Corona stoppt den Spalter Stephansritt

10.12.2020, 09:00 Uhr
Corona stoppt den Spalter Stephansritt

© Foto: Jürgen Leykamm

Es war jedes Jahr die Attraktion im Spalter Land. Am zweiten Weihnachtsfeiertag bildete sich im Hopfenstädtchen ein langer Tross an Pferden und Kutschen – teilweise mit über 100 Teilnehmern –, um am traditionellen Stephansritt nach Wasserzell teilzunehmen. Nur heuer nicht.

"So lang ich mich erinnern kann, ist der Stephansritt noch nie ausgefallen", sagt Anton Zottmann, der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Spalter Land, der diesen Traditionsritt seit Jahrzehnten ausrichtet. "Wir bedauern das sehr." Auch Bürgermeister Udo Weingart ist sich sicher, dass der Ritt jedes Jahr stattfinden konnte, selbst während der beiden Weltkriege.

Noch bis vor zwei Wochen habe man im Verein überlegt, den Ritt doch durchzuführen. Aber es wäre schwer geworden, die Abstandsregeln vor allem im kleinen Wasserzell rings um die Kirche einzuhalten. Und aufgrund der verschärften Maßnahmen wäre es jetzt sowieso nicht mehr möglich.

Bis ins 19. Jahrhundert reicht die Tradition des Stephansritts zurück. Durch das Umreiten eines heiligen Ortes hat man für Ross und Reiter neue Kraft gewinnen wollen, hat vor einigen Jahren der ehemalige Spalter Stadtpfarrer Erich Schredl erklärt. Die letzten Tage des alten und die ersten Tage des neuen Jahres waren als Rauhnächte gefürchtet, in denen bedingt durch die Kälte Mensch und Tier oft krank wurden.

Statt ins Kloster nach Wasserzell

Der erste Märtyrer des christlichen Glaubens war Stephanus, der in der katholischen Kirche als Schutzheiliger der Reiter, Kutscher und Pferde gilt. Die katholischen Kirchen widmeten ihm den zweiten Weihnachtsfeiertag.


90 Reiter zogen beim Stephansritt von Spalt nach Wasserzell


Und so kam es, dass eben an diesem Tag die Tradition des Stephansritts entstand. Und welcher Ort bietet sich da besser an als die Stephanuskirche in Wasserzell. Der ehemalige langjährige Vorsitzende des Spalter Heimatvereins, Hans Rosenbauer, meint, dass dies auch aus der Geschichte der Hopfenstadt begründet sei. In Spalt habe es ja zunächst ein Kloster gegeben, wo nicht jeder rein durfte. Deshalb, so Rosenbauer, werde vermutet, dass Wasserzell die Urpfarrei für die außerhalb des Klosterns wohnenden Spalter gewesen sei.

Kein Ersatz im Frühjahr

Doch dieses Jahr wird am zweiten Weihnachtsfeiertag wohl kaum jemand nach Wasserzell reiten, um dort sein Pferd segnen zu lassen. Statt Glühwein- und Bratwurstduft wird wohl nur Stille und frische Winterluft um das Gotteshaus zu finden sein. Der Stephansritt werde auch nicht im Frühjahr nachgeholt, schickt Zottmann gleich voraus.

Dennoch gibt es auch für 2020 die heiß begehrten Teilnahme-Plaketten, "da diese ja schon hergestellt sind", wie Anton Zottmann erklärt. Sie sind ab Dienstag, 5. Januar, im Museum Hopfen Bier Gut erhältlich. Sollte das wegen eines erneuten Lockdowns nicht möglich sein, kann man sie direkt bei den beiden Vorsitzenden erwerben.

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