Christoph Weiherer: Zwischen Saustall und Fritteuse

19.7.2020, 15:31 Uhr
Christoph Weiherer: Zwischen Saustall und Fritteuse

© Foto: Tobias Tschapka

Diese Freundschaft hat sich bis jetzt gehalten, und da sie ihn in der vor allem für Künstler sehr schwierigen Corona-Zeit etwas Gutes tun wollte, hat sie ihn in ihre Heimatgemeinde eingeladen, und auch die Eintrittsgelder in voller Höhe zugesichert.

Ein letztendlich fünfseitiges Hygienekonzept musste für den Auftritt erarbeitet und genehmigt werden, die Leute mussten beim Eintreten Mundschutz tragen, ihre Kontaktdaten angeben und durften auch in der Pause keine Gruppen von mehr als zehn Personen bilden.

Rund 70 Personen ließen sich davon nicht abhalten und fanden Gefallen an den langmähnigen Musiker, der nicht nur Gitarre und Mundharmonika spielte, sondern auch einen ungebremsten Redefluss zwischen seinen systemkritischen Liedern vorweisen konnte, so dass das Konzert auch etwas Kabarettistisches an sich hatte.

"Kein Wunder, ich habe die letzten drei Monate fast überhaupt nicht geredet", entschuldigte sich "der Weiherer" mehrmals, wenn er wieder einmal vom Thema abschweifte. Meistens habe er zu Hause gesessen und rund um die Uhr Gitarre gespielt. Sehr zum Leidwesen seiner Nachbarn, die ihm, als er endlich wieder einmal das Haus verließ, am Balkon Beifall spendeten. "Die haben nicht für Krankenschwestern geklatscht, sondern für mich", erinnert sich Weiherer. Jedenfalls freute es ihn sehr, heute in Thalmässing aufzutreten. "Zwischen Saustall und Fritteuse, da sind wir alle gut aufgehoben", brachte er es auf den Punkt.

In seinen Liedern drehte sich viel um Politik, Gesellschaft, das ungerechte Wirtschaftssystem, in dem das Geld die Welt regieren würde, und natürlich um das angeblich so fortschrittliche Bayern, an dem er viel auszusetzen hat. Auch am Personal, und so widmete er ein (nicht sehr freundliches) Lied dem ehemaligen Bundes-Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und fragte in die Runde, ob man sich hier auch schon auf den zukünftigen Bundeskanzler Markus Söder freuen würde.

Auch einen kleinen Sprachkurs bekam das Publikum. Eines seiner Lieder trug den Titel "meng, meng, meng", was auf Hochdeutsch "mögen, mögen, mögen" hieß. "Kürzlich habe ich das in Halle an der Saale gesungen, kein Mensch hat mich verstanden und alle haben geglaubt, dass es sich dabei um chinesisch handelt", wunderte sich Weiherer.

Wie es sich für einen Künstler gehört, hat er auch einige Merchandising-Artikel mitgebracht. "Leider sind viele von meinen CDs derzeit vergriffen. In der Coronazeit haben die Leute wie blöd online bestellt, ich kam mir fast schon so vor wie bei Amazon", so Weiherer. Immerhin hatte er unter anderem noch ein paar Einkaufstaschen mit der aufgedruckten Zahl 25541, der Postleitzahl von Brunsbüttel, im Angebot. "Immer wenn man mich beim Einkaufen nach meiner Postleitzahl fragt, sage ich diese Nummer", erklärte Weiherer, der dadurch der Konsumforschung einen Strich durch die Rechnung machen will. "Auf allen Konzerten fordere ich meine Besucher auf, diesem Beispiel zu folgen, dann landet irgendwann die ganze nervige Werbung in Schleswig-Holstein, und wir haben wieder unsere Ruhe", glaubt Weiherer, der die Brunsbüttel-Einkaufstaschen liebevoll "Brunsbeutel" nennt. "Aber Vorsicht! Sie sind trotzdem nicht wasserdicht".

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