ute Matern

Seit 1982 schreibt Wolfgang Buck seine Lieder in urfränkischem Dialekt, so kann er authentisch wiedergeben, was er sieht, hört, denkt. "Des Gwärch" ist alles, was lästig ist, der Alltag, die Sachzwänge, die Klimaerwärmung, der helmkamerabestückte Extremsportler, der Zahnarztbesuch. Über alles lässt sich ein Lied schreiben, mal mit rockiger, bluesiger oder funkiger Gitarre. Und wenn der Zitronenfalter völlig sinnfrei seine Zitronen faltet, auch gern mal als Tango.

"Dass sei Ärberd su wenich sinn had is ihm ned schnubbe und drum gehd er jedn Samsdoochmiddooch in di Selbsdhilfegrubbe zu den anonymen Homonymikern." Sprachliches Geblödel kommt bei Buck nie zu kurz, und das Fränkische eignet sich wunderbar dafür. Und eben die Homonyme, die gleichlautenden Silben, haben es ihm angetan. Ob der "Kree schee" ist oder der "Kloß famos". Vieles ist Wolfgang Buck hinter all der Lautmalerei und dem gepflegtem Frankenklischee trotzdem ernst. "Mir sin die Enkel vo Migranten, die Bagage vo Exulanten", also Hugenotten, Kroaten und napoleonischen Soldaten, singt er in seinem Lied "Flüchtlingskinder".

Das dicke SUV regt ihn auf, Bierzeltstrategen mit ausgeprägtem Ego, der "Glubb" hat ihn zum Pessimisten aus leidvoller Erfahrung gemacht. Was hilft dem fränkischen Grantler also nur, um sich das ganze "Gschmarri, Gwaaf, Gwärch und Gschieß" zu ersparen? Genau – ans Meer. Der Sehnsuchtsort schlechthin, der Platz zum Genießen und Nachdenken. Es relativiert sich manches auf Fränkisch, sogar der Tod: "Mal schaun, wer a weng gstorbn is." In welcher Sprache sonst kann man "gschaid bled" sein oder sich "langsam schickn"? Hochdeutsch ist etwas für Fanatiker, der Franke sitzt und schweigt. Zum Beispiel im Eiscafé genießt er das Defilee der Passanten. Jeder "lefft andersch bled", aber alle kommen ans Ziel. Und genau diese Bucksche Weltanschauung sorgt für Zufriedenheit: nicht auf das Leben warten, es findet hier und jetzt statt, denn "was heut morgen ist, ist morgen heut". Leben und leben lassen. Das Publikum quittierte die leicht verdauliche Kost mit kräftigem Applaus.

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