Cocktail aus Liebe, Wut, Schmerz und Angst

2.4.2019, 06:00 Uhr
Cocktail aus Liebe, Wut, Schmerz und Angst

© Peter Engelhardt

Frau Blume, die Einstiegsfrage liegt ja wohl auf der Hand: Waren Sie noch nie eifersüchtig?

Jutta D. Blume: Natürlich! Das scheußliche Gefühl kennt vermutlich jeder Mensch! Bei mir hat es mal ganz massiv die neue Kollegin meines Freundes ausgelöst, mit der er beruflich viel zu tun hatte: eine schöne, große Blondine, die nicht nur nett, sondern auch sehr intelligent zu sein schien. Es gab da zwar von beiden Seiten keinerlei sexuelles Interesse - aber Eifersucht ist ja nicht "vernünftig"...

 

Woraus speist sich diese Emotion?

Blume: Sie ist ein Cocktail aus Liebe, Wut, Schmerz und Angst - mit individuellem Schwerpunkt. Dahinter steckt immer die Furcht, verletzt zu werden — und vor Verlust: Verlust der uns vermeintlich alleine zustehenden Aufmerksamkeit und Zuneigung, Verlust der Liebe des Partners, ja, in letzter Konsequenz sogar Verlust des gemeinsamen Lebens.

 

Hat folgende Behauptung in Ihren Augen Gültigkeit: ´Wer an der Seite eines eifersüchtigen Menschen lebt, darf sich eigentlich geschmeichelt fühlen, weil man dem anderen offenbar so wichtig ist, dass er oder sie vor lauter Liebe ausrastet`?

Blume: Sagen wir so: Eine zickige Bemerkung oder kindische Verhaltensweise mag für unsere Partner durchaus ein Kompliment sein und kann als verdrehter Liebesbeweis gedeutet werden.

Wenn wir aber ausrasten, Szenen machen, mit Vorwürfen, Drohungen und Schuldzuweisungen hantieren, dann steckt da in erster Linie keine Liebe dahinter. Es ist vielmehr eine innere Katastrophenvorstellung, die uns in Schrecken versetzt. Denn im Zustand der akuten Eifersucht sind wir mit unserem Fokus ja nicht wohlwollend beim anderen, sondern auf uns selbst bezogen. Wir unterstellen unserem Lieblingsmenschen jedwede Niedertracht und machen uns gar nicht mehr bewusst, dass er oder sie freiwillig bei uns ist. Wir haben stattdessen das Gefühl, ein Recht darauf zu besitzen, dass sich unser Partner so benimmt, wie wir´s gern hätten.

 

Ein bisschen ist also o.k.!? Und ab wann wird’s kritisch?

Blume: Oft fragen mich Betroffene: Würden beim Verhalten meines Partners nicht auch andere eifersüchtig werden? Oder so gesagt: Hat in Wahrheit nicht mein Partner Schuld? Mit dieser Art von Kampf ums Rechthaben geben wir aber die Macht ab, etwas zu verändern. Das sollte man sich gut überlegen!

Auf emotionaler Ebene würde ich die Frage deshalb folgendermaßen beantworten: Sobald wir intensiv leiden – immer und immer wieder - wird´s kritisch. Und ab dem Moment, wo wir dem anderen nachspionieren, indem wir Kleidung, Taschen, Post oder Kreditkartenabrechnungen untersuchen, seine WhatsApp-Nachrichten lesen, "Verhöre" durchführen oder ähnliches, zerstört das auf Dauer jede Beziehung. Dazu braucht’s gar keine Kontrahenten von außen.

 

Sind eher Frauen oder Männer betroffen?

Blume: Das hält sich die Waage - übrigens auf der ganzen Welt und unabhängig von der Kultur. Allerdings tragen Frauen und Männer unterschiedliche Zerrbilder in sich: Während Frauen meistens fürchten, im Vergleich weniger attraktiv und liebenswert zu sein, bangen Männer davor, der Konkurrent könnte sie geld- oder karrieremäßig übertreffen.

 

Eifersuchtsszenen gehen oft nicht ohne Gesichtsverlust für den misstrauischen Partner ab. Und die Beziehung selbst will danach auch erst mal wieder ins Lot gerückt werden. Soll heißen: Mit Vorsatz manövriert sich doch niemand in so eine Lage, oder? Warum tun’s manche Menschen trotzdem beständig?

