Corona und Wirtschaft: Es gibt auch Erfolgsgeschichten

8.6.2021, 06:04 Uhr
Die Firma Wilamed in Kammerstein produziert Atemschlauchsysteme. Damit werden Intensiv-Beatmungsplätze ausgestattet - in der Corona-Pandemie noch viel häufiger benötigt als zuvor.

© WILAmed GmbH Die Firma Wilamed in Kammerstein produziert Atemschlauchsysteme. Damit werden Intensiv-Beatmungsplätze ausgestattet - in der Corona-Pandemie noch viel häufiger benötigt als zuvor.

Ein Beispiel aus Kammerstein: Die Firma Wilamed produziert Beatmungsgeräte, Atemgasbefeuchter und Atmungsschläuche - modernste Technik, die auf Intensivstationen schon immer notwendig war, jetzt aber plötzlich in riesiger Menge. Die Nachfrage hat sich verdreifacht, sagte Geschäftsführerin Claudia Röttger-Lanfranchi schon zu Beginn der Pandemie im April 2020. Die Produktionskapazität wurde erhöht: "Unser Team wächst jeden Tag über sich hinaus, um Covid-19-Erkrankten eine geeignete Behandlung zu ermöglichen und Ärzteschaft wie Pflegepersonal im Rahmen unserer Möglichkeiten zu entlasten."

Online-Shop als Retter

In Thalmässing vertreibt die Firma Dorner "alles rund um den Bau", wie Seniorchef Friedrich Dorner auf den Punkt bringt. In den Lockdowns der ersten, zweiten und dritten Corona-Welle hat der Groß- und Einzelhändler für Werkzeuge, Eisen und Maschinen zweierlei erlebt. Zum einen: Die Großkunden durften immer beliefert werden, das hieß, "die Stahlabteilung war voll ausgelastet", berichtet Dorner senior.

Rein mengenmäßig habe man also zugelegt, etwa fünf bis zehn Prozent mehr wurde zum Beispiel an Betonstahl abgesetzt. Andererseits durfte der Laden ja einen großen Teil des Jahres nicht geöffnet sein. Der eigene Online-Shop stand da rettend zur Seite. Dorner: "Täglich verlassen 50 bis 100 Pakete unser Gelände."


Siemens Healthineers wird zum großen Corona-Gewinner


Einerseits, andererseits - dieses Erleben kennt auch Bernd Krebs. Der Gründer und Eigentümer von Toolcraft in Georgensgmünd und Spalt hatte sich für sein technologisch und individuell ausgerichtetes Maschinenbauunternehmen "noch nie in Abhängigkeiten" begeben. Sein Credo sei stets, Kunden in vielen Branchen zu haben, und Alleinstellungsmerkmale. Ein Beispiel: Toolcraft fertigt Teile für Hörgeräte. "In dem Bereich sind in der Pandemie aber 90 Prozent des Umsatzes weggebrochen", berichtet er. Bei Toolcraft sei man deshalb nicht nervös geworden, sondern habe in der Zeit Luft für anderes gehabt.

Ergebnis: "Wir haben 67 Neukunden gewonnen." Unter anderem hat in Indonesien ein Jointventure-Unternehmen, das Rat und Hilfe von Toolcraft erhält, Beatmungsgeräte für den dortigen Markt produziert. Krebs: "Dessen Umsatz hat sich verdoppelt." Auch bei Toolcraft selbst habe man gerade das erfolgreichste Quartal überhaupt hinter sich, sagt Krebs. Ach ja, merkt er noch an, in einer Branche boomt es jetzt wieder: "Ältere Menschen verlieren durch das Maskentragen öfter ihre Hörgeräte."


Roth/Schwabach: Welche Betriebe testen Mitarbeiter auf Corona?


Bei der Firma Memmert, die Niederlassungen in Schwabach und Büchenbach hat, hat das Virus ebenfalls Spuren hinterlassen. Nicht nur, weil dort seit einer Woche die Beschäftigten geimpft werden - 150 Dosen des Impfstoffs von Johnson&Johnson sind schon in die Arme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gespritzt worden. Aber auch bei Memmert werden Produkte hergestellt, die während der Pandemie besonders benötigt werden. Die Wärmeschränke von Memmert finden sich in Krankenhäusern ebenso wie in Forschungs- und Analyselaboren. Ein Kunde von Memmert hat die erste Testlösung für Covid-Tests entwickelt. Memmert liefert die für die Testkartuschen wichtigen Geräte.

Eines der umsatzstärksten Jahre

Eine gegenläufige Bewegung zu den Corona-Einbrüchen erlebt auch das Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen Biedenbacher in Kammerstein: Auf "eines der umsatzstärksten Jahre, was wir je hatten" blickt Geschäftsführer Gerhard Biedenbacher zurück. Kein Auftragsrückgang, keine Kurzarbeit. Statt dessen wurde richtig viel gearbeitet, man versuchte sogar, noch mehr Personal einzustellen, "was aber gar nicht so einfach ist". Die Aufträge: Anspruchsvolle Gärten, hochwertige Terrassenbeläge oder Whirlpools. Den Grund für die vielen privaten Aufträge sieht Biedenbacher in Corona: "Man kann nicht verreisen, gibt dafür also kein Geld aus. Also wollen viele es sich daheim schön machen."

Auch die öffentliche Hand investiere viel für mehr Grün in den Städten. Und das werde zumindest heuer noch so bleiben, "weil Wahljahr ist", glaubt Biedenbacher. Irgendwann aber werde die Pandemie auch finanziell ihren Tribut vom Staat fordern.