Center Parcs: Nur eine offene Debatte macht’s möglich

27.10.2020, 11:17 Uhr
Center Parcs: Nur eine offene Debatte macht’s möglich

Das touristische Großprojekt "Center Parcs" am Brombachsee spaltet die Einheimischen in hoffnungsvolle Befürworter, aber auch in skeptische Gegner. Das Projekt kann auch zusammenbringen. Bewiesen wird dies durch eine gemeinsame Sitzung der Fraktionen der Freien Wähler (FW) aus dem Landkreis Roth, dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, dem Bezirkstag Mittelfranken, der Stadt Spalt und der Gemeinde Röttenbach.

Unter Leitung der FW-Fraktionssprecher Thomas Schneider (Röttenbach) für den Landkreis Roth und Josef Miehling (Pleinfeld) für den Landkreis WUG ging es kontrovers zur Sache. Zum Einstieg in die Diskussion referierte Miehling über einen Besuch in Leutkirch, dem jüngsten Center-Parcs-Projekt in Deutschland.

Ganz bewusst habe er jeden Kontakt zu Center-Parcs-Vertretern vermieden. Mit örtlichen Kommunalpolitikern der FW habe er sich über die tatsächlichen Auswirkungen ausgetauscht. Seine anfangs kritische Haltung habe sich in eine durchaus positive Grundhaltung verändert.

Die Leutkirchener attestierten Center Parcs, dass alle Versprechungen eingehalten worden seien. Der Park habe viele positive Auswirkungen auf die Region.

Auch außerhalb des Parks würden die Übernachtungszahlen steigen, denn eine erhebliche Anzahl von Gästen würde die relativ teure Übernachtung im Park sparen und außerhalb Quartier beziehen, dann aber die Freizeitangebote des touristischen Großprojektes nutzen. Besonders erfreulich sei, dass nur 20 Prozent der Fläche des ehemaligen Muna-Geländes genutzt würde. Der Rest bleibe der Natur erhalten.

"Ahnungslos"

Nach dieser Einführung ging es schon deutlich kritischer zur Sache. Die Weißenburger Kreisrätin Ulrike Alt kritisierte, dass die Kommunalpolitik bei der Entscheidung völlig außen vor geblieben sei. Es könne nicht sein, so die Pleinfelder Rechtsanwältin, dass die Kreisräte völlig ahnungslos gehalten werden, wenn es um ein mögliches Zugriffsrecht des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen auf das Muna-Gelände gehe.

Der Altlandrat habe undemokratisch und inakzeptabel den gesamten Kreistag außen vorgelassen, kritisierte Alt weiter. Diese Vorgehensweise erschwere eine ergebnisoffene und wohlwollende Auseinandersetzung mit dem Ansiedlungsvorhaben von Center Parcs schwer.

FW-MdL und Kreisrat Wolfgang Hauber schloss sich der grundsätzlichen Kritik zwar an, betonte aber vor allem die Chance für den Tourismus, die die Ansiedlung bringen würde. Dem schloss sich Bezirksrat und Bürgermeister Hanns Henninger (Flachslanden) an.

Betrachte man den Tourismus im Seenland – bereinigt um die diesjährigen Corona-Effekte –, so sehe es nicht mehr so prickelnd aus. Es fehlten massiv Gästebetten. Wolfgang Hauber (MdL) betonte, dass es keinen eigenen Strandabschnitt für Center Parcs gebe und keine Naturschutzflächen geopfert würden.

Der stellvertretende Rother Landrat Walter Schnell hätte sich lieber eine Entwicklung mit kleineren und regionalen Tourismusprojekten ge- wünscht. Vor allem, weil bisher jede Anfrage nach Entwicklungspotenzial im Zweckverband Brombachsee mit der Aussage beantwortet wurde, das Muna-Gelände stehe nicht zur Verfügung.

Michael Breit, FW-Stadtrat aus Spalt, brachte den Arbeitsmarkt ins Gespräch. Schon jetzt fehlten viele Fachkräfte in der Gastronomie. Center Parcs würde hier nochmals die Lage verschärfen. Hier berichtete Miehling, dass das Unternehmen vor allem aus weiteren Umkreisen neue Arbeitskräfte anwerben wolle.

Es fehle an Kenntnis

Stefan Bauer (Gunzenhausen) betonte die touristischen Chancen. Klar sehe auch er, dass das Verfahren der Vergabe sehr unbefriedigend verlaufen sei. Aber Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und der brauche dringen neue Impulse, für die Center Parcs sorgen könnte, so der Gunzenhäuser Hotelier. Dieser Meinung schloss sich Hans Henninger an.

Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch brachte eigene Erfahrungen mit ein. Häufig fehle es an der Kenntnis, wie gesetzlich normierte Verfahren ablaufen würden. Raumordnung, Flächennutzungsplanung und Bebauungsplan böten gesetzlich geregelte Mitspracherechte. Er appellierte, wieder mehr Vertrauen in diese bewährten Verfahren zu haben.

Röttenbachs Bürgermeister Thomas Schneider fasste zusammen: Ein so großes Projekt müsse auf breite Zustimmung stoßen, und die erhalte man eben nur in einer offenen politischen Debatte. Die an schönen Sommermonaten coronabedingt vorgefundene extrem hohe Auslastung des Sees würde er nicht als Maß heranziehen wollen.

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