Blume: Kommt eben drauf an, wie man damit umgeht. Wenn wir den Partner andauernd ungebremst ins Messer unserer Eifersucht laufen lassen, und sich im Nachhinein rausstellt, dass da gar nichts war, müssten wir uns für unseren "Auftritt" eigentlich entschuldigen. Doch selbst das hat oft ernüchternde Wirkung auf die Vertrauensbasis. Eifersucht kann viel kaputt machen, wenn man ihr zu viel Raum gibt. Sagt sich freilich leichter, als es in Wahrheit ist. Wen die Eifersucht schon mal am Wickel hatte, der weiß das. Nur mit dem Vorsatz, sich beim nächsten Mal zusammenzureißen, klappt´s halt in der Regel nicht.

 

Genau darauf wollte ich hinaus: Eifersucht ist offensichtlich auch eine Veranlagung, ein Persönlichkeitsmerkmal. Wie kann da ein Programm wie das Ihre helfen?

Blume: Die Eifersucht ist eine folgerichtige Reaktion auf unsere Vorstellung: Wer sich das Schlimmste vor Augen führt, bekommt natürlich sofort die Krise – wer sich gar nichts oder eher Harmloses ausmalt, eben nicht. Je nach Blickwinkel, hat jeder Recht - und emotional auch die Konsequenzen zu ertragen. Ich halte Eifersucht eher für eine schlechte Angewohnheit, die man ändern kann. Zugegeben, dazu benötigt man Engagement und Übung!

 

Welche Aufgaben geben Sie den Lesern Ihres Ratgebers also mit?

Blume: Erstmal sollten wir uns bewusst machen: Unsere Eifersucht ist - statistisch betrachtet - eine weitaus größere Gefahr für die vertrauensvolle Intimität, als es die Wahrscheinlichkeit, dass uns der Partner betrügt, je sein kann. Wem das klar wird, der darf beginnen, die Auslöser für sein inneres Horrorszenario zu ermitteln - vielleicht sogar mit Partner. Dabei ist es wichtig, sich nicht in Anschuldigungen und Unterstellungen zu verlieren, sondern das konkret beobachtbare Verhalten als Grundlage herzunehmen. Mein Ratgeber liefert zum Beispiel Tipps für einen konstruktiven Gesprächsverlauf.

Anschließend wird den Lesern vermittelt, wie internalisierte Schreckensbilder entlarvt und unreal werden. Mit etwas Übung entstehen daraus dann positive Bilder, die im Akutfall beruhigen sollen.

Ein weiterer Aspekt ist die gezielte Verbesserung von Selbstvertrauen und Unabhängigkeit. Motto: "Es gibt im äußersten Notfall auch ein Weiterleben ohne diesen Partner"! Denn je stabiler wir uns fühlen, umso weniger hat die Eifersucht einen Ansatzpunkt.

 

Was macht Sie so sicher, dass das funktioniert?

Blume: Jahrelange Erfahrung! Die Erlösung von der Eifersucht liegt nicht im veränderten Verhalten des Partners. Sobald jemand die Ursache für die Eifersucht in sich selbst erkennt und nicht mehr im anderen, hat er auch eine Chance, diesem ekelhaften Gefühl systematisch das Wasser abzugraben.

 

 

Blume, Jutta Dhara (2019): "Beziehungsstatus: Eifersüchtig. Vertrauen lernen – Die Liebe retten. Das effektive Selbsthilfe-Programm", Hannover: Humboldt-Verlag (216 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 9783869101088).

Zjutta-d-blume.de, Telefon (01 79) 5 96 91 01, E-Mail: webkontakt@jutta-d-blume.de

Jutta Dhara Blume wurde 1961 in Nürnberg geboren und studierte Psychologie in Bamberg. Sie hat langjährige Erfahrungen im Bereich Vertrieb/Management gesammelt und sich Anfang der 1990er Jahre den Kommunikationstechniken des Neurolinguistischen Programmierens gewidmet. Neben zahlreichen Radio-Lifesendungen beim WDR und diversen Buchveröffentlichungen zum Thema Kommunikation/Beziehungen betreibt sie seit 1996 eine Psychotherapie-Praxis - zunächst in Fürth, dann in Nürnberg und seit 2016 auch in Heideck-Schloßberg. Sie führt deutschlandweit Vertriebs- sowie Kommunikationstrainings durch und hat sich als Coach auf Themen wie Partnerschaftskonflikte, Angstzustände und akute Krisen spezialisiert. Darüber hinaus war sie Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Jena für den Schwerpunkt Vertrieb/Verkauf.

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