Triathlon in Roth

Krach beim Challenge: Fans und Muffel auf der Fanmeile - Ärger trotz Pandemie?

6.9.2021, 12:49 Uhr
Viel Polizei, wenige Zuschauer, aber viele Willkommens-Banner. Der Challenge fand zwar nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Anders war die Stimmung aber schon als in den vergangenen Wettkampf-Jahren.  

© Tobias Tschapka, NN Viel Polizei, wenige Zuschauer, aber viele Willkommens-Banner. Der Challenge fand zwar nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Anders war die Stimmung aber schon als in den vergangenen Wettkampf-Jahren.  

Den Challenge-Triathlon nur zu Hause auf dem Sofa im Fernsehen oder via Livestream verfolgen? Das machten, wie erhofft, viele. Manchen war es dann aber noch zu fad, zumal das spätsommerliche Wetter ja geradezu zu einem Spaziergang oder einer Radtour einlud. Und so waren trotz der "herzlichen Ausladung" seitens des Veranstalters zahlreiche Menschen in der Rother Innenstadt unterwegs, um die Athletinnen und Athleten gebührend anzufeuern.

Längst nicht so viele wie üblich, aber ein gewisses internationales Flair herrschte doch in der Kreisstadt, wenngleich ohne das übliche babylonische Sprachengewirr. Auch musste man sich nicht mühsam durch die Menschenmenge drängeln, was ja angesichts der nach wie vor pandemischen Lage genau der Albtraum der Verantwortlichen gewesen wäre.

Wie alle Helfer hatten auch die fleißigen Hände in Roth ihre Arbeit unter harten Bedingungen zu absolvieren. Gemäß Hygienekonzept trugen sie nicht nur FFP2-Maske, sondern auch noch Handschuhe. Obwohl sich die Wissenschaft einig ist, dass die Infektionswahrscheinlichkeit im Freien sehr gering ist - ist das typisch deutsch, wenn man es besonders perfekt machen will?

Fans contra Anwohner

In die Kategorie "typisch deutsch" fällt auf jeden Fall eine Szene in der Nähe des Kugelbühlplatzes, über den die letzten Kilometer der Laufstrecke verliefen. Ein paar wenige Zuschauer, entlang des Absperrgitters weitläufig verstreut, machten ordentlich Lärm, als die ersten Läufer vorbeiliefen.

Mehr coronagerecht geht fast nicht. Die Zuschauer halten in der Rother Innenstadt sehr schön Abstand. Zueinander und zu den Athletinnen und Athleten.  

Mehr coronagerecht geht fast nicht. Die Zuschauer halten in der Rother Innenstadt sehr schön Abstand. Zueinander und zu den Athletinnen und Athleten.   © Tobias Tschapka, no credit

Da war plötzlich eine gereizte Frauenstimme aus dem ersten Stock eines Wohnhauses zu hören: "He, Sie da mit dem Strohhut! Hören Sie auf, mit ihrer Trillerpfeife so einen Krach zu machen! Zuschauer sind hier nicht erlaubt!" Sofort solidarisierten sich die anderen Zuschauer mit dem gescholtenen Strohhutträger: "Wir sind hinter der Absperrung, da ist das sehr wohl erlaubt!", tönte es zurück.

Viel entspannter zeigte sich ein Paar aus dem Landkreis München, das auf dem heuer übersichtlichen Marktplatz das Geschehen auf der Laufstrecke verfolgte. Christian Ammer ist vor rund zehn Jahren selbst schon einmal beim Rother Challenge gestartet, seine Frau Barbara bezeichnet sich als "erprobte Zuschauerin".

"Nix los - und das ist schön"

Wie finden sie denn die Atmosphäre an diesem Challenge light? "Es ist nix los in Roth, ist aber auch mal ganz schön. So kommt man wenigstens mit dem Fahrrad gut durch die Stadt, ohne ständig im Gewühl stecken zu bleiben", so Barbara Ammer. Beide freuten sich, dass der Challenge überhaupt stattfindet. Allerdings hat sie ein bisschen mehr Verständnis für die "Ausladung" des Publikums als ihr Mann.

"Die Rad- und Laufstrecke ist über 200 km lang. Da können sich die Leute doch gut verteilen, ohne dass es zu massiven Risiken kommt, selbst wenn die Pandemie-Lage noch ernster wäre", findet er. Schließlich sei im Freien und bei diesem Wetter das Risiko doch sehr gering. Barbara Ammer meint außerdem, dass die Menschen Verantwortung zeigen. "Ich habe noch keine Besucher gesehen, die von der Polizei weggescheucht oder verwarnt wurden".

In der Tat war in der Innenstadt diesmal – zumindest gefühlt – viel mehr Polizei unterwegs als bei einem normalen Challenge, wo es auch nicht gerade wenige Ordnungshüter sind. Ausgelassene Stimmung wollte so natürlich nicht recht aufkommen. Ganz so, wie es offenbar auch gewollt war – wenngleich überall innerhalb der Stadt Schilder und Banner ein "herzliches Willkommen" versprachen.

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